Apple Music vs. SpotifyDer Streaming-Streit geht in die nächste Runde
Die grössten Streamingdienste wollen künftig nicht mehr nur einfach besser sein als die Konkurrenz. Sie wollen vor allem besser klingen. Dabei wählen sie unterschiedliche Strategien.

Im Kampf um Marktanteile schenken sich Branchenprimus Spotify und der grösste Herausforderer Apple Music nichts. Mal versuchen sie sich gegenseitig mit der Grösse des Sortiments zu übertrumpfen, mal mit den Abopreisen, mal mit Podcasts, mal damit, wie grosszügig Künstler entlöhnt werden und so weiter.
Das neuste Schlachtfeld in diesem Duell um Kundschaft und die Musiklandschaft von morgen heisst Tonqualität. Beide Dienste planen neue Angebote, die besser klingen sollen. Schon im Februar hat Spotify ein HiFi-Abo angekündigt (neue Länder und besserer Klang bei Spotify). Vieles blieb dabei noch offen. Das Abo soll irgendwann dieses Jahr folgen, und ein Preis ist auch nicht bekannt.
Letzt Woche nun hat Apple die Karten auf den Tisch gelegt. Apple Music soll schon ab Juni besseren Klang bieten – und das ist die grösste Überraschung: ohne Aufpreis. Kleinere Streaminganbieter haben schon länger Musik in sogenannter Lossless-Qualität im Angebot, also verlustfrei und ohne Komprimierung (so nennt man die Verkleinerung von Musikdateien, zum leichteren Transport und für platzsparende Archivierung), aber das kostet jeweils extra.
Dass Apple diese Gelegenheit für eine Mehreinnahme ausschlägt, ist einerseits kundenfreundlich, andererseits eine Kampfansage an die Konkurrenz. Ganz neu ist die Strategie aber nicht. Auch bei den bei iTunes verkauften Videos gibt es bei Apple jeweils gratis ein Upgrade auf 4K, wenn der gekaufte Film nachträglich in besserer Auflösung noch mal aufgelegt wird.
Rundum für alle
Dass Apple auf ein Premium-Abo für zahlungskräftige Musikliebhaber verzichtet, hat aber vermutlich noch einen zweiten Grund. Lossless-Qualität kommt mit einem ganzen Rattenschwanz an Bedingungen und Voraussetzungen. Es braucht passende Abspielgeräte, die mit den grösseren Sounddateien umgehen können. Bluetooth-Kopfhörer etwa (also Apples eigene Airpods) fallen damit schon mal weg.
Und dann ist da noch das Hauptproblem von Lossless-Qualität: Die meisten Leute dürften den Unterschied schlicht nicht hören oder schätzen. Genau da kommt nun Apples zweiter Trumpf ins Spiel. Während der Konzern die Lossless-Qualität als Zückerchen für die Highend-Audiofans ins Programm aufnimmt, gibt es auch etwas, das hoffentlich dann alle hören: Rundumklang.
Musik soll künftig nicht mehr nur von links und rechts kommen, sondern rund um den eigenen Kopf herum erklingen. Anders als bei Lossless-Qualität, wo der ganze Katalog von 75 Millionen Songs erhältlich ist, werden es beim Rundumklang anfangs «Tausende» Songs sein. Denn Musikstücke müssen dafür speziell abgemischt werden.
Ob sich dieses Format durchsetzen kann, muss sich zeigen. Apple setzt aber erfreulicherweise – nicht wie es die Firma sonst gern tut – nicht auf ein proprietäres eigenes Format. Apple nutzt den bekannten Dolby-Atmos-Standard. Damit steigt die Chance, dass Künstler ihre neue Musik dafür anpassen. Schliesslich können auch andere Streamingdienste Dolby Atmos einbauen, wenn sie denn wollen. Übrigens auch Albumklassiker liessen sich in Dolby Atmos neu auflegen – vorausgesetzt, die Originalaufnahmen sind noch vorhanden.
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