Yannick Toure ist zurückDie Rückkehr eines verlorenen YB-Sohnes
Der Berner Stürmer ist bei den Young Boys ein alter Bekannter. Und erhält wie so viele vor ihm nach einem gescheiterten Versuch im Ausland eine zweite Chance.

In der Nachwuchsabteilung der Young Boys machte sich eine leichte Empörung breit. Eines der hoffnungsvollsten Talente ging verloren, folgte mit nur 17 Jahren der grossen Verheissung Premier League. Yannick Toure war U-20-Nationalspieler, Stürmer in der U-21 bei YB – und als er 2018 seinen Jugendverein für Newcastle United verliess, erntete er dafür nicht nur Verständnis.
Die Differenzen von damals bezeichnet YB-Sportchef Christoph Spycher heute als ausgeräumt. Schon vor einem Jahr habe man sich mit Toure und seiner Familie ausgesprochen. Am Montag geben die Young Boys bekannt, dass der verlorene Sohn zurückkehrt: Toure erhält beim Meister einen Vertrag bis 2024, weil sein Kontrakt in England nicht erneuert wurde, können ihn die Young Boys ablösefrei übernehmen. «Wir freuen uns, dass es mit dieser Rückkehr geklappt hat», lässt sich Spycher in der Medienmitteilung zitieren.
«Ihn wird man aufbauen müssen»
Am Samstag am Rande des Cupspiels in Littau (4:1) sagt er aber auch: «Solche Transfers sind immer auch ein Projekt, diesen Spieler wird man aufbauen müssen.» Tatsächlich ist Toures Engagement bei Newcastle nicht nach Wunsch verlaufen. In drei Jahren kam er in der U-23-Mannschaft 36-mal zum Einsatz, erzielte 9 Tore.
Aus Sicht der Young Boys folgt der Transfer einem Muster. 2013 verliess ein gewisser Kevin Mbabu seinen Jugendverein Servette ebenfalls in Richtung Newcastle, er wurde im Nordosten Englands ebensowenig glücklich. 2016 holte ihn YB nach Bern, damals unter Sportchef Fredy Bickel, stattete ihn später mit einem Vertrag aus – und verkaufte ihn 2019 für über zehn Millionen Franken in die Bundesliga zu Wolfsburg.
«Auch Mbabu musste man damals aufbauen», sagt Spycher, der als Talentmanager auch bei diesem Transfer schon nahe am Geschehen war. Transfers wie Djibril Sow (nach schwierigen Zeiten bei Mönchengladbach) oder Alexandre Jankewitz (nach drei Jahren bei Southampton) folgen einem ähnlichen Konzept, auch wenn Sow deutlich fitter war, als er in Bern ankam, und auch Jankewitz immerhin noch im März bei der U-21-EM gespielt hatte.
Lefort und Monteiro fallen aus
Sein letztes Wettbewerbsspiel über 90 Minuten bestritt Toure im Dezember 2020, entsprechend behutsam wird er bei den Young Boys aufgebaut werden. Im Sturm tun sich beim Meister vor dem Playoffhinspiel zur Champions League gegen Ferencváros am Mittwoch zwar keine Lücken auf, dennoch fällt mit Joel Monteiro ein Angreifer der hinteren Garde noch länger verletzt aus. Der 22-Jährige muss sich am linken Knie operieren lassen, fehlt mindestens acht Wochen. Überhaupt häufen sich beim Meister gerade die Verletzungssorgen: Nach dem Ausfall von David von Ballmoos und Sandro Lauper wird YB auch auf Jordan Lefort bis nach der anstehenden Länderspielpause verzichten müssen: Der Verteidiger muss mit einer Muskelverletzung an der Wade pausieren.
Moritz Marthaler schreibt für Tamedia seit 2010 in wechselnden Rollen über Sport- und Gesellschaftsthemen.
Mehr Infos@momarthalerFehler gefunden?Jetzt melden.