Bewegung in Bieler MedienszeneZwei prominente Abgänge bei Gassmann Media
Der Chefredaktor des «Bieler Tagblatts» und die Leiterin der Newsplattform «Ajour» verlassen das Bieler Medienhaus – weil sie dessen Strategie laut CEO nicht mittragen.

Die Bieler Gassmann-Mediengruppe ist ein zweisprachiges Haus mit fünf Kanälen: einerseits der neuen Newsplattform «Ajour», anderseits den vier klassischen Medienmarken «Bieler Tagblatt», «Le Journal du Jura», Radio Canal 3 und TeleBielingue. Seit «Ajour» im vergangenen März lanciert worden ist, fungiert die Plattform quasi als Eingangsportal ins Gassmann-Reich: Hier werden die Angebote der verschiedenen Redaktionen gebündelt, hier sieht man, wohin die digitale Transformation des Unternehmens gehen soll. Dieses gehört seit Anfang 2021 dem Walliser Unternehmer Fredy Bayard, der es der Familie Gassmann abgekauft hat.
Auf diesem Weg lässt Gassmann Media nun zwei prominente Köpfe zurück. Die Stelle von Lino Schaeren, Chefredaktor des «Bieler Tagblatts», ist seit Montag ausgeschrieben. Er verlasse das Unternehmen auf eigenen Wunsch per Ende April, sagt Schaeren auf Anfrage. Bei seinem Abgang wird er beinahe 15 Jahre für das «Bieler Tagblatt» gearbeitet haben, drei davon als Ressortleiter Region, ehe er im Herbst 2021 zum Chefredaktor aufstieg.
Der zweite Abgang betrifft Sophie Hostettler, die Leiterin von «Ajour», die entsprechende Gerüchte auf Anfrage bestätigt. Vor dem Job als Chefin des neuen Portals hatte sie die publizistische Leitung über alle Gassmann-Titel inne; in der Region Bern ist sie einem breiten Publikum als frühere Nachrichtensprecherin von TeleBärn bekannt. Dass sie nach der Übernahme der Leitung von «Ajour» jene für die ganze Publizistik abgegeben habe, sei ihr eigener Wunsch gewesen, hält Hostettler fest.
Dank für die Abtretenden – und leise Kritik
Für Fragen zu den Hintergründen der beiden Abgänge verweisen sowohl Schaeren als auch Hostettler, die bereits per Ende Februar aus dem Unternehmen ausscheidet, auf CEO Kevin Gander. Dieser nutzt die Gelegenheit, den beiden Aushängeschildern herzlich zu danken. Schaeren habe das «Bieler Tagblatt» «mit viel Engagement auf den ersten Schritten in die digitale Zukunft begleitet», so Gander. Und auch Hostettler spreche er «für ihren Effort als Leiterin von Ajour und zuvor als publizistische Leiterin meinen grössten Dank aus».
Auf Gerüchte, wonach es um die Stimmung bei Gassmann Media nicht allzu gut stehe, geht Gander nur zurückhaltend ein. Schaeren und Hostettler hätten für sich realisiert, dass sie nicht genügend hinter dem eingeschlagenen Weg zur Umsetzung der Strategie stehen könnten. «Vor diesem Hintergrund anerkenne ich es als menschliche Stärke der beiden, sich zurückzuziehen, wenn sie merken, dass sie nicht mehr am richtigen Ort sind.»
Man gehe «im Guten auseinander», findet Gander. Aber: «Wir befinden uns in einer für das Unternehmen entscheidenden Phase. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, müssen wir die Transformation schnell vorantreiben.»
Die Nachfolge von Schaeren als Chefredaktor des «Bieler Tagblatts» soll laut der Stellenausschreibung gleichzeitig die publizistische Leitung über die anderen Kanäle übernehmen. Diese Funktion wäre laut CEO Gander ohnehin wieder ausgeschrieben worden, da es für die nächste Phase der Transformation «eine publizistische Leitung mit Gesamtsicht» brauche.
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