Strom kommt ins Dorf und in den Boden
Die ersten Installationen für die Elektrizitätsversorgung fotografierte Johann Schär vor rund hundert Jahren. Die «grazile» Trafostation gefiel sogar dem Heimatschutz. Trotzdem ist sie ebenso verschwunden wie die Stromleitungen.
Dass sich die beiden Männer auf dem Bild von Johann Schär an die Stange im Vordergrund lehnen, ist kein Zufall: Denn diese Stangen brachten mit der Elektrizität eine neue Technologie in ihr Dorf Ursenbach. Dafür stehen nicht nur die Holzstangen mit ihren Isolatoren und Leitungen, dafür steht vor allem das Gebäude ganz links im Bild: die Transformatorenstation.
Elektrischer Strom und die Eisenbahn – Zweitere damals noch mit Kohle betrieben – brachten zwar zu Beginn des letzten Jahrhunderts, als Johann Schär fotografierte, modernen Komfort. Doch nicht alle mochten sich damit begnügen. Deshalb entstand der Heimatschutz. Im Oberaargau wehrte sich dieser nicht nur für die alten Häuser, die Landschaften und die Dorfbilder. Und er stellte nicht nur fest, dass die Bahnhöfe der 1889 gebauten Langenthal-Huttwil-Bahn und die «klotzigen» Transformatorenhäuschen nicht in die Gegend passten.
Im Dezember 1909 trug der Madiswiler Pfarrer Heinrich Friedrich Mayü im Stadthaus in Huttwil «Gedanken eines Laien über die Heimatschutzbewegung» vor. Er wies darauf hin, dass der Heimatschutz «keineswegs ein Feind des Fortschritts» sei und für die ein Jahr zuvor in Betrieb gegangene Ramsei-Sumiswald-Huttwil-Bahn die Bahnhöfe habe entwerfen lassen, die «ungemein malerisch wirken». Ebenso lobend erwähnte er die «graziösen» Transformatorenhäuschen in Ursenbach und Langenthal, «weil sie sich in anmutigen Formen harmonisch ins Landschaftsbild hineinschmiegen.»
Diese Feststellung dürfte sich vor allem auf das schmucke Ziegeldach bezogen haben. Doch dieses mochte sich noch so harmonisch ins Landschaftsbild hineinschmiegen. Es konnte nicht verhindern, dass das Transformatorenhäuschen abgebrochen wurde, als die Stromleitungen in den Boden verlegt wurden.
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