Tourismus-Knatsch: Präsidentin fordert klare Antworten
TTO-Präsidentin Marianne Staub kritisiert, dass mit der geplanten Dachorganisation Thunersee noch zu viele Fragen offen bleiben.
Marianne Staub, die Leistungsvereinbarung zwischen der Stadt und der Thun Tourismus Organisation (TTO) läuft Ende Jahr aus. Der Gemeinderat möchte die Gelder künftig der Dachorganisation Thunersee Marketing AG zuweisen. Welche Rolle sehen Sie als TTO-Präsidentin für Ihren Verein? Marianne Staub (Bild): Die TTO hat im September beschlossen, einer Thunersee Marketing AG beizutreten. Wir sind bereit dafür. Aber zuerst muss diese Dachorganisation zustande kommen und funktionstüchtig werden. Wir haben auch beschlossen, dass wir den Verein TTO, ein gut funktionierendes Haus, erst abbrechen – sprich den Verein auflösen –, wenn die Grundmauern der übergeordneten Organisation stehen.
Der Gemeinderat hat festgestellt, dass die Wertschöpfung im Bereich Tourismus für die Stadt Thun lediglich 7 Prozent ausmache und dadurch nicht relevant sei. Was ist da falsch gelaufen? Diese 7 Prozent zu haben oder nicht zu haben ist nicht unwichtig. Dazu müssen wir Sorge tragen und versuchen, die Zahl zu steigern. Denn direkt und indirekt hängen viele Arbeitsplätze mit dem Tourismus zusammen.
Wie kann die Steigerung erreicht werden? Wir müssen unsere Ziele entschieden weiterverfolgen. Ein wesentliches ist der Seminar- und Geschäftstourismus; dieser Bereich muss in der Winterzeit gestärkt werden, da sind wir zu schwach. Im Sommer hingegen sind wir überfüllt, können Seminare mit rund 100 Personen, die im selben Hotel übernachten möchten, nicht mehr unterbringen.
Was unternimmt die TTO dagegen? Wir haben die Verkaufsabteilung umgebaut und aufgestockt. Aktionen, um Gäste aus dem Wallis zu holen, müssen wir aufrechterhalten und auf andere Städte, die innerhalb von zwei Stunden erreicht werden können, ausdehnen. Basel wird da klar anvisiert. Für den Seminartourismus ist es entscheidend, dass das neue Hotel am Lachenkanal gleichzeitig mit dem Ausbau des Schadausaals zum KKThun realisiert wird – und das möglichst rasch. Das liegt aber im Kompetenzbereich des Stadtmarketings.
Sie sprechen ein wesentliches Problem an: Wie sind die Zuständigkeiten zwischen der TTO und dem Stadtmarketing geregelt? Die Stadt soll da aktiv werden, wo es keine privaten Trägerschaften gibt. Konkret heisst das: Wirtschafts- und Wohnmarketing betreiben, Unternehmen und ihre Mitarbeiter ansiedeln, die Thun auch mehr Steuereinnahmen generieren. In diesem Bereich können wir dem Stadtmarketing nicht unter die Arme greifen. Aber wir sind stark im Bereich touristischer Dienstleistungen. Die Zahlen zeigen, dass das Welcome Center jährlich zulegt. 2009 wurden 40000 Kunden beraten, davon kamen 25000 persönlich im Center vorbei. Zudem hat die Gästebefragung durch Absolventen der Hotelfachschule Thun gezeigt, dass wir in weit über 90 Prozent der Fälle die Prädikate «zufrieden» oder «sehr zufrieden» erhalten haben. Das zeigt deutlich: Tourismusmarketing muss auch von Tourismusfachleuten betrieben werden, und es gibt keinen Grund, das zu verstaatlichen. Übrigens hat der Gemeinderat entgegen seiner Ankündigung seit unserer Rücktrittserklärung keinen Kontakt zu Alex Fiechter oder mir aufgenommen.
Sie und Ihr Vize Alex Fiechter legen Ihre Ämter auf die kommende TTO-Hauptversammlung im Mai aus Protest nieder. Müssten Sie nicht gerade jetzt am TTO-Steuer bleiben? Wir haben gesagt, dass wir wissen wollen, wie es mit Thun Tourismus weitergehen soll: Wer übernimmt die Leitung, welche Aufgaben hat die TTO zu erfüllen, wird die TTO ins Stadtmarketing integriert oder nicht? Und ganz wesentlich: Muss der Verein TTO aufgelöst werden? Diese Fragen sind noch unbeantwortet. Mir ist nicht klar, wie die Thunersee Marketing AG im Detail aussehen wird und wo sich die TTO einbringen kann. Aber bis im Mai müssen wir über mehr Detailkenntnisse verfügen, ansonsten finden wir weder ehrenamtliche Mitglieder, die im Vorstand tätig sein wollen, noch qualifizierte Mitarbeiter, die an Bord bleiben.
Wer wird Ihre Nachfolge antreten? Das muss die TTO-Geschäftsleitung eruieren. Aber damit das geschehen kann, muss klar sein, ob und wie es mit dem Verein TTO weitergehen wird.
Philippe Haeberli hat zwei Funktionen: Er ist Leiter Abteilung Stadtmarketing, und er ist Mitglied der TTO-Geschäftsleitung. Nun soll er im Auftrag des Gemeinderats das Konzept für die künftige Thunersee Marketing AG erarbeiten. Was erwarten Sie von ihm? Dass er klar kommuniziert, was Sache ist. Denn die TTO ist bereit, einer Dachorganisation beizutreten. Nach heutigem Wissensstand werden die Welcome Center Thun, Spiez und Gunten dadurch gestärkt. Aber das wollen wir definitiv geklärt haben. Denn für unsere TTO-Mitarbeiter ist es wesentlich, dass sie wissen, wie es weitergehen wird. Und dass ihre Arbeitsplätze mittelfristig gesichert sind.
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