Sechzig Kerzen für das Reich der Mitte
Am Sonntag haben in Gümligen mehrere hundert Gäste den 60.Geburtstag der Volksrepublik China gefeiert. So auch die chinesisch-schweizerische Familie Forster. Sie kennt die Unterschiede zwischen den beiden Ländern gut.
Eine Torte mit Kerzen, ein lauthals intoniertes Ständchen und eine Rede des Botschafters: Mehrere hundert Besucher folgten der Einladung der chinesischen Botschaft in den Gümliger Mattenhofsaal. Gemeinsam feierten sie gestern den 60.Geburtstag der Volksrepublik China. Neben den Höhepunkten in der Geschichte des Landes wurden auch die Beziehungen des Reichs der Mitte zur Schweiz gewürdigt. So schwebte an der Saaldecke nicht nur die chinesische Flagge, sondern auch das Schweizer Kreuz. Zwar sind beide Flaggen rot. Gross sind aber die Unterschiede zwischen den beiden Ländern. Das wissen auch Werner und Lily Forster. Sie leben als schweizerisch-chinesisches Ehepaar alltäglich in und zwischen diesen beiden Kulturen. Kennen gelernt haben sie sich vor vier Jahren, als Werner Forster im Auftrag einer internationalen Firma in China weilte. Seit zwei Monaten leben sie gemeinsam mit ihrem Sohn Bob in der Schweiz. Unterschiedlicher Umgang Für Lily Forster nährt sich der Hauptunterschied zwischen den beiden Ländern aus einer einfachen Tatsache: «China ist ein sehr grosses Land mit vielen Menschen.» Laut der Kardiologin hat dies auch Auswirkungen auf das soziale Leben in China: «Die Verbindung zu anderen Menschen ist hier sehr wichtig. Familie und Freunde haben einen sehr engen Draht zueinander.» Im Gegensatz dazu staunt Lily Forster regelmässig, wenn sie auf Spaziergängen und Wanderungen in der Schweiz von fremden Menschen gegrüsst wird. «Die Schweizer sind immer nett und grüssen sich gegenseitig, das macht mich glücklich», so Forster. Bedürfnis nach Harmonie Auf die Frage nach Auseinandersetzungen auf Grund der kulturellen Unterschiede erklärt Werner Forster, in China herrsche allgemein ein grosses Harmoniebedürfnis. Seine Frau präzisiert: «Es gibt zwar Streit, aber man muss sich auch in die andere Seite hineinversetzen können. Denn am Ende braucht man Harmonie.» Ein grosser Tag Für die Geburtstagsfeier ist Familie Forster eigens aus der Region Basel angereist. Nach zwei Monaten in der Schweiz ist dieses Treffen für Lily Forster von grosser Bedeutung: «Wenn man in einem fremden Land lebt, wird das Herkunftsland sehr wichtig. Ich begegne heute zum ersten Mal so vielen Menschen mit chinesischem Hintergrund in der Schweiz.» Der Tatsache, dass westliche Medien diesen Jahrestag und die Situation Chinas durchaus kritisch hinterfragen, entgegnet Lily Forster: «Alle Länder haben ihre Probleme. Auch hier kann man von verschiedenen Seiten auf die Probleme blicken. Aber ich glaube nicht, dass jemand alles sehen kann.» Werner Forster ergänzt um einen weiteren Unterschied zwischen den beiden Ländern: «Ausserhalb der Volksrepublik China gibt es andere Informationen. Im Inneren des Landes lernt man, mit solchen schwarzen Löchern zu leben.» Doch gestern waren solche Diskussionen zweitrangig – wie bei Geburtstagen oft üblich: Man schwelgt in Erinnerungen, vergisst die schwierigen Zeiten und vertagt die aktuellen Probleme auf den nächsten Tag. Reto Boschung >
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