Ständerat berät SexualstrafrechtSie wollte sich wehren, ihr Körper aber war wie gelähmt
Während ihrer Vergewaltigung erlebt Lea eine Schockstarre. Vielen Opfern ergeht es so – das geltende Sexualstrafrecht blendet das aber aus. Eine Gesetzesrevision soll dies ändern.

Lea zögert. Sie ist sich nicht sicher, ob sie das Interview geben möchte. Im Moment geht es ihr gut: Sie studiert, hat zwei Jobs und ist zufrieden. Aber was, wenn es ihr danach schlecht geht? Wenn alles wieder hochkommt? Sie redet mit ihrem Psychiater darüber und stimmt dem Gespräch schliesslich zu.
Einige Tage später steht Lea vor dem Luchsgehege im Wildpark Bruderhaus in Winterthur. Sie ist bis auf die Schuhe ganz in Schwarz gekleidet. «Wenn ich auf eine Frage nicht antworte, haken Sie bitte nicht nach», sagt sie. Lea ist 28, mit 14 wurde sie zum ersten Mal vergewaltigt. Es geschah bei ihr zu Hause, im vertrauten Umfeld. Sie kannte den acht Jahre älteren Mann, ihre Eltern kannten ihn auch.