Siebenezwänzg Batze
Obwohl er schon weit über 75 Jahre alt war, arbeitete mein Grossvater zwischendurch immer noch als Schneider.

Seine Kunden waren vor allem Knechte, Hilfsarbeiter und Männer mit kleinem Geldbeutel. Sie waren froh, im Dorf einen Schneider zu haben, der für wenig Geld eine Halbleinenhose oder eine währschafte Chutte zu flicken wusste. Einmal kam ein langjähriger Kunde mit einer zerrissenen Hose zu ihm. «Schnyderueli» – so nannte man meinen Grossvater – versprach ihm, die Hose innert zwei bis drei Tagen zu flicken. Nach getaner Arbeit fragte Grossvater meine Mutter, die Damenschneiderin war, was er dafür wohl verlangen dürfe. Nach dem Aufwand gefragt, sagte er: «Einen kleinen Blätz Stoff und etwas Faden. Mit dem Glätten hatte ich etwa zwei Stunden Arbeit.» Mutter schlug ihm mit Blick auf den finanziell alles andere als gutgestellten Kunden vor, einen Fünfliber zu verlangen. Stirnrunzelnd ging mein Grossvater zurück in seine Schneiderstube. Der Knecht kam, bezahlte und ging wieder nach Hause. Wohl wissend, dass dem Grossvater die 5 Franken überrissen vorkamen, fragte meine Mutter ihn anschliessend, was er dafür verlangt habe. Mit etwas Unbehagen, die Wahrheit sagen zu müssen, meinte der Grossvater: «Siebenezwänzg Batze» – was so viel war wie 2 Franken und 70 Rappen. Kurt Mosimann, Wasen
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