Platz für Pferde, Schafe und einen Regierungsrat
belpRegierungsrat Christoph Neuhaus ist umgezogen. Anfang August hat er in der Viehweid ein altes Bauernhaus gekauft. Ende September zieht er hier mit seiner Frau
Der Umschwung des Bauernhauses ist überwuchert, das Gras steht hoch, auf der Terrasse türmt sich das Brennholz. Im Garten sind Salat und Gemüse erntereif. Das Bauernhaus in der Belper Viehweid wurde 1750 gebaut und steht unter Denkmalschutz. Die Balken und Bretter wurden damals noch von Hand bearbeitet und geräuchert. Diese Bruchbude soll tatsächlich einem Berner Regierungsrat gehören? Positiv von einem «Liebhaberobjekt» zu sprechen, fällt schwer. Als Christoph Neuhaus (SVP) auf der Türschwelle des Bauernhauses erscheint, sind die letzten Zweifel jedoch aus der Welt geschafft: Hier wohnt tatsächlich der Berner Justiz- und Gemeindedirektor. Der 45-Jährige hat Schale und Krawatte gegen Armeestiefel und Überhose getauscht. Seine verschwitzte Haut und der Dreitagebart sind staubig. Neuhaus ist Ende Juli aus seiner Viereinhalb-Zimmer-Wohnung im Belper Dorfzentrum aus- und in das Bauernhaus eingezogen. Seine Frau Julia arbeitet und wohnt noch in Amerika. Sie zieht Ende September auch in die Viehweid. Die Familie hilft «Ich hätte so eine Hütte nie gekauft», sagt Mutter Ruth Neuhaus, während sie auf dem Lehmplatz vor dem Haus das Laub zusammenrecht. Vater Anton rammt Schwiren in den Boden und zäunt das Grundstück ein. Nicht, damit unliebsame Gäste fern bleiben, sondern um zu verhindern, dass dereinst all die Tiere ausreissen. Der Umschwung des Bauernhauses misst rund eine Jucharte. Die beiden Rennpferde von Ehefrau Julia haben die Koppel bereits in Beschlag genommen. Die Wallache stammen aus Amerika und reisten Ende Juli mit dem Flugzeug von New York nach Amsterdam und schliesslich mit dem Lastwagen weiter ins Gürbetal. Auf der Weide hinter dem Haus liegen fünf Schafe im Schatten der Hochstammbäume. Keine schwarzen Schafe, sondern solche mit schwarzen Punkten, sogenannte Jakobsschafe. Wenige Meter daneben befindet sich eine Brunnstube, sie versorgt das Bauernhaus mit frischem Wasser. 160 Quadratmeter Während die Aufräumarbeiten rund um das Bauernhaus weit fortgeschritten sind, wird im Innern noch gearbeitet. Christoph und Julia Neuhaus wollen im ehemaligen Ökonomieteil des Bauernhauses einziehen. Tenne und Stall wurden Ende der 1970er-Jahre zu 160 Quadratmeter Wohnraum auf drei Etagen umgebaut. «Heute», sagt Neuhaus, «könnte ein solcher Umbau nicht mehr realisiert werden.» Die Gesetze verbieten dies. Im Erdgeschoss befindet sich die Küche. Deren Front ist aus massiver Eiche gefräst. Im ersten Stock liegen das Wohn- und das Schlafzimmer sowie ein kleineres Zimmer. Gleich nebenan befindet sich das Bad. In der Mitte des Wohnzimmers dominiert ein Cheminée. Die Raumhöhe bis zum First misst 7,10 Meter. Spätestens hier wird klar, wieso Neuhaus an diesem Nachmittag immer wieder von einem «Liebhaberobjekt mit Potenzial» spricht. Die Räume sind hoch und hell, grosszügig geplant. Retro gefällt Das Badezimmer ist für die Handwerker tabu. Die Trends aus den 1970er-Jahren sind hier allgegenwärtig: Die Badewanne und die Waschbecken sind olivegrün. Der Lack hat in all den Jahrzehnten zu viele Scheuermittel gesehen und ist matt. Die Knäufe für Kalt- und Warmwasser sind ebenfalls grün, jedoch aus Stein geschliffen. Am Boden liegt ein dunkelbrauner Spannteppich. Der Vorhang zur Dusche ist aus orangem Manchesterstoff genäht. «Retro ist Kult», sagt Hausbesitzer Neuhaus und lacht. Er und seine Frau haben entschieden, das Bad vorerst noch nicht zu sanieren. Liegt das wohl am Geschmack oder am Budget? «Meine Ferien habe ich auf der Baustelle verbracht», sagt Christoph Neuhaus. Er habe vor allem rausgerissen und abgebrochen. «Alle anderen Arbeiten führen die Handwerker viel schneller und professioneller aus.» Im vorderen Teil des Bauernhauses befindet sich seit jeher die Wohnung mit Gade. Die ehemaligen Wohnräume der Bauernfamilie werden auch noch nicht saniert. Wenn der Umzug abgeschlossen ist, will Neuhaus sie vermieten. Günstig. «Als Mieter können sich auch Nicht-SVP-Mitglieder bewerben.» Christian Liechti>
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