Berner Niederlage gegen DavosSo ist der SCB nur noch bedingt konkurrenzfähig
Der SC Bern verliert gegen den HCD trotz früher 2:0-Führung mit 2:4. Mit der aktuellen Kadersituation mit vielen verletzten Verteidigern wird er die Top-6 kaum noch erreichen.

Die nackten Zahlen, die Torfolge, die Art der Gegentore, die sagen: eine unnötige Berner Niederlage. Der Blick auf die Kadersituation des SCB hingegen sagt: eine logische Niederlage. Denn vor allem in der Abwehr herrscht bei Bern mittlerweile Not. Der SCB kann keine Verteidigung mehr aufstellen, die zumindest auf dem Papier der National League gerecht wird. Mit Eric Gélinas, Mika Henauer und vor allem Romain Loeffel fehlen drei der vier kreativen Verteidiger, mit Colin Gerber fällt zudem neu ein weiterer Abwehrspieler aus. Valabler Ersatz steht Headcoach Toni Söderholm nicht zur Verfügung.
Darum spielt gegen Davos mit dem 18-jährigen Louis Füllemann ein Junior, darum wird mit Atanasio Molina erstmals eine Leihgabe aus Basel eingesetzt. Der Tessiner hat praktisch keine NL-Erfahrung, 2015/16 stand er fünf Mal bei den ZSC Lions als Aushilfe auf dem Matchblatt. Und auch darum kommt ein Jesse Zgraggen (22:55 Minuten) auf viel mehr Eiszeit als normalerweise, um Ramon Untersander (25:19) und Cody Goloubef (24:06) zu entlasten.
Andrew Ebbett weiss natürlich um die Problematik, er ist aktiv auf der Suche nach einem ausländischen Verteidiger. Der Tscheche Lukas Klock, kürzlich aus Schweden zu Lugano gestossen, war auch in Verhandlung mit dem SCB-Sportchef. Ebbett sagt aber, der verlangte Preis wäre zu teuer gewesen. Er hofft dennoch, schon bald einen Zuzug vermelden zu können, hat die Augen auch auf die KHL gerichtet.
Den Umständen entsprechend zieht sich der SCB gegen Davos trotz Niederlage gar nicht mal so schlecht aus der Affäre. Es fehlt ja nicht nur in der Defensive an wichtigen Spielern, mit Flügelstürmer Simon Moser gibt es in Bern einen neuen prominenten Ausfall zu vermelden. Der Captain dürfte wegen einer Knöchelverletzung erst in rund vier Wochen wieder mittun.
Was der SCB im Startdrittel tut, hat Hand und Fuss. Es gelingt gegen einen passiv, ja fast schon arrogant auftretenden HCD (ob die Bündner beim Blick auf die SCB-Aufstellung die Sache sich etwas gar einfach vorstellen?) das Spiel mehrheitlich in die Davoser Zone zu verlagern. Und Bern fährt gegen schlechtes Backchecking betreibende Bündner mehrere gute Konter. Die Berner 2:0-Führung nach 20 Minuten ist verdient, HCD-Goalie Gilles Senn hält sein Team mit mehreren Big Saves im Spiel.

Ab Minute 21, als der HC Davos erwacht, wird für Bern die Personalsituation dann aber zum Problem. Davos kommt zu Chancen und vielen Schüssen (offiziell 23:1 im Mitteldrittel!) und dreht das Spiel bis zur zweiten Pause. Der SCB verteidigt bei 5-gegen-5 zwar nach wie vor ordentlich, die Tore erzielt Davos ausschliesslich mit den Special Teams. Ärgerlich für Bern: Das 2:1 kassiert er wegen eines alles andere als zwingend herausgespielten Shorthanders, danach trifft Davos zwei Mal dank starkem Powerplay. Im Schlussdrittel belässt es Davos beim Verwalten, der SCB kommt nur noch zu zwei guten Ausgleichschancen, DiDomenico und Sceviour scheitern beide an Senn, der zum Matchwinner avanciert.
Und damit steckt der SCB 13 Spiele vor Ende der Qualifikation im Dilemma: Die Top-6 und die direkte Playoff-Qualifikation sind weiterhin möglich. Mit der Kadersituation scheint sie allerdings nicht mehr wahrscheinlich. Mit der aktuellen Abwehr ist ein effizientes und schnelles Umschaltspiel nicht mehr möglich, mit viel Disziplin und Einsatz liegt höchstens defensive Schadensbegrenzung drin. Das SCB-Spiel ist so einfach auszurechnen (Stürmer, vor allem DiDomenico, die den Puck nach vorne tragen) und kaum noch torgefährlich.
Der SCB muss hoffen, dass sich die Situation in der Abwehr verbessert. Allerdings ist mit Gélinas erst Ende Februar zu rechnen. Loeffels Status ist neu «unbestimmt», ein Comeback ist schon bald möglich, allerdings auch erst in mehreren Wochen. Henauer hingegen könnte in rund vier Wochen wieder mittun. Am Sonntag geht es aber schon weiter, wohl mit der gleichen Aufstellung (Colin Gerber ist eventuell wieder dabei) mit dem nächsten Strichkampf, diesmal in Davos.
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