«Ich sehe es als Ehre für meine Familie»
Ittigen ehrt zwei Persönlichkeiten, die in der Gemeinde vieles bewegt haben. Zwei Treppen werden nach ihnen benannt.
Auch mit 91 Jahren steht Marthe Gosteli noch jeden Tag im Archiv zur Geschichte der schweizerischen Frauenbewegung in Worblaufen. Sie hat es 1982 gegründet und nennt es «eine Heimat für die Geschichte der Gleichberechtigung». Es ist eine Geschichte, die sie selbst mitgeprägt hat. Für ihr grosses Engagement wurde die Frauenrechtlerin gestern von der Gemeinde Ittigen geehrt. Die neue Treppe beim Gemeinschaftszentrum Casappella in Worblaufen heisst jetzt «Gosteli-Treppe». Dass nun ein Bauwerk ihren Namen trägt, freut Marthe Gosteli. «Ich betrachte es aber eher als eine Ehrung für meine Familie, nicht für mich persönlich», sagt sie. Sie sei der Gemeinde sehr dankbar, und «meine Eltern hätten sicher sehr Freude». Schliesslich habe auch die Familie Gosteli der Gemeinde im Verlauf der Jahre einige Zugeständnisse gemacht. «Zuerst kam die Eisenbahn, die unser Bauerngut durchtrennte, später die Solothurn-Bahn, die Autobahn und das Schulhaus.» Und man habe nicht immer die entsprechende Entschädigung erhalten, merkt sie an. Immer noch «guet zwäg» Marthe Gosteli wurde 1917 in Worblaufen geboren und wuchs auf dem Bauernhof ihrer Familie auf. Sie setzte sich ihr Leben lang für die Rechte der Frauen ein und hat entscheidend dazu beigetragen, dass die Stimmbürger 1971 das Frauenstimmrecht annahmen. Später gründete sie die Gosteli-Stiftung und das Archiv, das sich in ihrem Elternhaus in Worblaufen befindet. Gott sei Dank, sei sie noch «guet zwäg – auch im Kopf», wie sie hinzufügt. Deshalb arbeite sie auch immer noch im Archiv, das die Nachlässe von Frauenverbänden und Privaten verwaltet. Das Archiv sei jedoch so organisiert, dass der Betrieb auch ohne sie laufen würde. «Ich habe dort sehr gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.» Was die gleichen Rechte für Männer und Frauen angeht, sieht die 91-Jährige auch heute noch Verbesserungspotenzial. Noch immer würde das männliche Denken dominieren, was vielen Frauen gar nicht bewusst sei. «In alle Belange der Gesellschaft sollte auch der weibliche Blickwinkel hineinkommen.» Man dürfe aber nicht nur von den Rechten reden, so Gosteli. Wichtig sei auch, nicht zu vergessen, was für einen enormen Beitrag die Frauen in der Gesellschaft leisteten. Die Frauenbewegung des letzten Jahrhunderts nennt sie «eine der grössten und unblutigsten Revolutionen, die es je gegeben hat». Die Gugger-Treppe zum Rain Nebst der Gosteli- wurde gestern auch die Gugger-Treppe eingeweiht. Der vor drei Jahren verstorbene Hans Gugger war ein Förderer der bernischen Kultur- und Kunstgeschichte. 1921 in Münsingen geboren, machte er bei der Firma Stämpfli&Cie in Bern eine Buchdruckerlehre. Später war er in derselben Firma Direktor des Ressorts Technischer Betrieb. Nebst seiner beruflichen Laufbahn beschäftigte sich Hans Gugger ausgiebig mit Kulturellem, wobei sein spezielles Interesse der Orgel galt. Zudem erforschte er die Vergangenheit der Gemeinde Ittigen. Nachzulesen ist sie in der Chronik «Eine junge Gemeinde mit alter Geschichte». Und nun wurde die bisher unbenannte Treppe von der Papiermühle zum Rain auf seinen Namen getauft. Nicole Hättenschwiler >
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