War Banksy in Zürich?
Ein neues Wandbild an der Zürcher Photobastei könnte vom mysteriösen Street-Art-Künstler Banksy stammen.

Das Bild prangt schwarz, grün und deutlich an der Hauswand direkt neben dem Eingang zur Photobastei am Zürcher Sihlquai. Es ist sorgfältig mit Plexiglas vor Schnee und Nässe geschützt und sieht exakt wie ... ein Banksy-Graffito aus. Das Wandbild erinnert unmissverständlich an die Schablonenbilder des anonymen britischen Street-Art-Künstlers, der seit Jahren die Kunstwelt in Atem – und sie auch immer wieder gern zum Narren – hält. Vermummte Gestalten und auch Dollarnoten gehören tatsächlich zu Banksys Lieblingsmotiven, die Technik stimmt, das Thema stimmt.
«Wir sind durch die auf unsere Wand aufgesprayte Figur am Donnerstagmorgen selbst überrascht worden», sagt der Photobastei-Leiter Romano Zerbini. Die von ihm angefragten internationalen Banksy-Kenner schliessen die Echtheit der Zeichnung nicht aus. «Von unserer Seite handelt es sich auf jeden Fall nicht um einen PR-Gag», versichert Zerbini. Wenn es ein echter Banksy sei, werde die Figur in den nächsten Tagen auf dem Instagram-Account des Künstlers erscheinen, der Künstler poste alle seine Originale, wenn auch manchmal mit Verspätung. Für den Fall seiner Echtheit habe man vorsorglich schon mal einen Plexiglas-Schutz angebracht.
Die Gerüchteküche lief schon im Vorfeld der Fotoausstellung «Raw Power» heiss, in der eine Sammlung von Kunstwerken, Fotografien und Objekten mit Zusammenhang zur Punk-Bewegung gezeigt wird. Seit die Veranstalter einen dahingehenden Ankündigungstext auf ihrer Facebookseite veröffentlichten, spekulierten viele, ob und vor allem auf welche Weise der aus Bristol stammende Kunstaktivist sich in Zürich offenbaren würde. Der Social-Media-Eintrag der Photobastei hiess im Wortlaut: «Banksy soll offenbar an diesem Abend vorbeischauen, so wurde uns auf informellem Wege mitgeteilt. Wir wissen nicht, ob Banksy oder der Bote ein Spassvogel ist. Jedenfalls wird es penible Eingangskontrollen geben: Remote Controller werden beschlagnahmt! Wir sind schliesslich nicht Sotheby!» Zerbini sagt auf Anfrage, es habe sich bei der im Eintrag erwähnten Ankündigungsperson um eine für ihn glaubwürdige Quelle gehandelt.
In dem Facebook-Text wird scherzhaft auf die jüngste, in den Medien genüsslich ausgebreitete Begebenheit angespielt, als während einer Auktion des Hauses Sotheby's in London das Banksy-Kunstwerk «Girl with a Balloon» durch einen im Rahmen eingebauten Reisswolf in Streifen geschnitten wurde – offensichtlich mit einem Fernauslöser durch Banksy selbst in Szene gesetzt. Wer hinter Banksy steht, darüber wurde immer wieder gemunkelt. Man meinte etwa zuletzt, dass der Massive-Attack-Musiker Robert Del Naja, der wie der englische Street-Art-Künstler aus Bristol stammt, Banksy sei.
Photobastei zeigt ausgesuchte Punk-Werke
Die Photobastei widmet sich zurzeit (10.1.–3.3.) mit einer ganzen Ausstellungskaskade dem Thema der Punk-Kultur. Insgesamt 14 Schauen finden statt, die auf mehrere Stockwerke verteilt sind. Das Highlight sind die Bestände der im Kloster St. Urban in der Schweiz beheimateten Neumann-Hug-Collection, hinter der der ebenfalls etwas enigmatische Kunstsammler P.C. Neumann steht. In der Sammlung Neumanns befinden sich viele Schätze – aus ihren Beständen hat die Photobastei bereits die Ausstellung «Meister des 20. Jahrhunderts» Anfang 2018 alimentiert. Vor wenigen Monaten zeigte P.C. Neumann frühe Werke und seltene Plattencover Banksys aus eigenen Beständen in einem kleinen Restaurant in Berlin.
Aktuell in Zürich sind in der Photobastei auch mehrere ältere Werke von Banksy zu sehen, darunter auch das Mädchen mit dem roten Ballon. Ebenfalls zu sehen sind Fotografien von Sven Marquardt, sie erzählen von der Geschichte des Punk in der DDR und auch des berühmten Technoclubs Berghain, als dessen Türsteher Marquardt bekannt wurde. Weitere vertretene Künstler sind Iggy Pop, Jean-Michel Basquiat oder die Modedesigner Vivienne Westwood und Rick Owens. Die Eröffnung am Donnerstag Abend war ein grosser Erfolg.
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