Deal zwischen den USA und RusslandVideo zeigt Gefangenenaustausch von Griner und But in Abu Dhabi
Sie Amerikanerin, er Russe, beide waren jeweils auf der Gegenseite in Haft. Nun zeigt das russische Staats-TV, wie sich die beiden bei der Übergabe begegnen.
Wer die Aufnahmen zum ersten Mal sieht, erkennt die Frau womöglich nicht sofort. Denn Brittney Griner hat inzwischen kurze Haare, keine langen Dreadlocks mehr wie noch bei ihrer Verhaftung im Februar an einem Moskauer Flughafen. Die prominente US-Basketballerin hat die vergangenen Monate in russischer Haft verbracht, wo ihr offenbar die Haare abgeschnitten wurden.
Nach einem Gefangenenaustausch ist die 32-Jährige nun in Freiheit und auf dem Weg nach Hause: Von Russland aus reiste sie über die Vereinigten Arabischen Emirate in Richtung USA, wo sie an diesem Freitag in San Antonio eintreffen soll. Unterwegs traf Griner den Mann, der im Gegenzug für ihre Freiheit aus US-Haft entlassen wurde: den Waffenhändler Wiktor But. Eine am Donnerstagabend von russischen Staatsmedien veröffentlichte Aufnahme zeigt die Basketballerin mit Kurzhaarfrisur und roter Jacke, wie sie But am Flughafen von Abu Dhabi begegnet.
Der Fall Griner hatte russische und amerikanische Diplomaten in den vergangenen Monaten immer wieder beschäftigt. Wenige Tage vor Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine war die US-Nationalspielerin und zweimalige Olympiasiegerin in Moskau verhaftet worden, nachdem Zollbeamte Vape-Patronen mit Cannabisöl in ihrem Gepäck gefunden hatten. Wegen Drogenschmuggels wurde sie zu neun Jahren Haft verurteilt und im November sogar in eine Strafkolonie verlegt.
Weil die US-Nationalspielerin und zweimalige Olympiasiegerin wenige Tage vor dem russischen Angriff auf die Ukraine festgenommen worden war, sahen Beobachter den Fall als politisch motiviert an. Moskau habe sich ein Druckmittel auf die US-Regierung sichern wollen.

Und tatsächlich zahlen die USA einen hohen Preis für Griners Freiheit: Im Tausch für die Basketballerin entliessen die Vereinigten Staaten den berüchtigten Waffenhändler But aus dem Gefängnis, der wegen Spionage verurteilt wurde und jahrelang in Haft sass. Für seine Taten bekam er den Spitzenamen merchant of death, «Händler des Todes». Die russische Regierung hatte sich seit Jahren um seine Freilassung bemüht. Griner und But wurden beide vor dem Austausch begnadigt, was bedeutet, dass sie den Rest ihrer Strafe nicht in ihren Heimatländern verbüssen müssen, sagte Tatjana Moskalkowa, die Ombudsfrau des Kremls für Menschenrechte, laut Interfax.
Die Aufnahme aus Abu Dhabi zeigt nun, wie die hochgewachsene Griner und But, der einige Dokumente mit sich führt, in Begleitung mehrerer Männer auf dem Rollfeld des Flughafens aufeinander zulaufen. Was bei der Begrüssung beider Gruppen besprochen wird, ist nicht zu hören. Auffällig ist, dass in dem Video zwar zu sehen ist, wie sich die Begleiter der beiden ehemaligen Gefangenen begrüssen, aber nicht, was zwischen Griner und But geschieht.

Es wirkt, als würde die prominente US-Sportlerin einen Schritt auf But zugehen, dann aber gibt es einen Schnitt und im nächsten Moment gehen beide Seiten in unterschiedliche Richtungen davon. Ob sich die beiden begrüsst haben und warum die russischen Staatsmedien diese Szene nicht zeigen wollen, bleibt unklar.
Ein anderer US-Staatsbürger sitzt weiter in russischer Haft
Während die Freude über die Freilassung der Basketballerin von Phoenix Mercury, die in der Nebensaison in Russland spielte, in den USA zwar gross ist, gibt es auch deutliche Kritik an dem Gefangenenaustausch. So gelang es der US-Regierung nämlich nicht, den ihrer Ansicht nach ebenfalls zu Unrecht seit fast vier Jahren inhaftierten ehemaligen Marineinfanteristen Paul Whelan aus Russland zurückzuholen.
Insbesondere Republikaner im Kongress monierten, dass Biden im Austausch für But auch die Freilassung von Whelan hätte erwirken müssen. «Ist ein Waffenhändler nicht zwei unschuldige Menschen wert?» schrieb etwa der Abgeordnete Adam Kinzinger, ein Republikaner aus Illinois, auf Twitter. «Er ist vielleicht nicht sehr bekannt, aber er ist unschuldig», so Kinzinger über Whelan. Buts Freilassung sei ein «Geschenk» für Russlands Präsidenten Wladimir Putin, monierte Kevin McCarthy, der für den Vorsitz des Repräsentantenhauses kandidiert. «Paul Whelan dafür zurückzulassen, ist unverantwortlich.»

Die US-Regierung hatte sich nach eigenen Angaben darum bemüht, für But nicht nur Griners, sondern auch Whelans Freilassung zu erreichen. Die Pressesprecherin des Weissen Hauses, Karine Jean-Pierre, erklärte jedoch, Russland sei nicht bereit gewesen, einen Deal inklusive Whelan in Betracht zu ziehen, und es gebe «keine Möglichkeit, Paul jetzt nach Hause zu bringen». Biden habe sich stattdessen entscheiden müssen, ob er Griner zurückholen wollte oder niemanden, sagte sie.
Der Präsident selbst erklärte in einer Rede: «Dies war keine Entscheidung darüber, welchen Amerikaner wir nach Hause bringen sollten.» Russland behandle Whelans Fall anders als den von Griner, sagte Biden, und versprach Whelans Familie, dass seine Regierung weiter über dessen Freilassung verhandeln werde.
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