It's the economy, stupid
Die Person Trump bleibt unbeliebt. Starke Zahlen aus der Wirtschaft jedoch stützen ihn und könnten Wähler über seine Basis hinaus anziehen.

Amerikas Blick auf den Präsidenten ist gespalten. Weniger als ein Drittel der Stimmbürger beurteilen ihn günstig, und selbst die Republikaner lehnen seine Person ab. Doch eine Wirtschaft, die mehr und mehr Kraft gewinnt, nützt ihm. Zum ersten Mal schätzt eine Mehrheit die Wirtschaftspolitik von Donald Trump positiv ein. Überraschend legt er in dieser Hinsicht auch bei jüngsten Wählern zu. Dies verunsichert die Demokraten. Sie wissen, dass eine boomende Wirtschaft Bill Clinton 1992 die Wahl gesichert hatte.
Das letzte Mal, als die Arbeitslosenquote unter 4 Prozent fiel, war 2000, bevor die Internetblase platzte. Jetzt ist es wieder soweit. Nur noch 3,9 Prozent der Erwerbssuchenden sind derzeit ohne Stelle; und die Zahl soll gemäss der US-Notenbank vor den Wahlen 2020 noch weiter sinken. Zum letzten Mal hatte die Wirtschaft in den späten 1960er-Jahren eine vergleichbar starke Beschäftigungslage geschaffen. Die Wirtschaftslage war gemäss dem Pew Research Center in den Wahlen stets die Sorge Nummer eins oder zwei für die Wähler. Das dürfte sich kaum ändern.
Wähler geben Trump Kredit
Die Konsumentenstimmung ist stark, und die Zuversicht der KMU-Betriebe für die kommenden Jahre notiert auf einem Allzeithoch. Präsident Barack Obama und die US-Notenbank legten zwar die Basis für den Aufschwung. Unter ihrer Führung sank die Arbeitslosenquote von 10 auf unter 5 Prozent, und der Aktienmarkt – der Spiegel, in dem sich Trump selber betrachtet – war auf Rekordjagd. Lange Zeit gaben die Wähler Obama dafür auch den verdienten Kredit. Vor einem Jahr noch etwa bezeichneten 58 Prozent Obama als Architekten des Aufschwungs. Doch seit dem Winter hat die Stimmung gekehrt, wie eine repräsentative Umfrage der angesehenen Quinnipiac-Universität zeigt. Nun geben 54 Prozent Trump den Kredit für die starke Wirtschaft.
«Trump entwickelt sich zu einem der erfolgreichsten Wirtschaftspräsidenten der modernen Zeit», schreibt Alfredo Ortiz, Präsident des Job Creators Network, einer Interessengruppe der KMU-Betriebe. Er macht vor allem geltend, dass die Arbeitslosenquote der Latinos und Afroamerikaner auf ein historisches Tief gesunken ist. Latinos und Afroamerikaner wählen überwiegend demokratisch. Ihnen hat Hillary Clinton die Stimmenmehrheit zu verdanken, die 2010 freilich nicht zur Wahl reichte. Das muss den Demokraten zu denken geben, umso mehr, als inzwischen sogar eine knappe Mehrheit der Demokraten Trump als Verantwortlichen des Wirtschaftsbooms bezeichnen – und nicht mehr seinen Vorgänger Barack Obama.
Noch mehr verunsichert hat eine neue Umfrage von Reuters/Ipsos. Sie wollte wissen, was die 18- bis 34-Jährigen von Trump halten. Dies ist die Generation, die 2020 die grösste Wählerschicht stellt. Ihr Gesamturteil ist äusserst negativ, aber überraschenderweise ist die Zahl der Millennials gewachsen, die den Republikanern in Sachen Wirtschaftspolitik mehr trauen als den Demokraten. Die meisten sind noch unentschlossen, wie sie wählen wollen. Aber die Mehrheit bezeichnet sich als unabhängig und ist damit noch zu gewinnen. Ihr Urteil zur Wirtschaftslage ist gemäss Ökonomen mit ihren persönlichen Verhältnissen zu erklären. Millennials verdienen im Schnitt 20 Prozent weniger als die Babyboomer vor zehn Jahren.
Clinton segelte mit dem Boom
Die Ausgangslage ähnelt auffällig den 1990er-Jahren. Bill Clinton gewann 1992, indem er sich auf die Wirtschaft konzentrierte und ein massives Investitions- und Deregulierungsprogramm skizzierte. «It's the economy, stupid», riet ihm damals sein Wahlberater James Carville – «es ist die Wirtschaft, die zählt». Nach dem Auffliegen des Sexskandals mit Monica Lewinsky 1998 geriet Clinton noch tiefer in den Sumpf als heute Trump. Gerade noch 30 Prozent der Amerikaner sprachen ihm persönlich das Vertrauen aus, doch 60 Prozent lobten ihn wegen der boomenden Wirtschaft für seine Amtsführung.
Die offiziellen Wirtschaftsdaten vermitteln freilich nur ein unvollständiges Bild. So hinken die Löhne noch immer dem Wirtschaftswachstum hinterher. Und auch die allgemeine Beschäftigungsrate hat den Stand von vor der Rezession von 2009 nicht erreicht. Derweil aber gibt es 6,3 Millionen offene Stellen. Dies sei ein Zeichen für einen weiter anhaltenden Aufschwung, sagt John Williams, der neue Präsident der New Yorker Notenbank. «Wir erleben die stärkste Wirtschaft seit Jahrzehnten», sagte er kürzlich in Santa Rosa. Die Arbeitslosenquote soll sogar auf 3,5 Prozent sinken, so tief wie letztmals 1969, und wird gemäss Williams in diesem Jahr noch deutlich höhere Löhne bringen. Mit einem Rückschlag sei vorderhand nicht zu rechnen. «Rezessionen passieren nicht einfach so, auch im neunten Jahr eines Aufschwungs nicht.»
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