Zwei Berner Unternehmer wegen Betrugs vor Gericht
Seit Mittwochmorgen stehen zwei Unternehmer aus Bern vor Gericht. Sie sollen Banken mit fiktiven Leasings um mehrere Millionen Franken betrogen haben

Am kantonalen Wirtschaftsstrafgericht hat am Mittwoch ein Prozess gegen zwei Berner Unternehmer begonnen. Ein Staatsanwalt wirft ihnen hauptsächlich vor, mit fiktiven Leasings industrieller Maschinen mehrere Finanzgesellschaften namhaft geschädigt zu haben.
Den Geldinstituten sei vorgegaukelt worden, es seien Maschinen von der Firma des einen Angeklagten zu Firmen des anderen geliefert worden, obwohl das gar nicht der Fall gewesen sei. Das schreibt Staatsanwalt Markus Scholl in seiner am Mittwoch vom Gericht Medienvertretern abgegebenen Anklageschrift.
Der Hauptangeklagte soll dazu auch Bankgarantien gefälscht und drei Fahrzeuge verkauft haben, obwohl diese nur geleast gewesen seien. Betrug, Veruntreuung, Misswirtschaft und Urkundenfälschung wirft Stoll dem Mann vor, der Geschäftsführer in drei mechanischen Betrieben war.
Es geht laut dem Gericht um einen Deliktsbetrag von vier Millionen Franken. Acht Privatkläger listet die Anklageschrift auf. Diesem Papier zufolge soll der Mann mit den Taten versucht haben, das Überleben seiner Firmen zu sichern. Diese hätten in den Jahren 2008/09 dringend liquide Mittel benötigt. Die mutmasslich deliktischen Tätigkeiten wurden vor allem im Oberaargau begangen.
Ein Angeklagter erschien nicht
Drei Stunden nachdem am Mittwoch der Prozess begonnen hatte, war er auch schon zu Ende: Der Hauptangeklagte erschien nicht zur Verhandlung. Sein Verteidiger sagte, der Mann wohne im Ausland. Er verfüge heute nur noch über ein bescheidenes Einkommen. Aus finanziellen Gründen könne er nicht am Prozess teilnehmen.
Das Gericht wertete das Fernbleiben des Mannes in einem Zwischenentscheid als unentschuldigt. Es entschied auch, das Verfahren gegen den anwesenden Unternehmer nicht vom Verfahren gegen den abwesenden Angeklagten zu trennen.
Es befragte in der Folge den anwesenden Beschuldigten. Dieser sagte dem Gericht, der Hauptangeklagte sei ein guter Kunde seiner Firma gewesen, habe immer rechtzeitig bezahlt und dessen Betrieb habe ordentlich ausgesehen. Er habe dem Mann vertraut.
Dass er mitunter ein Pro-Forma-Lieferant von Maschinen gewesen sei, sei ihm bewusst gewesen. Er habe aber geglaubt, bei den Leasinggeschäften gehe alles korrekt zu. Im Nachhinein sei er aber trotzdem «aus allen Wolken gefallen». Der Staatsanwalt wirft ihm gewerbsmässigen Betrug, eventuell Gehilfenschaft dazu, mit einer Gesamtdeliktsumme von 2,4 Millionen Franken vor.
Scholl sagt, dieser Mann habe als vermeintlicher Lieferant von Maschinen die Betrugshandlungen des anderen Angeklagten überhaupt erst ermöglicht. Den ihm jeweils von den Geldinstituten überwiesenen Kaufpreis für die Maschinen habe er nach Abzug einer Provision an eine der Firmen des anderen Angeklagten überwiesen.
Das Gericht wollte ursprünglich das Urteil in diesem Fall am Freitag eröffnen. Nun hat es die Verhandlungen abgebrochen und will sie wieder aufnehmen, wenn ein neuer Termin gefunden ist.
In Mailand 160'000 Franken «verschleudert»
Dass es zum Prozess gegen die beiden Männer kam, geht auf eine Selbstanzeige des Hauptangeklagten zurück. Das sagte der anwesende Angeklagte in seiner Einvernahme, was vom Verteidiger des Abwesenden und Staatsanwalt Scholl auf Anfrage bestätigt wurde.
Er schreibt in seiner Anklageschrift auch, der Mann habe 2009 in Mailand rund 160'000 Franken Firmenvermögen «verschleudert». Der Hauptangeklagte habe nämlich - ohne vorher Abklärungen über die Person vorzunehmen - von einem Mann in der Wandelhalle einer Bank eine Million Franken Darlehen in Tausendernoten entgegennehmen wollen.
Sechs Noten seien echt gewesen. Bei den anderen habe es sich um in Plastik eingeschweisste Farbkopien gehandelt. Die 160'000 Franken sollten eine Anzahlung für ein Darlehen von letztlich drei Millionen Franken sein.
SDA/abe
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