Urwylers Abberufung ist vom Tisch
Der Könizer Kirchgemeinderat zieht sein Gesuch um Abberufung von Pfarrer André Urwyler beim Kanton zurück. Der Rat will gemeinsam mit Urwyler weitergehen. Reden über das Geschehene darf dieser vorerst jedoch nicht.
Pfarrer André Urwyler muss nicht mehr um sein Amt in der Kirchgemeinde Köniz fürchten. Der Kirchgemeinderat zieht das Abberufungsgesuch zurück, das er im April 2008 bei der kantonalen Justiz-, Gemeinde- und Kirchendirektion gegen Urwyler eingereicht hat. «Der Entscheid fiel bei zwei Abwesenheiten einstimmig», sagt Kirchgemeinderatspräsidentin Gertrud Rothen.
Gestern Morgen hat Rothen Urwyler dies mitgeteilt. «Ich bin froh und erleichtert, dass wir so den Eklat verhindern konnten», sagt sie. Die Basisarbeit sei gemacht. Baldmöglichst wolle man nun zur Normalität zurückkehren. «Nur rosarot wird die nicht sein», ist sich Rothen bewusst. «Aber viele Reibungsflächen haben wir beseitigt.»
Monatelange Arbeit
Im Frühling schlug der Kirchgemeinderat diesen versöhnlichen Weg ein: Im April hat er das Abberufungsgesuch sistiert. Seither hat er mit dem als Troubleshooter beigezogenen Synodalrat Gottfried Locher intensiv an einer Lösung für den Konflikt gearbeitet. Klarer getrennte Aufgabenbereiche für die beiden Pfarrer im Kirchenkreis Köniz und schriftliche Regeln für die Zusammenarbeit mit den rund zehn Mitarbeitenden sollen den Alltag künftig leichter machen. «Gottfried Locher konnte viele Brücken schlagen», sagt Rothen. «Ohne ihn hätten wir das nicht geschafft.» Es habe diese Aussensicht gebraucht.
Jahre voller Streit
Einen «völlig zerstrittenen Kirchenkreis Köniz» habe er im April angetroffen, sagt Gottfried Locher. Er habe mehr als eine schlaflose Nacht gehabt. «Immerhin: Behörden und Mitarbeiter sind in Aufbruchstimmung», kommentiert er den Rückzug des Abberufungsgesuchs. Und im Gegensatz zu früheren Konflikten habe man diesmal an den Strukturen wirklich etwas geändert. «Alle sind der Meinung, dass es wieder eine Perspektive gibt.» Aber alle Animositäten und Spannungen seien dadurch nicht aus der Welt geschafft. Das sei nach Jahren voller Streit auch kaum realistisch. «Es liegt jetzt viel an den einzelnen Personen», sagt Locher. Locher selbst wird der Kirchgemeinde bis auf weiteres beratend zur Seite stehen. Auch eine Hotline für die Mitarbeitenden soll es weiterhin geben.
Erfreut zur Kenntnis nahm den Entscheid der kantonale Kirchenbeauftragte Hansruedi Spichiger. «Sobald wir das Rückzugsschreiben erhalten haben, werden wir die Akte schliessen», sagt Spichiger. Grundsätzlich sei es aber möglich, dass Köniz ein solches Abberufungsgesuch erneut stellen könnte.
Maulkorb verpasst
Weshalb es überhaupt zum Abberufungsgesuch kam, bleibt unklar. «Pfarrer Urwyler hat sich nichts Strafbares zu Schulden kommen lassen», sagt Gertrud Rothen dazu nur. Die Probleme seien «zwischenmenschlicher Natur» gewesen.
Der Kirchgemeinderat hat den Mitarbeitenden mit einer Weisung einen Maulkorb verpasst. Sie dürfen sich nicht öffentlich zu Differenzen äussern. «Damit waren alle einverstanden, auch Pfarrer Urwyler», sagt Rothen. «Sonst wäre das Vertrauen rasch wieder zerstört.»
André Urwyler tönte im Vorfeld mehrmals an, wenn die Abberufung definitiv vom Tisch sei, wolle er reden. Gestern jedoch gab er trotz Nachfrage nur folgende schriftliche Stellungnahme ab: «Um den laufenden Prozess nicht zu gefährden, bin ich von der Kreiskommission Köniz, dem Kirchgemeinderat und dem Synodalrat angehalten worden, mich in der Öffentlichkeit nicht zu äussern.» Aus Loyalitätsgründen halte er sich derzeit daran. Die Stellungnahme habe er mit seinem Anwalt und mit der Präsidentin des Kirchgemeinderates abgesprochen, schreibt Urwyler.
Kirchenkreis verwaist
Nun gilt es für den Kirchgemeinderat auch, neue Leute für die Kommission im Kirchenkreis des Ortsteils Köniz zu gewinnen. Seit Anfang Jahr wird diese interimistisch von Martin Kull geführt. Nebst dem Präsidium sind zwei weitere Sitze im fünfköpfigen Gremium vakant. «Wir hoffen, dass wir diese bis Ende Jahr besetzen können», sagt Gertrud Rothen. Sie selbst werde ein Auge auf die Geschehnisse im Kirchenkreis Köniz haben. «Eine absolute Garantie gibt es nicht», sagt sie. Doch es bestehe gute Hoffnung, dass der eingeschlagene Weg funktionieren werde.
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