Total transparent
Überwachungsstaat und neue Medien: Das Thema ist allgegenwärtig – auch im Film. «The Circle» basiert auf einem Science-Fiction-Roman und zeigt eine Welt, die zum Teil schon Wirklichkeit ist. Das ist nur zum Teil packend.

Totale Kontrolle, gezuckert serviert als einzige Möglichkeit, unsere Gesellschaft zu perfektionieren. Als Zahlungsmittel dienen Privatsphäre und Selbstbestimmung. So funktioniert die Welt in George Orwells «1984» und Aldous Huxleys «Brave New World». In «The Circle» wird dieses Thema im Kontext der heutigen Welt neu beleuchtet.
Posten und kommentieren
Mae Holland (Emma Watson) ergattert einen Job beim angesagten Internetkonzern The Circle. Der macht es sich zum Ziel, alle Internetaktivitäten über eine einzige, transparente Online-Identität zu ermöglichen. Mae bewegt sich fortan durch ein Campusgelände, von dem jeder Angestellte nur träumen kann, und tummelt sich in der firmeneigenen Social-Media-Welt: Ob Arbeitsschritte oder Freizeitaktivitäten – alles wird gepostet, bewertet und kommentiert, Antworten ploppen in Form roter Balken mitten ins Bild. Die Hektik ständiger Erreichbarkeit.
Mae entscheidet sich schliesslich, rund um die Uhr eine Kamera zu tragen – denn Geheimnisse sind Lügen, wie sie nun selbst propagiert. Schnell wird klar, dass diese tolle Welt mit ihren vielen Vorzügen einen gewaltigen Haken hat. Hier wird manipuliert auf Kosten familiärer Schicksale, dort werden Elektrochips implantiert, angeblich nur zur Sicherstellung des körperlichen Wohlbefindens.
Tom Hanks mit Bart, Kaffeetasse in der Hand und verschmitztem Kollegencharme gibt Firmenboss Eamon Bailey einen vertrauenswürdigen Touch: Alle «Circler» sind wichtig, das Individuum wird geschätzt. Schade nur, dass der «Forrest Gump»-Star relativ wenige Auftritte hat.
Unterhaltsam, aber einspurig
Im Verlauf der Handlung gewinnt die Geschichte an Fahrt. Maes Freundin Annie (Karen Gillan) setzt der konstante Stress sichtlich zu, während Mae immer mehr aufblüht. Eine Schlüsselrolle käme dabei Maes Jugendfreund Mercer (Ellar Coltrane) zu. Doch sowohl über seine wie auch Annies Vorgeschichte mit Mae erfährt man leider zu wenig. Ähnlich verhält es sich mit Ty Lafitte (John Boyega), der die Grundidee für den Circle hatte. Er und Mae begegnen sich mehrmals, es bahnt sich eine Beziehung an, die aber keine Fortsetzung findet. Firmenboss Bailey, den man als intelligenten Manipulator kennen gelernt hat, scheint am Ende selbst davon überrascht, wie unmittelbar seine Macht verpufft.
Regisseur James Ponsoldt gelingt mit seiner Verfilmung ein unterhaltsamer Warnschuss in Richtung der weltweiten Onlinegemeinschaft. Doch es fehlt «The Circle» an Zielgenauigkeit. Hätte Ponsoldt sich etwas eingehender mit den Nebenfiguren befasst, wäre der Film als Thriller noch packender herausgekommen.
«The Circle»:Der Film läuft im Kino.
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