Was geht? Die Ausgehtipps der WocheVulvarock und Identität
Von Harfenklängen über Stromgitarren zu einem literarischen Tandem: Diese Kulturwoche bietet viele Alternativen für Fussballmüde.
Der Wortspieler kalauert weiter: Willy Astor

Wenn der deutsche Kabarettist und Musiker Willy Astor den Mund aufmacht, dann kommt eine Sprache zum Vorschein, die Narrenkappe und Clownnase zugleich trägt. Astor ist ein Artist des Kalauers, ein Hohepriester des Wortspiels und der Erfinder des Märchens «Radkäppchen und der böse Golf». In seinem neusten Programm «Pointe of No Return. The Greatest Witz of Willy Astor» bastelt der gelernte Werkzeugmacher das Beste aus seinem «Einfallsreich» zusammen – womöglich auch mit Hits von seiner Kinder-CD «Kindischer Ozean» oder mit Perlen aus seiner letzten Buchveröffentlichung «Jäger des verlorenen Satzes». (reg)
La Cappella, Bern, Freitag, 2., und Samstag, 3. Dezember, jeweils 20 Uhr
Eine Harfe und die Hoffnung: Julie Campiche im Progr
Die Genfer Harfenistin und Komponistin Julie Campiche entdeckt ihr Instrument fortlaufend neu, mischt gern auch psychedelische Effekte mit den fragilen Klängen der Saiten. Umso diverser ist die Musik, die aus diesen Experimenten entsteht: So spielt sie an den grossen Jazzfestivals Europas, komponierte aber auch schon einen Jingle für einen Sender von Radio Télévision Suisse (RTS). Auf ihrem neuen Album «You Matter» vermengt sie ihre elektrisierende Jazzmischung zusätzlich mit einem politischen Statement: So sollen die Lieder in düsteren Zeiten von Klimakrise, Ukraine-Krieg und Patriarchat eine hoffnungsvolle Botschaft an die Welt sein. (jek)
Bee-Flat im Progr, Bern. 4. Dezember, 20.30 Uhr.
Vulvarock – noch Fragen?

Vulvarine nennen sich diese fünf Frauen aus dem schönen Wien, die sich der hochenergetischen Stromgitarre verschrieben haben und die Tradition der feministischen Riot-Grrrl-Bands weiterführen. Und weil ihr Punk vielleicht ein bisschen zu glamourös, ihr Heavy Metal dann doch zu dreckig ist und in den Schubladen sowieso schon zu viele Männer rumliegen, haben sie ihrem Sound gleich einen eigenen Namen gegeben: Vulvarock. Noch Fragen? 2019 gegründet, haben sie im Pandemieherbst 2020 ihr Debütalbum «Unleashed» veröffentlicht, seither touren sie, wenn sie denn können, durch Europa. Nicht nur bespielen sie die ganze Klaviatur des harten Rock, auch textlich passiert viel auf diesem Album. Es geht um Sexismus, um Übergriffe, um Abgründe, um Ängste, aber eben auch um jene Nächte, in denen man die Lederjacke aus dem Schrank holt und sich ganz der zügellosen Freiheit hingeben kann. (mbu)
Rössli, Bern, Sonntag, 4. Dezember, 20 Uhr
Zu Hause in der Diaspora: Gespräch mit Ivna Zic und Lubna Abou-Kheir

Zusammengespannt haben die beiden Frauen zum ersten Mal 2019 für ein gemeinsames Projekt am Zürcher Theater Neumarkt: Ivna Zic, geboren in Zagreb, aufgewachsen in Zürich, und Lubna Abou-Kheir, ursprünglich aus Damaskus, seit 2016 in der Schweiz. Beide schreiben, oft fürs Theater, und kennen sich aus mit dem Fremden und dem Fremdsein, sei es in der Sprache oder in der Realität. Seit zwei Jahren arbeiten Zic und Abou-Kheir als literarisches Tandem. An der Wohnzimmerlesung sprechen sie über Leben, Arbeit, Sprechen und Schreiben in der Diaspora und die Normalität von all dem. Die Moderation übernimmt der Sozialanthropologe Rohit Jain. (reg)
Dampfzentrale, Bern, Dienstag, 6. Dezember, 19 Uhr
Die Sache mit der alten Heimat: Florian Favres «Idantitâ»
Der herausragende und jazzgeschulte Pianist Florian Favre ist Freiburger. In seiner Familie wurde immer gesungen, gerade bei grossen Familienfesten wurde bei Favres daheim das gemeinsame Singen alter Volkslieder stets hochgehalten. Während der stillen Pandemiejahre nun hat Favre sich mit der reichen Chortradition seines Heimatkantons auseinandergesetzt. «Idantitâ» heisst sein so entstandenes Soloalbum: Die eigentümliche Schreibweise entstammt dem Patois fribourgeois, einer frankoprovenzalischen Mundart, die den Grosseltern des Musikers noch vertraut war. Seine Dekonstruktionen und Verwandlungen dieser grossen Gesänge in jazzige, zarte, vielschichtige Klangteppiche sind alles andere als dumpfe Nostalgie, sondern bezaubernd, bedrückend und befreiend zugleich. Kein Wunder, wurde «Idantitâ» von nationalen und internationalen Medien begeistert aufgenommen. (mbu)
Le Singe, Biel, Sonntag, 4. Dezember, 18 Uhr
Retten wir die Hühnerfuss-Hütte! Familienkonzert der Camerata Bern

Baba Jaga ist eine im slawischen Raum bekannte Märchengestalt, die an die Hexe in der bei uns verbreiteten Erzählung von Hänsel und Gretel erinnert. Baba Jaga lebt in einer dreibeinigen Hühnerfuss-Hütte im Wald. Plötzlich bricht eines dieser Beine und die Hütte stürzt ein. Wie kann die Hütte geflickt werden? Wer kann die Hexe wieder besänftigen? Die Camerata Bern lädt alle ab fünf Jahren dazu ein, ihre Ideen beizusteuern. Das Kinderkonzertprogramm «Im Zauberschloss der Musik» erzählt die Geschichte und unternimmt dabei eine musikalische Reise durch 350 Jahre Musikgeschichte: vom Barock bis zu einem Werk von Patricia Kopatchinskaja. (mar)
Aula Progr Bern, Samstag, 3. Dezember, 14 und 16 Uhr
Kunst und andere Knöllchen: die Cantonale

Die Cantonale ist der Kunstwelt so etwas wie die Supergroup in der Musik: In einer gemeinsamen Ausstellung schliessen sich seit 2011 jedes Jahr Kunstinstitutionen in den Kantonen Bern und Jura zusammen, um das regionale Kunstschaffen zu präsentieren. Erstmals mit dabei ist dieses Jahr das Museum Franz Gertsch in Burgdorf, das unter dem Titel «Riten der Farbe» 17 Kunstschaffende zeigt, in deren Werken die Farbe eine grosse Rolle spielt (ab 3.12.). Unter den insgesamt 11 teilnehmenden Institutionen ist auch das Kunsthaus Langenthal, wo Zeichnungen, Malereien, Objekte und Installationen gezeigt werden, in denen es um Internetfolklore, Ziegen, Krokodile, Knollen, Wälder und Wolken geht (ab 8.12.). (xen)
Diverse Kunstinstitutionen in den Kantonen Bern und Jura, ab Samstag, 3. Dezember, bis Ende Januar. Ein Eintrittspass gilt für alle Institutionen.
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