«So, wie ich spiele, reicht das einfach nicht»
Roger Federer war nach der Niederlage gegen Juan Martin Del Potro enttäuscht, aber auch realistisch. Zum Titel hätte es ihm am US Open ohnehin nicht gereicht.

Wie sehr wirkten sich Ihre Probleme vor und zu Beginn des Turniers aus auf Ihre Leistung gegen Del Potro?
Sie hatten sicher einen Einfluss. Ich kann viel besser spielen. Es war einer dieser Matches, bei dem ich spürte, dass ich ihn verlieren könnte, wenn ich auf einen starken Spieler treffe. Meine Einstellung war eher negativ. Es hing zu viel vom Gegner ab. Und ich mag dieses Gefühl nicht. Ich fühlte mich während des ganzen Turniers nie sicher. Es war nie die Selbstverständlichkeit da wie in Wimbledon. Oder am Australian Open. Weil ich mich nicht gut genug fühlte. Weder körperlich, noch im Kopf oder in meinem Spiel. Und wenn diese drei Pfeiler fehlen, wird es hart. Ich versuchte bis zum Schluss alles. Aber wenn ich Smashes ins Netz setze, was ich normalerweise nicht tue, oder Volleys meterweise ins Aus, dann reicht es einfach nicht.
Wie fühlte sich Ihr Rücken an?
Ich servierte okay. Endlich. Der Service wurde besser, je länger das Turnier lief. Das war positiv. Hätte ich befürchtet, dass sich der Rücken verschlechtern würde, ich wäre nicht angetreten. Ich war froh, dass ich durch einige harte Matches durchkam. Dass ich es bis in den Viertelfinal schaffte. Aber ich fand in diesem Turnier einfach nie den Rhythmus. Ich spielte okay, aber ich erreichte nie mein bestes Niveau.
Was passierte im Tiebreak des dritten Durchgangs, als Sie vier Satzbälle nicht verwerteten und es verloren?
Solche Dinge können passieren. Ich finde nicht, dass ich im Tiebreak schlecht spielte. Del Potro traf einige richtige Entscheidungen und wurde belohnt. Aber man kann nicht alles an diesen vier Punkten festmachen. Das Problem war, dass ich von Beginn weg einfach zu viele Bälle verschlug und es so verpasste, in Front zu gehen. So brachte ich mich in eine Position, in der ich Glück brauchte oder darauf hoffen musste, dass er einige schlechte Entscheidungen trifft. Del Potro spielte gut, er servierte stark und packte vor allem in den wichtigen Momenten einige gute Schläge aus. Deshalb verdiente er den Sieg.
Ist diese Niederlage noch frustrierender für Sie, weil Sie damit erneut ein New Yorker Duell gegen Rafael Nadal verpasst haben?
Daran dachte ich während des Spiels keine Sekunde. Nein, das macht es nicht noch frustrierender. Es war von Anfang bis zum Schluss ein hartes Turnier für mich. Deshalb wanderten meine Gedanken sicher nicht voraus. Ich wusste, dass es gegen Del Potro sehr schwierig würde. Ich versuche jetzt zuerst einmal zu verstehen, was genau passiert ist. Und probiere, es zu verdauen. Natürlich ist es schade, dass es nicht zum Match gegen Nadal kommt. Aber Del Potro verdient es mehr. Er hat eine bessere Chance gegen Nadal als ich. So, wie ich momentan spiele, reicht das einfach nicht, um das Turnier zu gewinnen. Also ist es besser, dass ich ausgeschieden bin und jemand anders die Chance hat, es besser zu machen.
Sie sagten, es sei für Sie nicht so schwer zu verarbeiten gewesen, als Sie 2009 den Final gegen Del Potro verloren hatten.
(unterbricht) Genau so sagte ich es nicht. Ich sagte, es habe geholfen, dass ich einen solch grossartigen Sommer gehabt hatte.
Könnte das diesmal auch zutreffen?
Das wird die Zeit zeigen. Natürlich bin ich enttäuscht, dass ich nun meine Taschen packen muss. Ich würde mir lieber überlegen, wie ich mich nach diesem Match erhole, mir meine gelungenen Schläge durch den Kopf gehen lassen. Jetzt sehe ich nur alles negativ. Es tut weh, und das ist auch richtig so. Aber ich kann die Dinge mit dem Alter schon besser in Perspektive setzen. Ich werde bald darüber hinwegkommen. Doch natürlich hätte ich hier nach meinem fantastischen Jahr gerne besser abgeschnitten.
Sie hätten am US Open die Nummer 1 werden können. Ist das noch ein Ziel von Ihnen in diesem Jahr?
Ich werde deswegen sicher nicht mehr spielen. Ich muss nun genau auf meinen Körper hören. Das Gute ist, dass ich jetzt eine Pause habe. Als ich vom Court lief, ging mir das durch den Kopf: Endlich kann ich mich ausruhen. Ich bin müde. Ich investierte sehr viel, um hier spielen zu können. Fast hätte es nicht gereicht. Ich hoffe, ich bin 100-prozentig fit, wenn der Laver Cup ansteht (22. bis 24. September). Mein Programm bleibt unverändert. Zuerst der Laver Cup, dann Shanghai, Basel, Paris-Bercy und die ATP-Finals. Und normalerweise spiele ich zum Jahresende ja gut.
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