Public Eye reicht Strafanzeige gegen Glencore ein
Die Bundesanwaltschaft soll undurchsichtige Geschäfte von Glencore im Kongo untersuchen. Weil sie nicht selber aktiv wurde, reicht nun Public Eye Strafanzeige gegen Glencore ein.

Im Zentrum steht ein unglaublicher Preisabschlag: Statt der ursprünglich geforderten 585 Millionen Dollar musste der Schweizer Rohstoffkonzern Glencore 2008 der Demokratischen Republik Kongo nur 140 Millionen für die Lizenz zum Schürfen in der Kupfermine Katanga zahlen. Die Nichtregierungsorganisation Public Eye glaubt seit langem, dass dieser Deal nur mit Schmiergeldern zustande kam. Jüngste Recherchen zu den Paradise Papers des Journalistennetzwerks nährten die Zweifel weiter.
Dubioser Mittelsmann
Der Bundesanwaltschaft (BA) genügten die Verdachtsmomente nicht für die Aufnahme von Ermittlungen. Gestern handelte Public Eye selber: Die Organisation reichte Strafanzeige gegen Glencore ein. Die BA müsse dem Korruptionsverdacht endlich auf den Grund gehen, schreibt sie in einer Mitteilung. Selbst der renommierte Schweizer Korruptionsexperte Mark Pieth sieht genug Indizien, wie er im Interview mit dieser Zeitung darlegte: «Das Unternehmen wird erklären müssen, weshalb ein Agent innert nur weniger Tage einen derart ausserordentlichen Preisabschlag herausholen konnte.»
«Es gibt genügend Indizien dafür, eine Untersuchung zu eröffnen.»
Der Agent, den Pieth meint, ist der israelische Geschäftsmann Dan Gertler, dessen Name schon öfters mit Schmiergeldzahlungen an afrikanische Amtsträger in Verbindung gebracht worden ist. Am deutlichsten geschah dies 2016 in einem Prozess in den USA. Der dort erwähnte «israelische Geschäftsmann» wurde von verschiedener Seite als Gertler identifiziert.
Bisher haben sowohl Glencore wie Gertler stets bestritten, dass es illegale Handlungen gegeben habe. Glencore schrieb im November, man habe den Preis für die Schürfrechte bereits vor dem Engagement Gertlers abgemacht. Dass dieser für das Unternehmen arbeitete, streitet Glencore nicht ab. Beendet wurde die Zusammenarbeit erst nach dem Abschluss des US-Prozesses.
Bundesanwalt prüft Anzeige
Die BA bestätigte gestern auf Anfrage den Eingang der Anzeige. Man werde sie prüfen. Formell muss sie jedoch nicht automatisch ein Verfahren eröffnen.
Public Eye möchte, dass die BA überprüft, ob Glencore seiner Pflicht zur Verhinderung illegaler Verhaltensweisen nachgekommen ist (Artikel 102 des Schweizer Strafrechts). Ein weiterer Ansatzpunkt für Ermittlungen böte der Artikel 322 (Bestechung ausländischer Amtsträger).
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