Schild – jüngster Fall einer schwarzen Serie
Die 28-jährige Grindelwalderin Martina Schild hat im ersten Abfahrtstraining in St.Moritz einen Kreuzbandriss erlitten.
Verletzungen gehörten zum Geschäft, pflegen Skitrainer zu sagen. Das Beispiel der Schweizer Männer, welche ohne Daniel Albrecht und mit halbem Marc Berthod nach fast jedem Rennen auf dem Podest stehen, stützt diese Aussage. Was den Frauen in den letzten Monaten widerfahren ist, übersteigt jedoch die Daily-Business-Dimension; angesichts dieser Verhältnisse wäre in manchem Betrieb gar der Krisenstab überfordert. Aus dem einst grossen Reservoir potenzieller Olympiareisender hatten bis am gestrigen Morgen lediglich Nadja Kamer, Nadia Styger sowie die Berner Oberländerin Martina Schild auf eine reibungslos verlaufene Vorbereitung und einen unfallfreien Winter zurückgeblickt. Im ersten Training zur samstäglichen Abfahrt in St.Moritz ist das Trio zum Duo geschrumpft. Ohne zu stürzen, zog sich Schild bei der Landung nach dem ersten Sprung einen Kreuzbandriss sowie eine Meniskusverletzung zu, heute wird die Silbermedaillengewinnerin in der Olympiaabfahrt von Turin in Basel operiert (vgl. Interview auf Seite 10). Cheftrainer Hugues Ansermoz war bestrebt, das Positive in Form der Rückkehr Dominique Gisins in den Vordergrund zu rücken, liess jedoch mit einem beträchtlichen Schuss Galgenhumor verlauten, nach Schilds Verletzung habe er daran gedacht, «die übrig gebliebenen Mädchen nicht mehr starten zu lassen und zwecks Erholung auf die Bahamas zu schicken». Zwei Welten Wie gut in den letzten Jahren im Hochgeschwindigkeitsbereich gearbeitet worden ist, offenbart die Tatsache, dass Ansermoz bezüglich Verteilung der Olympiatickets immer noch die Qual der Wahl haben dürfte. Sofern die Anfang Januar nach ihrem Sturz in der Abfahrt von Haus im Ennstal mit einem eingeklemmten Meniskus glimpflich davongekommene Gisin den Belastungstest in St.Moritz besteht, werden sich fünf auf höchstem Level kompetitive Frauen für die jeweils vier Startplätze in Abfahrt und Super-G bewerben – obwohl mit Schild, Lara Gut und Fränzi Aufdenblatten drei Edelmetallanwärterinnen ausfallen. Gänzlich anders präsentiert sich die Situation in den technischen Sparten. Im Riesenslalom verfügt einzig Fabienne Suter über die Qualitäten, das Vakuum, welches Lara Gut hinterlassen hat, zumindest halbwegs zu füllen. Umzusetzen vermochte die Schwyzerin ihr Potenzial indes nur ansatzweise – zu schwer scheint die Last auf ihren Schultern zu wiegen. Die Baisse im Slalom – nach gegenwärtigem Stand wird in Whistler Mountain keine Schweizerin am Start stehen – hat andere Gründe. Stangenakrobatinnen sind zuhauf vorhanden, unangeseilt dürfte sich derzeit aber keine ans Trapez wagen. Die designierte Leaderin Sandra Gini fällt in Folge eines Kreuzbandrisses aus, die potenzielle Nummer 2, Rabea Grand, musste in der Vorbereitung wegen eines Bänderrisses im Sprunggelenk einen Monat lang pausieren, Juniorenweltmeisterin Denise Feierabend laboriert an Rückenbeschwerden. Pro Durchgang verlieren die Schweizerinnen derzeit auf die Schnellsten durchschnittlich über drei Sekunden. Das Loch bei den Technikerinnen, so tief es auch sein mag, ist zur Nebensache verkommen. Viel wichtiger ist, um es in den Worten Gisins auszudrücken, «dass diese verrückte Zeit zu Ende geht».Micha Jegge>
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