Zenmeister zähmen Wiener Furien
Ein klassischer Aufbruch und ein monumentales Vermächtnis: Zum Abschluss des Lucerne Festival bewegten sich die Wiener Philharmoniker mit Altmeister Bernard Haitink und dem Pianisten Murray Perahia zwischen Extremen.

Man muss ganz genau hinschauen, um in den Reihen der Wiener Philharmoniker eine Frau zu entdecken. Immerhin dürfen die Frauen an diesem Abend in der Musik auftrumpfen: Als Rachegöttinnen im Mittelsatz von Beethovens viertem Klavierkonzert. Gnadenlos scheinen die Furien hier Orpheus in der Unterwelt den Tarif durchzugeben. Und selten erscheint das Drama so anschaulich wie jetzt. Vollmundige Streicher treffen auf einen Pianisten, der feinste Töne zwischen Trauer und Angst anschlägt, die allmählich wachsen und das Wunder vollbringen: die Wiener Furien zu besänftigen. Es ist ein Triumph des Leisen, verwirklicht von zwei grossen Figuren, die etwas Zenmeisterliches ausstrahlen.