Mutmassliches Epstein-Opfer«Dieses Treffen war der Beginn eines jahrelangen Albtraums»
Im Prozess gegen Ghislaine Maxwell erhebt die erste Hauptzeugin schwere Vorwürfe gegen die Vertraute des Sexualstraftäters Jeffrey Epstein.
Am zweiten Tag des Prozesses gegen Ghislaine Maxwell sagte das erste mutmassliche Opfer aus. Der Name der Frau ist dem Gericht und den Anwälten, nicht aber der Öffentlichkeit bekannt. Im Gericht trat sie am Dienstag unter dem Pseudonym «Jane» auf. Jane schilderte, dass sie im Jahr 1994 im Alter von 14 Jahren vom Millionär Jeffrey Epstein sexuell missbraucht worden sei und dass Maxwell eine wesentliche Rolle in der Anbahnung dieses Missbrauchs gespielt habe.
Maxwell muss sich in dem Verfahren in New York gegen den Vorwurf verteidigen, Epstein zwischen 1994 und 2004 minderjährige Mädchen zugeführt zu haben, auf dass dieser sich sexuell an ihnen vergehe. Sie streitet die Vorwürfe ab.
Die Staatsanwaltschaft wird in den kommenden Wochen vier Zeuginnen präsentieren, die alle angeben, als Minderjährige von Epstein missbraucht worden zu sein, und dass Maxwell dabei eine aktive Rolle spielte. Wie die Verteidigung diese Aussagen unterminieren will, war am Dienstag erstmals zu beobachten.
Maxwells Anwältin Bobbi Sternheim ging auf Janes Vorwürfe im Detail nicht ein. Sie wies darauf hin, dass die Zeugin als Erwachsene als Schauspielerin und Sängerin gearbeitet habe. Sie habe in Filmen gespielt, in Sitcoms und in Werbefilmen. Aktuell spiele sie in einer Soap Opera im Fernsehen. «Sie ist ein Profi darin, Rollen zu spielen», sagte Sternheim.
«Dann hat sie ihre Meinung geändert»
Die Verteidigung argumentierte, Jane habe bis 2019 keinerlei Interesse an einer Strafverfolgung Epsteins gezeigt. Im August jenes Jahres war Epstein erhängt in der Zelle eines Gefängnisses in Manhattan gefunden worden, nachdem er einen Monat zuvor wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch Minderjähriger festgenommen worden war. Jane, so die Verteidigung, spekuliere nun darauf, eine Entschädigung in Millionenhöhe aus dem Fonds zu erhalten, der für die Opfer Epsteins eingerichtet wurde. «Als das Geld da war, hat sie ihre Meinung geändert», sagte Sternheim.
Eine ähnliche Strategie hatte auch die Verteidigung des vormaligen Filmproduzenten Harvey Weinstein versucht, der im vergangenen Jahr in New York wegen sexuellen Missbrauchs und Vergewaltigung verurteilt worden war. Seine Opfer waren grösstenteils Schauspielerinnen. Die Verteidigung wies ausführlich darauf hin, dass die Zeuginnen beruflich Rollen spielten. Die Jury überzeugte das nicht. Weinstein wurde zu 23 Jahren in Haft verurteilt, es war ein Urteil, das als wegweisend gilt.
Fehler gefunden?Jetzt melden.