Was geht? Die Ausgehtipps der WocheSind wir die Helden in einem Katastrophenfilm?
Klimafiktionen, Freiheitskämpfe und ein gottloser Beichtvater: In unseren Kulturtipps geht es diese Woche ans Eingemachte.
Be-Jazz feiert mit musikalischem Grossaufgebot im Stadttheater
Seit sagenhaften 40 Jahren ist Be-Jazz Berns führender Versorger in Sachen helvetischem Jazz. Diesem Umstand wird nun im Stadttheater mit einer grossen Festivität Würde verliehen. Zur Feier des Tages hat man kurzerhand das 17-köpfige 40y BeJazz Celebration Ensemble formiert, das gespickt ist mit lauter Heldinnen und Helden der Schweizer Jazzmusik. Gespielt werden Werke der Schweizer Komponistin Sarah Chaksad, der das seltene Talent eigen ist, nie in kompositorisches Überengagement zu verfallen. Ihr Fachgebiet ist das Destillieren purer Schönheit aus ihren jeweiligen Klangkörpern. Einige Stücke hat sie eigens für diesen Abend geschrieben. Als wäre dies nicht schon schön genug, tritt im zweiten Set des Abends der Berner Vokalakrobat Andreas Schaerer mit dem Bassisten Björn Meyer und dem Schlagzeuger Julian Sartorius in Aktion. Die drei Berner treffen sich mit der Experimental-Elektronikerin Svetlana Maraš zum psychedelischen Austausch. (ane)
Berner Stadttheater, Freitag, 14. Oktober, 20 Uhr.
Schwarze Lügen und ein gottloser Beichtvater: Das Tanztheater «Confessio»

In einer Welt voller Verschwörungstheorien und Fake News machen sich zwölf junge Tänzerinnen und Tänzer auf eine ganz persönliche Reise durch die Welt der Lügen. Dabei geht es vom Flunkern bis zur «schwarzen Lüge» mit betrügerischer Absicht. Und wo ist eigentlich die Wahrheit hin? Musikalische Unterstützung bekommen sie dabei von keinem Geringeren als dem Berner Rock-’n’-Roll-Beichtvater und Propheten Reverend Beat-Man. «Confessio» ist eine Produktion von Marcel Leemann und Nicolas Streit, die mit ihrer «Sprungbrett»-Reihe Absolventinnen und Absolventen staatlich anerkannter Tanzschulen eine Bühne bieten und sich dabei immer auch mit den aktuellen gesellschaftlichen Krisen auseinandersetzen. (xen)
Grosse Halle Reitschule, 14. Oktober, 20 Uhr, bis 16. Oktober
Eine Ode auf das Analoge: Oli Kuster
Sie sehen mit ihren Stöpseln und Kabeln ein bisschen aus wie Telefonzentralen aus dem frühen 20. Jahrhundert: die wieder in Mode kommenden Modular-Synthesizer. Hier gibts keine geschmäcklerischen Preset-Sounds, jeder Ton muss selber generiert, moduliert und verkabelt werden. Während der Pandemie hat sich nun auch der einstige Züri-West-Keyboarder Oli Kuster – ein Elektroniker mit Jazz-Diplom – dieser Grundlagen der elektronischen Musik entsonnen und mit «Répétiteur» ein Instrumental-Album eingespielt, das den Charme des Unperfekten hochhält. Es rauscht, brummt und knarzt ganz und gar wunderbar in diesen 13 Modular-Synthie-Tracks; die Beats holpern, die Module übersteuern und die Sequenzer rattern, dass es eine wahre Freude ist. Entstanden ist eine groovende, mit aller Liebe zum Detail programmierte Synthesizermusik, die gegen den altbekannten Vorwurf aufmuckt, dass elektronischer Musik keine Seele eigen ist. (ane)
Buffet Nord, Donnerstag, 13. Oktober, 21 Uhr
Schweizer Mythos auf Italienisch: Rossinis «Guillaume Tell»

Der Vater und der Sohn, der Apfel und die Armbrust: Wer hat sie nicht bildhaft in Erinnerung, die Geschichte um den Schweizer Freiheitskämpfer Wilhelm Tell. Was als Gründungsmythos unserer Nation gilt, hat in die Kulturgeschichte vieler anderer Länder ebenso eingewirkt. Vielfach wurde der Stoff adaptiert: In Frankreich entstand 1766 die Tragödie «Guillaume Tell» von Antoine-Marin Lemierre, in Deutschland 1804 Friedrich Schillers Drama «Wilhelm Tell». Und die weitaus bekannteste Oper zum Schweizer Nationalhelden stammt vom Italiener Gioacchino Rossini (1829). Wer hat sie nicht im Ohr, die Ouvertüre, beginnend mit einem Cellosolo zum Dahinschmelzen, bevor sie förmlich davongaloppiert, in den leidenschaftlichen Kampf für Freiheit. Die Bühnen Bern zeigen die Oper in einer Inszenierung der deutschen Regisseurin Amélie Niermeyer. (mar)
Und nun zum Wetter: Vier literarische Klima-Fiktionen

«Sind wir die Helden in einem Katastrophenfilm?», fragt die österreichische Schriftstellerin Kathrin Röggla in ihrem Erzählband «die alarmbereiten». Sie versammelt sieben Kurzgeschichten über das allgegenwärtige Katastrophengerede und Medien im Panikmodus. Wie geht die Literatur mit Naturereignissen um, die als gewöhnliches Wetter nicht mehr zu fassen sind? Liefert sie womöglich Ideen, wie wir die Klimakrise bewältigen können? In der Reihe «Collegium generale» stellen vier Autorinnen und Autoren ihre «Klima-Fiktionen» vor. Nach Kathrin Röggla (18. Oktober) liest Alexandra Kleeman (8. November). In ihrer Hollywood-Satire «Something New Under the Sun» brennt Kalifornien, und die Menschen trinken anstelle von Wasser einen künstlichen Ersatzstoff. Helene Bukowski (29. November) versetzt die Lesenden in ihrem dystopischen Roman «Milchzähne» in eine Welt nach der Apokalypse. In seinem Roman «Fest der Folgenlosigkeit» stellt Friedrich von Borries (13. Dezember) schliesslich die radikale Frage, ob wir den Planeten durch Nichts-Tun retten können. (lex)
Universität Bern, Hauptgebäude, Hörsaal 220, 18. Oktober, 18.15 Uhr
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