Schweden übt den Krieg
Die schwedische Armee hat im Ostseeraum die grösste militärische Übung seit über zwei Jahrzehnten begonnen. Das neutrale Land nähert sich immer mehr der Nato an, was nicht allen im Land gefällt.

Das erste Mal seit 24 Jahren probt das neutrale Schweden den militärischen Ernstfall im grossen Stil. Daran beteiligen sich Streitkräfte aus dem ebenfalls neutralen Finnland, aber auch Nato-Kräfte, darunter viele Soldaten aus den USA. Noch bis zum 29. September ist dafür fast die Hälfte aller schwedischen Streitkräfte in Bewegung. Dabei haben Schweden und die Nato ihr Manöver Aurora 17 fast zeitgleich mit einem russischen Grossmanöver angesetzt (vgl. Box).
Es geht darum, Stärke zu zeigen. Auch wenn bei dem umfangreichen Kriegsspiel Russland nicht offiziell als angreifende Macht genannt wird, sind die Parallelen gross.Unter anderem werden feindliche Angriffe auf Stockholm und Gotland simuliert. Die Ostseeinsel gilt als strategisch besonders wichtig, falls russische Streitkräfte die baltischen Länder angreifen oder in der Ostsee aggressiv auftreten sollten.
Wehrpflicht wieder eingeführt
Noch bis vor 4 Jahren hatte Schweden seine Verteidigung zugunsten von Auslandseinsätzen radikal abgebaut. Die Wehrpflicht wurde 2010 abgeschafft. Der damalige Oberbefehlshaber Sverker Göranson warnte, dass Schweden nur noch «Teile des Landes, und dies bestenfalls eine Woche», verteidigen könne. Seit Moskau aggressiver geworden ist, rüstet das nicht unter Nato-Schutz stehende Land wieder auf. Sowohl bei den regierenden Sozialdemokraten und den bürgerlichen Parteien als auch beim Militär befürworten viele Spitzenvertreter eine Nato-Mitgliedschaft.
Das Volk bleibt mehrheitlich dagegen. Schweden hat historisch in Konflikten von seiner Neutralität profitiert. Nun rüstet Schweden auf. In diesem Jahr wurde die Wehpflicht wieder eingeführt, und auf dem entmilitarisierten Gotland wurden wieder Soldaten stationiert.
«Manöver birgt Risiken»
Wie schlecht Schweden vorbereitet war, zeigte die ergebnislose Jagd nach vermeintlich russischen U-Booten vor Schweden jüngst in den Jahren 2011 und 2014. Auch ein russisches Manöver 2013 sorgte für Schrecken:. Vier russische Kampfflugzeuge und zwei Langstreckenbomber führten bei Gotland Angriffsübungen durch. Schwedens Luftwaffe verpasste das. Verteidigungsminister Peter Hultqvist erklärte denn auch, dass US-Militär in der Region nötig sei.
Anders sieht das die Linkspartei. «Auf diese Weise trägt Schweden aktiv zu erhöhten Spannungen und einer Aufrüstungsspirale in der Region bei», kritisierte deren Parteichef Stig Henriksson. «Das wird auch deutlich daran, dass die Übung gleichzeitig zum russischen Manöver angesetzt wurde. Das birgt Risiken für Schweden», so der Politiker.
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