Was geht? Die Ausgehtipps der WocheTanzen, tanzen, tanzen: Auf der Leinwand, im Hof, am Ufer
Das Menuhin-Festival gratuliert Beethoven, das Bielerseeufer wird zur Konzertbühne, und das Berner Kino Rex ziehts ins Freie: Eine hochsommerliche Kulturwoche steht an.
Filme mit Schwung: Rex-Open-Air-Kino

Es gibt diese Lieder, die bei jeder und jedem eine Saite zum Schwingen bringen: «Gloria» von Umberto Tozzi etwa. Der Heuler aus dem Jahr 1979 bildet den grossartigen Schlussakkord im Film «Gloria» (2013) von Sebastian Lelio, in dem eine 58-Jährige ihr Leben neu sortiert. Auch «Hairspray»(1988) lebt von seinem beschwingten Soundtrack, John Waters’ Ode an das Baltimore der 1960er-Jahre mit gigantischen Frisuren und brünstigen Tänzen. Zusammen mit «Frances Ha» (2012) – Greta Gerwig spielt darin eine nur halb begabte Tänzerin – laufen die beiden Filme am Open Air des Berner Kinos Rex. (reg)
Innenhof Berner Generationenhaus, Do, 28. Juli («Gloria»), Fr, 29. Juli («Frances Ha»), Sa, 30. Juli («Hairspray»), jeweils 21.30 Uhr
Poetische Strassenmusik: Troubas Kater
Ungezügelte Strassenmusik, zarte Poesie, kluge Mundartgeschichten: Das sind die Berner Troubas Kater, die einst tatsächlich eigentlich nur Strassenmusik machen wollten, es dann aber mit dem Stück «Latvia» auf dem Albumdebüt «Verdammte Novämber» via Radio in die hiesigen Stuben geschafft haben. Ihre Tournee zu ihrem dritten Album «Iz eifach nid abe luege» dauert nun schon zweieinhalb Jahre – mindestens, kam es doch kurz vor dem ersten Lockdown heraus. Natürlich sind sie nicht stehen geblieben in dieser Zeit. Inzwischen sind vier neue Songs entstanden, die sich auf der EP «Tornado Session» befinden. Was beide Werke vereint, ist die schon fast unverschämte Vielfältigkeit und Lust am Spiel: In den Mundartliedern trifft schwermütiger Folk auf aufwieglerische Rap-Passagen, Reggae auf Balkanbeats und französisches Chanson auf radiotaugliche Pop-Einlagen. (mbu)
Open Air im Schlosshof Köniz, Donnerstag, 28. Juli, 20.30 Uhr
Glitzernder Folk: Long Tall Jefferson
Simon Borer alias Long Tall Jefferson heisst der Mann mit der Pilzfrisur und dem Schnauz, der sich in den letzten Jahren mit seinem verwehten, von der Gitarre angetriebenen, schunkelnden Folk und grossen Songtexten mit Liebe fürs Detail solo einen Namen gemacht hat. Er ist 35-jährig, stammt aus Luzern und spielte vorher in etlichen Formationen – etwa als Gitarrist beim Berner Elektroromantiker Pablo Nouvelle. Seit seinem Debütalbum 2016, «I Want My Honey Back», tourt er durch ganz Europa. Er wurde an die grossen Festivals wie das Moon and Stars, Blue Balls und das Gurtenfestival eingeladen. «Cloud Folk» heisst sein drittes und neustes Album. Hier ist der Name Programm. Der Folk funkelt jetzt ein bisschen wie eine Discokugel, die Synthies glitzern, und der Autotune, na ja, gehört halt auch dazu. (mbu)
Velo Stage Drahtesel, Waldeggstrasse 27, Liebefeld, Donnerstag, 28. Juli, 19 Uhr
Lakelive Festival Biel

Überblickt man das Programm des Lakelive Festival in Biel, liest sich das fast wie ein Line-up des Gurtenfestivals, als dieses noch unter alter Obhut stand: Die guten alten Patent Ochsner gucken in Biel vorbei (Fr, 5. August), es gibt teutonische Discomusik von Jan Delay (Fr, 29. Juli), kulturell unbedenklichen Reggae von Damian Marley (Sa, 30. Juli), deutsche Unterhaltungsmusik von Clueso und Cro. Und auch noch anderes Schweizer Musikschaffen ist prominent vertreten. Etwa durch die einzige Stadionrockband Biels: Pegasus. Aber auch durch den Eishockeystadion-Folker Bastian Baker oder die immer sehr gut gelaunte, aber fast immer schwermütig singende Joya Marleen. Auch dabei ist die musikalisch immer umwerfender werdende Danitsa und die sprunggelenkige KT Gorique. Einen Latin-Schwerpunkt (Sa, 6. August) setzt man in Biel mit den Auftritten der Schmacht-Latinos und Millionenseller Carlos Vives und Diego Torres. Eigentlich erstaunlich, dass es niemanden erstaunt, dass für alle Tage noch Tickets zu ergattern sind. (ane)
Ehemaliges Expo-Gelände Biel/Nidau, 29. Juli bis 6. August
Happy Birthday, Beethoven: Gstaad Menuhin Festival

2020 wäre mit dem 250. Geburtstag ein grosses Beethoven-Jahr gewesen – dann kam Corona. Einfach verstreichen lässt man ein solches Jubiläum aber nur ungern. Das Gstaad Menuhin Festival betitelt sein verschobenes Programm diesen Sommer mit«Beethoven delayed» und huldigt dem Komponisten mit zwei Jahren Verspätung. In Saanen zu Gast sind die Cellistin Sol Gabetta und der Pianist Alexander Melnikov mit einer Etappe ihres «Beethoven-Marathons». Das Duo-Programm spannt den Bogen von der 2. zur 4. Cellosonate und zeigt damit einen Querschnitt durch Beethovens Musiksprache: In seinen frühen Jahren noch von Barockeinflüssen geprägt, verarbeitete er 20 Jahre später bereits erste romantische Impulse. (mar)
Kirche Saanen, Samstag, 30. Juli, 19.30 Uhr
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