Umbau bewies: Es geht autofrei
Ein Ja am 27. September zum autofreien Bahnhofplatz stütze die städtische Verkehrspolitik der letzten Jahre, sagen die Befürworter. Sie fordern zudem begleitende Massnahmen gegen den Mehrverkehr in den Quartieren.
Wie anstrengend der Kampf gegen den Verkehr sein kann, demonstrierten gestern die Stadträtinnen Stéphanie Penher (GB), Barbara Streit (EVP) und Stadtrat Michael Aebersold (SP). Vor dem Restaurant Tibits brachten die drei namens des Initiativ-Komitees die Argumente für einen autofreien Bahnhofplatz an die Medien – beinahe schreiend, um das Brüllen des Verkehrs zu übertönen. Als Mitstreiter und Vertreter «der vernünftigen Gewerbler» ebenfalls anwesend war Tibits-Mitbegründer Daniel Frei. «Wir bewirten täglich über 1000Gäste, viele davon wünschen sich einen ruhigeren Platz zum Verweilen», so Frei. Kein Verkehrskollaps Die Befürchtung der Gegner, ein autofreier Bahnhofplatz führe zum Verkehrskollaps, ist laut den Initianten unbegründet. «Der Umbau des Bahnhofplatzes hat bewiesen, dass es funktioniert», so Michael Aebersold. Er erinnerte an die Geschichte des Bahnhofplatzes und verwies auf verschiedene, seit den 90er Jahren ergriffene Massnahmen, die den motorisierten Verkehr auf der Achse Bollwerk-Laupenstrasse um 15 Prozent von täglich 33000 auf 26000 Motorfahrzeuge reudziert hätten. Aebersold wies auch darauf hin, dass die aktuelle Situation nur eine Übergangslösung sei. Bereits in den 90er-Jahren hätten viele der Teilnehmer des Öffentlichkeits-Forums die Vision eines autofreien Bahnhofplatzes gehabt. «Diese umzusetzen wäre ein logischer Schritt.» Nicht die Verbannung des Autos, sondern jedem Verkehrsmittel den richtigen Platz zuzuweisen, ist dabei die Idee. Für den öffentlichen Verkehr, Zulieferer, Velos, Taxis und Blaulichtorganisationen bliebe der Bahnhofplatz damit offen. Der Privatverkehr dagegen soll durch die Bahnhofdurchfahrt oder über die Autobahnen geführt werden. Dies soll die täglichen Fahrten auf maximal 3500 reduzieren. Es sei der Privatverkehr, der den Bahnhofplatz am stärksten belaste, erklärte Penher. Den Beweis sollte eine vom Komitee ad hoc durchgeführte Verkehrszählung liefern: In 23Minuten fuhren in beiden Fahrtrichtungen 504Fahrzeuge über den Platz. 330 davon waren Personenwagen, 60 Lieferwagen. Die Quartiere Besonderes Augenmerk richtet das Komitee für einen autofreien Bahnhofplatz auf die Quartiere. Dort sollen begleitende Massnahmen Mehrverkehr verhindern. Verkehrsberuhigende Massnahmen wie an Länggasse und Neubrückstrasse sollten auf weitere Quartiere ausgeweitet werden, so Penher. Zudem würden die Quartiere dank eines effizienten und umweltfreundlichen Verkehrssystems im Zentrum weniger befahren. «Die Wohnbevölkerung kann öfter auf das Velo oder den öffentlichen Verkehr umsteigen.» Den vom ehemaligen Berner Stadtplaner Jürg Sulzer im BZ-Interview vom Samsatg vorgebrachte Einwand, ein autofreier Bahnhofplatz würde mittels Sondergenehmigungen letztlich wieder von fast allen befahren, lässt Penher nicht gelten. «Planer haben eine technokratische Sichtweise und vergessen dabei den Menschen, der sich ändern kann und soll.» Urbanes Lebensgefühl Für die Initianten ist klar: Ein autofreier Bahnhofplatz ist die Visitenkarte Berns, vermittelt ein urbanes Lebensgefühl, stützt die städtische Verkehrspolitik der letzten Jahre und soll dazu beitragen, den Verkehr in der ganzen Stadt weiter zu reduzieren. Am 12.September will das Komitee unter anderem auf dem Bahnhofplatz die Bevölkerung informieren. Nach der Medienkonferenz räumten die Vertreterinnen und Vertreter des Pro-Komitees den Bahnhofplatz – zuversichtlich, dass sie das nächste Mal nicht mehr gegen den Verkehr anschreien müssen. Andrea Sommer>
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