Bundesrat zum CoronavirusSchulen bleiben bis 4. April geschlossen +++ Veranstaltungen ab 100 Personen verboten
Drastische Massnahmen in der Schweiz gegen die Corona-Krise: Was die Landesregierung beschlossen hat.
Video: Pressekonferenz des Bundesrates im Livestream
Das hat der Bundesrat entschieden:
- Alle Schweizer Schulen bleiben bis am 4. April geschlossen.
- Ab sofort bis Ende April verbietet der Bundesrat alle Veranstaltungen ab 100 Personen.
- In Restaurants, Bars und Diskotheken dürfen sich maximal 50 Personen aufhalten.
- Der Bundesrat greift auch der Wirtschaft unter die Arme. Er hat 10 Milliarden Franken Soforthilfe bewilligt
Im Fürstentum Liechtenstein bleiben ab Montag alle Schulen, Kinderhorte und Spielgruppen geschlossen. Dies hat die Regierung in der Nacht auf Freitag beschlossen, um die Ausbreitung des Coronavirus zu hemmen. Die Massnahme gilt bis zu den Osterferien.
Geschlossen werden die öffentlichen und privaten Bildungseinrichtungen, wie es im Communiqué vom Freitag heisst. Tagesfamilien seien von der Massnahme nicht betroffen.

In zwingenden Fällen soll es in Kitas, Kindergärten und Primarschulen ein Überbrückungsangebot bis zum 20. März geben. «Dieses ist für Familien, die absolut keine andere Betreuungsmöglichkeit haben, um sich auf die neue Situation einzustellen», schreiben die Behörden.
Eltern von schulpflichtigen Kindern können sich an eine Hotline des Schulamts wenden. Die Liechtensteiner Regierung kündigte weitere Massnahmen an, die am Freitag erlassen werden. Um 16 Uhr will die Regierung an einer Medienkonferenz über die aktuelle Lage informieren.
Die Zahl der Coronavirus-Toten in der Schweiz ist auf sieben gestiegen. Das Bundesamt für Gesundheit meldete zudem 815 bestätigte Fälle von Infektionen. Es rechnet damit, dass Massnahmen, wie sie im Tessin ergriffen wurden, bald für die ganze Schweiz gelten könnten.
Zu den Donnerstagmittag publizierten 815 bestätigten Fällen kamen noch 43 dazu, für die die definitive Bestätigung noch ausstand. Am Mittwochmittag waren es noch 613 bestätigte Fälle gewesen. Lediglich die Kantone Obwalden und Appenzell Innerrhoden haben noch keine positiven Fälle gemeldet. Neu meldete auch Uri zwei Erkrankungsfälle.
Insgesamt starben in der Schweiz bisher sieben Personen an der Covid-19-Infektion, zuletzt eine 67-jährige Patientin aus Basel-Stadt. Sie litt laut Angaben des Kantons an schweren Vorerkrankungen.
Tessiner Massnahmen bald in der ganzen Schweiz?
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) rechnet damit, dass Massnahmen, wie sie im Tessin ergriffen wurden, bald für die ganze Schweiz gelten könnten. «Der Rest der Schweiz wird nachziehen», sagte Daniel Koch, Leiter vom Bundesamt für Gesundheit (BAG).
Damit sollen Risikogruppen geschützt und die Überlastung der Spitäler verhindert werden, sagte Koch, Leiter Übertragbare Krankheiten des BAG, am Donnerstag gegenüber Radio SRF in der Sendung «Heute Morgen».
Mehr Rekruten bleiben in der Kaserne
In allen Tessiner Gerichten finden die Verhandlungen per sofort unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Zu jeder Zeit müssen Sicherheitsabstände eingehalten werden. Das Händeschütteln ist verboten. Die Schweizer Armee behält über das kommende Wochenende mehr Rekruten in den Kasernen, um die Epidemie nicht anzuheizen.
Auch in Liechtenstein wurden die Massnahmen verschärft. Das Nachbarland kündigte an, alle öffentlichen Hallenbäder zu schliessen. Diese sollen bis Ende März zu bleiben.
SVP verlangt Schliessung der Grenzen
Die SVP forderte angesichts der Coronavirus-Pandemie die sofortige Schliessung aller Landesgrenzen für Personen. Einzig der Warenverkehr dürfte noch zirkulieren. Zudem verlangt die Partei die Vorbereitung der Not- und Armeespitäler «für den Ernstfall».
