Swatch kritisiert Wettbewerbshüter
Erneut gerät die Uhrwerkherstellerin ETA ins Visier der Wettbewerbskommission. Die Behörde untersucht, ob die Tochterfirma der Swatch Group die Konzernmarken bevorzugt behandelt. Die Uhrengruppe spart nicht mit Kritik.
Seit Montag läuft eine Untersuchung der Wettbewerbskommission (Weko) gegen die ETA Manufacture Horlogère Suisse SA. Die Wettbewerbshüter hegen den Verdacht, dass die ETA bei den mechanischen Uhrwerken ihre marktbeherrschende Stellung missbraucht. Insbesondere interessiert die Behörde, ob die Tochtergesellschaft des weltweit grössten Uhrenkonzerns Swatch Group Drittkunden benachteiligt. Konkret geht es darum, ob die konzerninternen Uhrenmarken bessere Konditionen von der ETA erhalten als die Konkurrenten.
Die ETA ist eine bedeutende Herstellerin von Uhrwerken. Das Unternehmen mit Sitz in Grenchen beliefert nicht nur die Uhrenmarken der Swatch Group wie Swatch, Omega, Tissot, Longines, Rado und Certina. Auch Mitbewerber der in Biel beheimateten Swatch Group beziehen Uhrwerke von ETA.
Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Swatch Group mit Uhrwerken und Komponenten für Dritte einen Umsatz von 659 Millionen Franken. Darin enthalten ist aber nicht nur der Umsatz der ETA, sondern auch von anderen Swatch-Produktionsfirmen wie Nivarox-FAR. Zum Vergleich: Mit Swatch-eigenen Marken erzielte die ETA einen Umsatz von 1,1 Milliarden Franken.
Hinweise auf Verstösse
Ausschlag für die laufende Untersuchung gegen die ETA gab eine im November 2008 eröffnete Vorabklärung der Weko. Diese habe Anhaltspunkte ergeben, wonach die ETA gegen das Kartellgesetz verstosse. Auslöser für die Voruntersuchung waren diverse Klagen, die beim Sekretariat der Weko eingegangen waren. Erst im Herbst 2008 hatte die ETA Preiserhöhungen und Änderungen der Zahlungskonditionen für Uhrwerke für ihre Kunden fürs laufende Jahr bekannt gegeben.
Eine Untersuchung durch die Weko dauert etwa ein Jahr. Es gibt drei Möglichkeiten, wie das Verfahren ausgehen kann:
- Die Weko kommt zum Schluss, dass die ETA ihre marktbeherrschende Stellung nicht missbraucht.
- Die Weko urteilt, dass die ETA ihre marktbeherrschende Stellung missbraucht. In diesem Fall droht eine Busse von bis zu zehn Prozent des in den vergangenen drei Geschäftsjahren in der Schweiz erwirtschafteten Umsatzes. Dabei handle es sich jedoch um einen «theoretischen Wert», sagte Patrik Ducrey, stellvertretender Direktor der Weko, auf Anfrage. Die Sanktion bemesse sich vielmehr nach der Dauer und der Schwere des «unzulässigen Verhaltens».
- Die Swatch Group und die Weko erzielen eine Einigung.
Die Swatch Group sieht der laufenden Untersuchung gelassen entgegen. Der Konzern sei überzeugt, dass die Ergebnisse wieder positiv für die ETA ausfallen würden, teilte die Gruppe gestern mit.
Allerdings bemängelt das Unternehmen den Zeitpunkt des Verfahrens: «Seit rund einem Jahr erhält ETA auf Grund der Konjunkturlage massive Bestellungsannullierungen und –verschiebungen seitens fast aller Drittkunden», schrieb die Swatch Group weiter. Dies geschehe «ohne Rücksicht auf Personal, Infrastruktur sowie die Investitionen, die durch den ständigen Druck der Weko auf Grund der Klagen Dritter in erheblichem Ausmass auch bei ETA getätigt wurden». Wegen der weltweiten Rezession kämpft die Schweizer Uhrenindustrie mit einem der schärfsten Nachfragerückgängen der vergangenen 20 Jahre.
Die Abhängigkeit vor allem von kleinen Uhrenherstellern von der ETA hatte bereits vor fünf Jahren die Wettbewerbsbehörde auf den Plan gerufen. Gegenstand der damaligen Untersuchung war die Ankündigung des Unternehmens, die Liefermengen von sogenannten Ebauches per 1.Januar 2003 zu reduzieren und die Lieferungen ab dem Jahre 2006 gänzlich einzustellen.
Einigung vor fünf Jahren
Ebauches sind die rohen Bestandteile eines mechanischen Uhrwerks in Form eines Bausatzes. Zusammen mit dem Assortiment – gemeint ist der steuernde Teil eines mechanischen Uhrwerks – ergibt jener Bausatz das mechanische Uhrwerk. Das Verfahren endete 2004 mit einer einvernehmlichen Regelung zwischen der Wettbewerbskommission und der ETA. Die Tochtergesellschaft der Swatch Group verpflichtete sich, ihre bisherigen Kunden bis Ende des Jahres 2010 mit Ebauches weiter zu beliefern.
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