Über die Fotografie hinaus
Mit Dagmar Derbort, Brigitte Mathys und Regina Brierley stellen gleich drei Oberaargauerinnen im Räberstöckli in Niederbipp aus. Von Konkurrenzgedanken keine Spur.

«Was funkelt denn da?», mögen sich Besucher beim Betreten des Räberstöckli in Niederbipp derzeit fragen. Gleich hinter der Eingangstür hängen grosse, runde Bilder an der Wand. Sie erinnern an überdimensionale Christbaumkugeln. Zu erkennen sind darauf verschwommene Lichter vor einem schwarzen Nachthimmel.
Die Aufnahmen stammen von Brigitte Mathys. In der Arbeit «Same same but different», zu Deutsch «Gleich, aber doch anders» hat die Langenthaler Fotografin das Nachtleben von internationalen Metropolen und der Stadt Bern eingefangen. Mit der Serie macht die Künstlerin deutlich, dass es nachts, in der Unschärfe, in jeder Stadt gleich aussieht. Nur Form, Anordnung und Farben der Lichtpunkte variieren von Ort zu Ort und machen die Städte eben doch unterschiedlich.
In Mathys' weiterer Serie «Verwurzelt» steht der Baum im Zentrum, der für die unauflösbare Verbindung von Mensch und Natur steht. Die Fotografien ziehen einen in den Bann, bei genauerem Hinschauen sind etliche Details auszumachen. So ist auf einer Drohnenaufnahme des Bielerseeufers etwa ein menschlicher Arm zu erkennen, der aus den Reben hervorblitzt. Ein Schmunzeln huscht einem als Betrachter schon mal über die Lippen.
Birke und Wachs
Bei Regina Brierleys Werken steht ebenso die Natur und insbesondere der Baum im Mittelpunkt. Eine ganze Serie widmet sich der Birke, der schönen Waldestochter. Die gelernte Floristin aus Langenthal lässt sich nur zu gerne von den Farben der Natur inspirieren. Die sieben mit Mischtechnik entstandenen Werke betten sich bestens ins hölzerne Stöckli ein. Erstaunlich, dass die abstrakt und fantasievoll anmutenden Bilder allesamt auf Fotografien basieren.
Dagmar Derbort experimentiert gerne mit verschiedenen Substanzen. So hat sie einen Teil ihrer Fotografien mit Wachs überzogen. Das Material gibt den Bildern eine überraschende Tiefe, das Vergessen der alten Fassaden und Fabrikhallen wird deutlich. Das Wachs als Konservierungsmittel ist Symbol für den Wunsch, festzuhalten, was doch vergänglich ist. Im Gegensatz dazu stehen Derborts Fotografien zum Thema «Faszination Wasser»: Die Bilder strahlen Ruhe und Zuversicht aus. Die Kraft des Wassers lässt sich nicht erahnen und wird beim Anblick der Gebirgsbäche beinahe unterschätzt.
In Bügeln eingespannt
Trotz der unterschiedlichen Herangehensweisen und Stile der drei Frauen lassen sich ihre Arbeiten doch mühelos verbinden: Die Natur wird bei allen zum Kunstobjekt, Bäume und Holz stehen im Zentrum der Werke. Deshalb passe die Ausstellung auch so gut ins Räberstöckli, sagt Dagmar Derbort. «Unsere Arbeiten fliessen ineinander», ergänzt Regina Brierley, «obwohl jede ihren eigenen Weg geht.»
Kennen gelernt haben sich die drei Oberaargauerinnen 2015, als sie beim Kunstkreis 49 in Lotzwil gemeinsam mit weiteren Künstlern eine Ausstellung durchgeführt haben. Schon damals seien sie sich sympathisch gewesen: «Wir ergänzen uns, die Zusammenarbeit ist eine Bereicherung», sagt Brigitte Mathys. In der Ausstellung «Latent – Fotografie und Fotokunst» wollen die Künstlerinnen den Besuchern einen Einblick ermöglichen, der über die Fotografie hinausgeht. So werden Bilder nicht nur an die Wand gehängt, sondern auch mal in Kleiderbügel gespannt. Beim Einrichten hätten sie immer eine Lösung und jede ihr Plätzchen gefunden. «Wir sehen uns nicht als Konkurrentinnen», sagt Regina Brierley. Brigitte Mathys ergänzt: Sie würden sofort wieder eine Ausstellung zusammen durchführen.
Ausstellung: bis 31. März. Öffnungszeiten: Freitag, 16 bis 20 Uhr, Samstag 11 bis 17 Uhr, und Sonntag, 13 bis 16 Uhr.
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