LeserreaktionenWegen ein paar Gutmenschen den Sprachgebrauch ändern?
Meinungen von Leserinnen und Lesern zu aktuellen Themen.

Diverse Ausgaben Zur Mohrenkopfdebatte
Muss ich wegen ein paar Gutmenschen meinen Sprachgebrauch ändern?
Mohrenköpfe werden aus dem Sortiment gestrichen. Diese entsprechen angeblich nicht der Political Correctness. Wer sagt das? Nur wegen ein paar Gutmenschen soll ich meinen Sprachgebrauch ändern? In den 1950er-Jahren haben wir in der Schule Wörter wie Zigeuner, Neger, Eskimos etc. gelernt. Es ist ein Armutszeugnis, wenn in Huttwil das Hotel Mohren umgetauft wird, wenn in Bern die Zunft zu den Mohren aufgefordert wird, ihren über hundertjährigen Namen zu ändern. Und jetzt werden auch die Grossverteiler beim Mohrenkopf schwach. In meinem Sprachgebrauch werde ich die Wörter weiterhin anwenden, wie ich sie in der Schule gelernt habe. Wenn ich mich ändern muss, erwarte ich von der zuständigen Stelle des Kantons einen Termin zur Umschulung.
Ulrich Spring, Aarwangen
Beispielhafter Kontrapunkt gegen Political Correctness
Ich bin gegen das Vergessen und Vertuschen – Mohrenköpfe sollen nicht verschwinden. Sie gehören unbedingt in die Gestelle der Grossverteiler, nur schon damit wir und unsere Kinder nicht vergessen, wie ausbeuterisch und menschenverachtend die Kolonialzeit war. Dass sich Produzent Robert Dubler wehrt, ist korrekt. Er hat recht, wenn er den Grossverteilern Heuchelei und Opportunismus vorwirft. Er lässt sich nicht verbiegen und kann als beispielhafter Kontrapunkt der in unserer Zeit zu oft übertriebenen Political Correctness gesehen werden.
Martin von Känel, Heimberg
Zitat des Tages
«Ich bin gegen das Vergessen und Vertuschen – Mohrenköpfe sollen nicht
verschwinden.»
Geschichte sein lassen
Das Wort Mohr sei rassistisch belastet, heisst es. Das Wort sei nicht mehr zeitgemäss, heisst es. All diesen Wortmoralisten sei die Lektüre dazu in Wikipedia empfohlen. Die eigentliche Herkunft des Wortes wird dort
beschrieben: Als Mohren wurden die im 8. Jahrhundert in Spanien einfallenden Muslime aus dem nördlichen Afrika bezeichnet, aus Mauretanien, aus Marokko und anderen arabischen Ländern. Natürlich alles Menschen mit dunklerer Hautfarbe, aber keinesfalls sogenannte Schwarzafrikaner. Es wäre an der Zeit, Geschichte Geschichte sein zu lassen. Wenn wir jedes Wort und jede Tätigkeit aus der Vergangenheit analysieren und verurteilen wollen, lenken wir nur von den echten heutigen Problemen ab.
Gerhard Huber, Herrenschwanden
Ethik je nach Bedarf?
Die Migros nimmt also Mohrenköpfe aus dem Sortiment. Dies ist ihr gutes Recht. Sich jedoch dabei auf die ethischen Grundsätze von Gottlieb Duttweiler zu berufen, wie dies die Migros tat, ist äusserst scheinheilig. Gottlieb Duttweiler hatte auch gewollt, dass in seinen Läden kein Alkohol und keine Tabakwaren verkauft werden. Die Migros hat jedoch, um genau diesen ethischen Grundsatz zu umgehen, Denner übernommen, und verkauft über diesen Kanal Alkohol und Tabakwaren im grossen Stil. Ist das also Ethik je nach Bedarf? In der Konsequenz könnte ja Denner die Mohrenköpfe anbieten.
Christian Balajew, Unterseen
Zu «Das taktische Ja im Nationalrat»
Ökologisches Wirtschaften sichert den Wohlstand
Erstaunlich: Glencore und Syngenta verzichten auf Verleumdungsklagen gegen
Umweltorganisationen, welche ihnen vorwerfen, in Südamerika, Afrika und Indien ganze Landstriche verseucht und deren Einwohner ernsthaft gefährdet zu haben. Die Beklagten hätten offensichtlich keine Mühe, ihre Anschuldigungen zu beweisen. Initiativgegner verweisen immer wieder darauf, dass die Schweizer Wirtschaft ohne diese beiden Unternehmen rückständig wäre. Wir stehen vor der Entscheidung: Erhaltung unseres Wohlstands um jeden Preis oder anständiges partnerschaftliches und ökologisch verträgliches Wirtschaften mit allen Völkern unseres Planeten. Nur Letzteres sichert auf Dauer Arbeitsplätze und Wohlstand. Das sieht auch ein bürgerliches Komitee für die Konzernverantwortungsinitiative so. Mit dabei: Peter Bieri, Ex-Ständerat aus Zug, dem Sitz von Glencore.
Klaus Wälchli, Steffisburg
Beschämend, dass es die Initiative überhaupt braucht
Die Argumente der Gegner der Konzernverantwortungsinitiative in National- und Ständerat sind einfach nur peinlich. Einige der Parlamentarier denken wohl, das Schweizervolk lasse sich für dumm verkaufen. Wer lesen kann, weiss inzwischen, dass die Initiative weder Arbeitsplätze gefährden noch KMU schädigen würde. Dass aber nach Annahme der Initiative einige Grosskonzerne mit Sitz in der Schweiz etwas weniger Dividenden ausschütten können, ist gut möglich. Dieses Geld würde dann nämlich gebraucht, um anderswo Menschenrechte und Umweltstandards umzusetzen, die bei uns schon lang gesetzlich verankert sind. Ich finde es beschämend, dass es diese Initiative überhaupt braucht, um dir Gier der Erwähnten zurückzustufen.
Susanne Meier-Fuchs, Gasel
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