Warum Blaise Kropf nicht Platz macht
2018 tritt der Grüne Blaise Kropf nicht mehr zur Wahl in den Grossen Rat an. Trotzdem räumt er seinen Sitz nicht vorzeitig, was Rahel Ruch hätte nachrutschen und vom Bisherigenbonus profitieren lassen. Das habe nichts mit Ruch zu tun, sagt Kropf.

Zum Auftakt der laufenden Session des Kantonsparlament sind am Montag acht neue Grossratsmitglieder vereidigt worden. In den meisten Fällen dürften sie jemandem nachfolgen, der sich aus der Kantonspolitik zurückziehen will und ihnen ein halbes Jahr vor den Wahlen die Gelegenheit gibt, Grossratsluft zu schnuppern und im März als «Bisherige» oder «Bisheriger» antreten zu können.
Beim Grünen Bündnis (GB) in der Stadt Bern läuft es anders: Zwar verkündete dessen Grossrat Blaise Kropf Ende Mai, als ihn Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL) in sein Generalsekretariat holte, dass dieser Schritt das Ende seiner politischen Laufbahn bedeute. «Es ist richtig, dass die nächste Generation den Raum erhält, sich weiterzuentwickeln», sagte Kropf damals zu dieser Zeitung. Doch dieser nächsten Generation den Raum vorzeitig überlassen, das will Kropf nicht.
Kooperation als Streitpunkt
Für Kropf nachgerutscht wäre die 31-jährige GB-Stadträtin Rahel Ruch, 14 Jahre jünger als Kropf und im Unterschied zu diesem eine Vertreterin des linken Parteiflügels. Ruchs Karriere in der kantonalen Politik endet damit, bevor sie richtig begonnen hat: Im März tritt sie nicht mehr zu den Grossratswahlen an.
Sie nehme es zur Kenntnis, dass Kropf nicht vorzeitig zurücktrete, sagt Ruch. Zu seinen Gründen könne sie sich nicht äussern. Dass sie bei den nächsten Grossratswahlen nicht wieder antrete, sei aber nicht deswegen. Als Koordinatorin der Konzernverantwortungsinitiative werde sie in den nächsten Monaten stark absorbiert sein, sagt Ruch. «Wir treten nur mit zehn Personen für den Grossen Rat an. Da müssen alle Vollgas geben können.»
Die Beschränkung auf zehn Kandidaturen ist dem Umstand geschuldet, dass das GB in der Stadt Bern 2018 erstmals zusammen mit der GFL eine Liste für den Grossen Rat bildet. Dies ist ein Erfolg des Lagers um Kropf, dem ehemaligen Präsidenten der kantonalen Grünen, wo GB und GFL fusioniert sind. Auch auf Stadtebene weibelte Kropf schon für ein grün-grünes Zusammengehen, wurde vom linken Flügel aber zurückgepfiffen. Kropf gilt zudem als einer der Architekten der Wahl von Graffenrieds in den Erlacherhof – wo Kropf nun als Co-Generalsekretär mit von Graffenried gemeinsame Sache macht. «Es ist ein offenes Geheimnis, dass ich nicht begeistert bin von der gemeinsamen Grossratsliste», sagt Ruch. «Das gab aber nicht den Ausschlag für meinen Verzicht.»
Präsidium als Verpflichtung
Blaise Kropf reagiert beinahe perplex auf die Anfrage, wieso er nicht vorzeitig aus dem Grossen Rat ausscheide: «Normalerweise werden wahltaktisch motivierte Rücktritte unmittelbar vor dem Ende einer Amtsdauer kritisiert. Und jetzt soll ich mich dafür rechtfertigen, dass ich genau das nicht mache?» Zwei Hauptgründe liessen ihn die Legislatur beenden, so Kropf. Zum einen präsidiert er die Bau-, Energie-, Verkehrs- und Raumplanungskommission (BaK), ein einflussreiches Amt, das er nach intensivem Lobbying mit einem veritablen Coup gegen einen SVP-Kandidaten errang. In der BaK werde «über Parteigrenzen hinweg ausgesprochen kooperativ zusammengearbeitet», wozu er als Präsident auch einiges beigetragen habe. «Das bringt eine gewisse Verpflichtung mit sich.»
Zweitens gehe im März nach drei Jahren im Stadtrat und vier Legislaturen im Grossen Rat eine lange parlamentarische Tätigkeit zu Ende. «Da ist es mir wichtig, dieses Mandat richtig abzuschliessen.» Die Frage, wer für ihn nachrutschen würde, habe sich deshalb gar nie gestellt.
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