Golf: Linn Grant schlägt sogar die MännerSie vermiest der saudiarabischen Golfserie den Start
Erstmals gewinnt mit der Schwedin eine Frau ein Mixed-Turnier. Ihr Schwung geht um die Welt und stiehlt der milliardenschweren Tour die Aufmerksamkeit.
Als Linn Grant den finalen Putt zu ihrem grossen Sieg einschob, standen im Hintergrund Annika Sörenstam und Henrik Stenson – und durften sich auch als Gewinner fühlen, obwohl sie eigentlich von einer 22-Jährigen auf spektakuläre Art und Weise düpiert wurden. Grant gewann das Scandinavian Mixed im Halmstad Golfclub im südlichen Schweden mit beeindruckenden neun Schlägen Vorsprung, auch der Major-Sieger Stenson konnte nicht mithalten und wurde mit grosser Distanz Zweiter. So stand am Ende eine der Zukunftshoffnungen des europäischen Frauen-Golfsports mit dem Pokal auf dem Grün, in einem durchaus historischen Moment.
Erst im zweiten Jahr findet in Schweden ein Mixed-Turnier statt, bei dem Frauen und Männer gemeinsam antreten und allein die Länge des Platzes unterschiedlich ist, zum ersten Mal gewann nun eine Frau. Dass der Golfsport nicht längst häufiger beide Geschlechter zum selben Event einlädt, ist angesichts der Tatsache, wie einfach gleiche Ausgangsbedingungen herzustellen sind, höchst fragwürdig – aber immerhin hat sich die europäische Männer-Tour, die DP World Tour, dazu entschlossen, das Turnier langfristig in den Kalender aufzunehmen.
Die Schirmherrschaft übernahmen in Sörenstam und Stenson die zwei erfolgreichsten schwedischen Golfer der Geschichte, Grant berichtete, sie sei in der ersten Runde besonders aufgeregt gewesen, als sie mit der zehnmaligen Major-Siegerin in einer Gruppe spielen durfte. Alle drei stehen auch für eine Vereinigung der Männer-Tour mit der Ladies European Tour, die weiterhin auf der Suche nach mehr Aufmerksamkeit und mehr Sponsoren ist. Im Sieger-Interview sprach Grant nicht nur über die sportliche Bilanz der vergangenen Tage: «Ich hoffe, es ist ein grosser Sieg. Ich hoffe, dass es die Frauen weiterbringt und mehr Menschen uns zuschauen und wir mehr Sponsoren bekommen.»
Jeder Golfer soll sich ein Beispiel an ihr nehmen
Wer Grant allein in den vergangenen vier Tagen beim Golfspielen beobachtete, müsste schon begeistert sein. Die Schwedin mit schottischen Wurzeln – ihr Grossvater James, ebenfalls Golfprofi, emigrierte aus Inverness nach Helsingborg – hat einen der technisch anmutigsten Schläge in der Golfwelt. Bereits ihre erfolgreiche Amateurkarriere und ihre Zeit an der Universität in Arizona waren vielversprechend verlaufen, dazu kamen Anfang des Jahres ihre ersten beiden Siege als Profi.
Nun gingen am Wochenende die Zeitlupenaufnahmen ihrer Technik um die Welt, in den USA kommentierten zahlreiche Expertinnen und Experten die Videos – jede und jeder mit einem Golfschläger in der Hand solle sich an diesen Sequenzen ein Beispiel nehmen, hiess es in den Kommentaren.
Linn Grant wurde nun ausgerechnet an dem Wochenende zu einer geschichtsträchtigen Figur ihrer Sportart, zur ersten Frau, die gegen Männer ein Turnier auf der höchsten europäischen Serie gewann, an dem der Golfsport sich eigentlich mit der neuen saudiarabischen LIV-Golfserie beschäftigen sollte, die zeitgleich in England begonnen hatte. Das zumindest war der Plan der Saudis, in den sie Milliarden investiert hatten – und der nun zunichtegemacht wurde von einer jungen Golferin und ihrem Schwung.
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