Verkehrsplaner halten nichts vom Kahlschlag im Schilderwald
Profis für Verkehrssicherheit fordern weniger Signale auf den Strassen. Der Kanton Aargau hat den Schritt gewagt und unnötige Schilder entfernt. Die Berner Verkehrsplaner halten aber nichts vom Kahlschlag im Schilderwald.
Auf dem 320 Kilometer langen Strassennetz der Stadt Bern müssen die Verkehrsteilnehmer rund 22'000 Verkehrssignale beachten. Erschwerend dabei ist, dass viele der Tafeln nicht auf den ersten Blick klar verständlich sind.
Bei Profis für Verkehrssicherheit löst der Schilderwald Bedenken aus. «Weniger wäre mehr», sagt Christian Huber, Leiter Verkehrstechnik bei der Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu). Zu viele Verkehrssignale wie etwa Halte- und Parkverbote könnten verwirren und von sicherheitsrelevanten Signalen ablenken. Deshalb setze sich die bfu nach Möglichkeit dafür ein, dass Signale nicht wie Pilze aus dem Boden schiessen.
1800 Signale weniger
Diese Meinung teilt auch der TCS. Stefan Plüss, Schulungsleiter bei der TCS-Sektion Bern, plädiert dafür, einfache Verkehrssituationen zu schaffen. «Es kann nicht sein, dass man eigentlich anhalten muss, um die verschiedenen Signale und Texte auf einem Verkehrsschild zu verstehen.» Sauer stösst Plüss auch auf, dass bei Bodenmarkierungen von Gemeinde zu Gemeinde andere Farben und Symbole für dieselbe Sache aufgemalt werden. «Gleiche Vorschriften sollten immer gleich markiert sein.»
Erste Schritte, Licht in den Schilderwald zu bringen, hat der Kanton Aargau 2005 auf seinen Strassen unternommen und 1800 der insgesamt 15000 Signalisationsbilder aus dem Verkehr gezogen. Laut Kurt Grauwiler, Projektleiter Verkehrstechnik beim kantonalen Tiefbauamt, seien dabei vor allem Schilder entfernt worden, die doppelt vorhanden waren. Etwa Geschwindigkeitsbegrenzungen, die an beiden Strassenseiten standen. Oder Signale, die durch die Bodenmarkierung überflüssig wurden. «Bei einer vor der Verkehrsinsel aufgemalten Sicherheitslinie ist das Signal ‹Hindernis rechts umfahren› unnötig», so Grauwiler.
Signale gegen Wildwuchs
Doppelte Signalisationen werden auch in der Stadt Bern möglichst vermieden, sagt Urs Gloor, stellvertretender Leiter der Stadtberner Verkehrsplanung. «Wir signalisieren nach dem Strassenverkehrsgesetz und nur dort, wo es nötig ist.» Baustellen könnten beispielsweise die temporäre Montage zusätzlicher Signalisationstafeln nötig machen, sagt Gloor. Dies sei am Münzgraben geschehen, wo unter dem Rechtsabbiegeverbot vorübergehend ein Linksabbiegegebot angebracht worden ist. Laut Gloor seien die Verkehrsplaner darum bemüht, den Schilderwald einzudämmen. Etwa durch Zonensignale statt Einzelsignalisationen. Vom Kahlschlag im Schilderwald hält Gloor jedoch nichts: «Dann parkieren und fahren die Leute wie und wo sie wollen.»
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