Reaktionen zu den Holzschlägen«Was da in den letzten Jahren in den Wäldern abging, ist schlicht krass»
Der Artikel über die Kritik an zu groben Holzschlägen führte zu einer interessanten Diskussion in den Kommentaren. Wir zeigen eine Auswahl der Leserreaktionen.

Wird im Kanton Bern zu grob geholzt? Bei Pro Natura gehen beinahe täglich Beschwerden über zu radikalen Holzschlag ein. Auch aus der Politik und von Fachpersonen kommt Kritik – der Kanton kontert.
Unser Artikel über die Diskussion um den Holzschlag hat zu zahlreichen Onlinekommentaren geführt. Viele Leserinnen und Leser haben ihre eigenen Eindrücke vom Zustand der Berner Wälder geteilt. Hier eine Auswahl der Reaktionen:
Die Wälder in Stadtnähe sind auch Erholungsraum. Ich finde, das wird viel zu wenig berücksichtigt bei der Bewirtschaftung. Was da alles für viele Jahre zerstört wird, ist einfach schlimm. Als ob wir es uns nicht leisten könnten, anders mit unseren Wäldern umzugehen. Onlinekommentar von Silvia Brun
«Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen wir effizient sein», sagte ein hoher Kantonsbeamter. Wie die Wirklichkeit für den Wald aber aussieht, hat mit Effizienz nichts zu tun. Was nicht rentiert, muss weg, die Wirtschaftlichkeit hat oberste Priorität, da hat der Wald als Erholungsgebiet kaum eine Chance. Das beste Beispiel liefert die Landschaft im Aaretal, wo die sogenannten Fachstudierten ihr Können demonstrieren. Ihr überhebliches Fachwissen widerspiegeln sie denn auch im vorliegenden Artikel. Hier kommt leider der Verdacht auf, dass Andersdenkende, die nicht wie Schreibtischtäter walten können, sich besser eines Kommentars enthalten. Onlinekommentar von Joh Schüpbach
Ich bin viel mit unserem Hund im Bircherenwald in Niederscherli unterwegs. Was bereits im November 2019 und jetzt wiederum im Februar 2021 in diesem Wald geschehen ist, empfinde ich als Schikane und Zumutung gegenüber den Bürgern, welche dieses Naherholungsgebiet nützen. Wenn kleine Kinder spielen, werden diese nach dem Spielen aufgefordert aufzuräumen. Diese Waldarbeiter nehmen nur die ganzen Stämme aus dem Wald, alles Kleinholz wird liegen gelassen, wie Hühner den Dreck liegen lassen. Oder anders gesagt: Das sieht aus, wie nach einem Krieg! Die schwere Maschine hinterlässt nicht nur normale Fahrspuren, sondern Löcher im Waldboden. Dadurch wird der Wald an vielen Orten unbegehbar. Onlinekommentar von Peter Schmocker
Wenn man nach Heiligenschwendi/Goldiwil fährt, überfallt einen das grosse Grauen. Kahlschlag wo man hinsieht. Wie ich lese leider kein Einzelfall. Morgen gehen wir dann wieder an eine Demo gegen die Abholzung des Regenwaldes und wenn diese Welt zerstört ist, kaufen wir einfach eine neue im Supermarkt. Onlinekommentar von Jolanda von Gunten
Ich bin viel mit dem Velo unterwegs, auch auf Waldwegen. Leider kann ich nur bestätigen, dass die Holzerei oftmals «Schlachtfelder» hinterlässt. Die grossen Maschinen hinterlassen vielfach tiefe Furchen im Waldboden, wo sich dann Wasser sammelt, weil der Boden verdichtet ist. Was mich auch sehr stört: Jahrelang liegen Holzstapel im Wald herum, und es wird nach der Holzerei nicht aufgeräumt. Die Stämme werden entfernt, und alles andere bleibt einfach liegen. Leider ist nur noch der Profit im Vordergrund und nicht mehr eine schonende Waldbewirtschaftung. Ich gehe mit Grossrat Fritz Rucht (SVP) vollkommen einig, dass dies keine gute Entwicklung ist, und hoffe, dass er mit seinem Vorstoss im Grossen Rat Erfolg hat. Onlinekommentar von Erich von Känel