SP kommt mit Drei-Punkte-Programm
Die SP schlug derweil eine «Drei-Pfeiler-Strategie» vor. Diese sieht kurzfristige Massnahmen für die Wirtschaft wie etwa die Ausdehnung und Erleichterung der Kurzarbeitsentschädigungen sowie im Gesundheitswesen Schutzmassnahmen für das Personal vor. Für die Zeit nach Ende der Pandemie soll der Bundesrat nach dem Wunsch der Partei ein Konjunkturprogramm vorbereiten.
Schluss mit Eishockey
Der in Genf tagende UNO-Menschenrechtsrat wird seine laufende Sitzung wegen der Ausbreitung des Coronavirus am Freitag abbrechen. Und die Saison der Schweizer Eishockeymeisterschaft wird abgebrochen.
Swiss fliegt trotz Einreisestopp in die USA
Der amerikanische Einreisestopp für Menschen aus Europa schlägt auf die Swiss und ihren Mutterkonzern Lufthansa durch. Die Swiss streicht zwar die meisten Flüge aus der Schweiz, fliegt aber weiterhin Chicago und Newark bei New York an, wie die Airline am Donnerstagabend mitteilte.
Das Angebot dürfte sich primär an US-Staatsbürger richten, die in ihr Heimatland zurückkehren wollen. Alle anderen US-Flüge würden ab dem 14. März aufgrund der Restriktionen der US-Administration vorerst eingestellt.
Aus der Schweiz dürfen zudem keine Flugzeuge mehr in Malta landen. Dies ordnete die Regierung des Mittelmeerstaats an, wie das Schweizer Aussendepartement EDA bekannt gab. Reisende aus der Schweiz müssen dem Beschluss zufolge zudem bei der Einreise in Quarantäne. Die Massnahme gilt auch für Personen, die im Flugtransit durch die Schweiz gereist sind.
BLS schränkt Autoverlad ein
Das Bahnunternehmen BLS schränkt den Autoverlad am Simplon zwischen Brig VS und Iselle (I) ab Samstag ein. Ab dann verkehren die Züge nur noch im 90-Minuten-Takt statt wie sonst an den Wochenenden alle 60 Minuten. Postauto bedient den Streckenabschnitt zwischen Iselle und Domodossola ab sofort und bis auf weiteres nicht mehr.
Besuchsverbot in Spitälern
Auch in den Kantonen wurden weitere Massnahmen getroffen. Zürich etwa erliess ein generelles Besuchsverbot für Spitäler, Alters- und Pflegeheime sowie Invalideneinrichtungen. Dieses gilt ab Freitag und vorerst bis am 30. April 2020, wie die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich am Abend mitteilte.
Die Kliniken können Ausnahmen gewähren etwa bei Besuchen für Patienten in ausserordentlichen Situationen. Dazu gehören Eltern von Kindern, Partner von Gebärenden sowie nahe Angehörige von sterbenden Menschen oder unterstützungsbedürftigen Patienten. Vollständige oder weitreichende Besucherstopps haben andere Spitäler in den vergangenen Tagen auch schon angekündigt, so in den Kantonen Wallis, Waadt und Neuenburg.
Ferienstopp für Spitalpersonal
Das Lausanner Universitätsspital CHUV verfügte seinerseits einen Ferienstopp für das Personal. Diese Massnahme sei notwendig, um die Pflege der Patienten gewährleisten zu können. Die Verfügung trat am Donnerstag in Kraft und gilt grundsätzlich für alle Mitarbeiter.
An der Universität Luzern werden wegen der rasanten Ausbreitung des Coronavirus ab kommendem Montag sämtliche Lehrveranstaltungen, Sitzungen und Besprechungen digital durchgeführt. Die Massnahmen dauern voraussichtlich bis mindestens Ende der Osterpause.
Vier wegen Coronavirus-Verdachts auf einem Kreuzfahrtschiff vor San Francisco festsitzende Schweizer sind am Donnerstag in die Heimat zurückgekehrt. Die US-Behörden hatten einen Repatriierungsflug für die Passagiere der «Grand Princess» organisiert.
Marco Solari, Präsident des Locarno Film Festival, ist positiv auf Covid-19 getestet worden. Wie das Festival gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bestätigte, liegt er seit Dienstag im Regionalspital La Carità in Locarno.
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