Bin Erich von Känels Meinung, was das Nichtweg- oder Nichtaufräumen von Resten des geschlagenen Holzes anbelangt. Ausserdem kann man liegen lassen und liegen lassen. Ich habe Waldgebiete gesehen, wo es möglich war, einigermassen geschichtete Haufen zu hinterlassen, was zudem sicherere Verstecke und Horte für vielerlei Kleintiere wären als lose herumliegendes Geäst und Teilstücke. Warum nicht überall so? Zeit, Geldmangel oder bloss mangelnde Sorgfalt(spflicht) oder bloss Gedankenlosigkeit? Braucht es immer erst Reglemente bis ins Kleinste? Reicht nicht ein wenig Harmoniegefühl für die Situation plus normaler Verstand? Onlinekommentar von Kurt Blatter
Bin seit über 30 Jahren regelmässig zu Fuss in den Wäldern von Bern West unterwegs. Die gemachte Aussage, dass die Zunahme der Beschwerden mit Covid-19 zusammenhängt (mehr Personen in den Wäldern) mag ja sein, aber was da in den letzten Jahren in den Wäldern abging, ist schlicht krass. Nachhaltige Waldnutzung sieht anders aus. Dass der Verdacht aufkommt, dass da unter anderem eine sehr gefrässige Energiezentrale gefüttert werden muss, ist nicht von der Hand zu weisen. Onlinekommentar (gekürzt) von Thomas Riesen
Was für den Wanderer oder Spaziergänger manchmal krass aussehen mag, hat sehr oft Gründe, welche nicht nur in der Wirtschaftlichkeit liegen.
Die Entwicklung des Waldes in den letzten 50 Jahren wurde statistisch sehr gut festgehalten. Die Zahlen zeigen zum Beispiel, dass die gesamte Waldfläche der Schweiz seit 1975 um mehr als 10 Prozent angestiegen ist. Was sich auch verändert, ist die Art des Holzens: Früher befuhr man mit Maschinen und Pferden die gesamte Waldfläche und stapelte die abgeschnittenen Äste säuberlich auf einem Haufen. Das mag für den Betrachter schöner aussehen, ist für die Natur aber nicht besser. Zudem bilden die liegen gelassenen Äste ein stabiles Bett, welches den Boden für die Maschinen besser befahrbar macht. Was für den Wanderer oder Spaziergänger manchmal krass aussehen mag, hat sehr oft Gründe, welche nicht nur in der Wirtschaftlichkeit liegen. Zudem kann ich als Landbesitzer bestätigen, dass sich seit Covid-19 viel mehr Leute draussen aufhalten. Das sehe ich am Müll in den Feldern und bei den Mülleimern in den Wäldern. Onlinekommentar (gekürzt) von Chrigu Millenial
Es ist hochinteressant, hier die unterschiedlichen Meinungen zur Waldbewirtschaftung zu lesen. Fakt ist, dass unsere Wälder nach der heute praktizierten Bewirtschaftung nicht nur höchst unansehnlich, sondern schlicht und ergreifend nicht mehr begehbar sind. Es mag ja sein, dass die heute angewendeten Methoden rasch und effizient sind, aber die Natur hat dabei das Nachsehen. Es gibt aber durchaus noch offene Punkte, die einer näheren Betrachtung und besseren behördlichen Kontrolle wert wären – zum Beispiel die unschöne Tatsache, dass unsere Wälder mehr und mehr als Müllkippe betrachtet werden. Oder dass man ein wachsames Auge darauf halten müsste, wer welche Wege benützen müsste; auch das gehört zur Pflege und zum Unterhalt des Erholungsraums Wald. Ich bin täglich mindestens zweimal mit meinem Hund im Wald, während der Pilzsaison sogar mehrere Male. Mit meinen leider zum grösseren Teil unschönen Beobachtungen liesse sich ein Buch schreiben. Onlinekommentar von Eduard Daetwyler
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