Den Kugelfang ins Visier nehmen
Gut möglich, dass das verunreinigte Erdreich beim Tierpark wie auch der dortige Spielplatz in absehbarer Zeit endlich saniert werden. Der Stadt könnten Mittel des Kantons zufliessen. Stadtrat Daniel Steiner-Brütsch wittert die Chance.

Kinderspielgeräte in unmittelbarer Nähe eines kontaminierten Kugelfangs einer ehemaligen Schiessanlage: Das gibt es bekanntermassen auf dem Langenthaler Hinterberg. Das Gebiet des Kugelfangs und der Spielplatz beim Tierpark beschäftigen die Bevölkerung, die Lokalpolitik und die Behörden bereits seit vielen Jahren.
Was die Überreste der früheren Schiessanlage angeht, so müsste das Erdreich von Altlasten befreit werden. Und beim Kinderspielplatz tun schon seit längerer Zeit eine Sanierung und eine Aufwertung not. Beide Projekte stehen in Abhängigkeit zueinander – und sie wurden bislang auf die lange Bank geschoben.
Auf die Sanierung des Kugelfangs etwa wurde aus finanziellen Gründen verzichtet. Stadtpräsident Reto Müller (SP) beruft sich auf die hohen Gesamtkosten. Bei den Spielplatzsanierungen will er indes vorwärtsmachen (siehe Text unten).
Den Stein ins Rollen bringen
Derweil prescht Stadtrat Daniel Steiner-Brütsch (EVP) mit einem Vorstoss im Parlament vor. Sein Vorschlag könnte den Stein auf dem Hinterberg wieder ins Rollen bringen. Laut ihm scheint eine Gesamtsanierung des Kugelfangs nämlich realistischer zu sein als auch schon. «Die Situation hat sich stark verändert», legt der EVP-Politiker dar – und führt aus: «Der Grosse Rat hat kürzlich entschieden, dass der Kanton Bern die Abfallgebühren erhöhen kann, damit genug Geld für die Sanierung von Schiessanlagen bereitsteht.»
Eine Anlage, die von diesen Geldern profitieren könnte, sei auch der Kugelfang der ehemaligen Schiessanlage Hinterberg, schreibt Steiner. Auf diese Weise könne der Gesamtsanierung, auf die bisher «aus finanziellen Gründen» verzichtet worden sei, eine höhere Priorität eingeräumt werden.
Steiner denkt gleich noch einen Schritt weiter: Gleichzeitig mit der Sanierung könne auch die Neugestaltung und die Attraktivierung des Kinderspielplatzes an die Hand genommen werden. Denn dieser gelte gemäss städtischem Spielplatzkonzept – zusammen mit dem Tierpark – als überregionales Ausflugsziel. Der Park sollte «mit einem angemessenen Spielplatz» ausgestattet sein, heisst es.
Das sei aktuell nicht der Fall, schreibt Steiner. Seine Motion reichte der 44-Jährige in der Märzsitzung des Langenthaler Stadtrats ein. Seinen Vorstoss richtet er an die Adresse des Gemeinderats, der nach Steiners Ansicht «die Projektierung auszulösen und schnellstmöglich zu Händen des Stadtrats eine Vorlage auszuarbeiten» hat.
So weit, so gut. Doch hat Daniel Steiner überhaupt recht? Könnte die Stadt bei einer Sanierung des Kugelfangs tatsächlich mit Geldern des Kantons rechnen?
Als bernischer Grossrat konnte der EVP-Mann während der Märzsession aus erster Hand erfahren, dass der Kanton die Gebührenerhöhung zugunsten der Schiessanlagensanierungen vornehmen darf.
Und sein Schluss, wonach Langenthal von den Geldern profitieren könnte, ist effektiv zulässig, wie eine Nachfrage beim zuständigen Amt für Wasser und Abfall (AWA) zeigt: «Die Sanierung der ehemaligen Schiessanlage Hinterberg in Langenthal stufen wir als dringend ein. Dringend heisst für uns, dass die Anlage innerhalb von zehn Jahren saniert werden soll», schreibt AWA-Mitarbeiterin Nicole Schmidlin, die mit den Bereichen Schiessanlangen und Bodenschutz betraut ist.
Eine Anlage sei dann dringend sanierungsbedürftig, wenn sie beispielsweise in einer Grundwasserschutzzone liege oder wenn sie sich in unmittelbarer Nähe eines Siedlungsgebietes befinde. Bei der Schiessanlage Hinterberg seien bislang Teiluntersuchungen gemacht worden. Eine weiterführende Untersuchung (Tiefenproben) sei noch ausstehend. Nicole Schmidlin erwähnt aber auch: «So, wie sich die Schiessanlage aktuell präsentiert, besteht keine unmittelbare Gefahr. Der Kugelfang wurde abgesperrt, und die Kinderspielgeräte wurden verschoben beziehungsweise weggeräumt.»
Gemeinderat sagt noch nichts
Dahingehend äussert sich auch die zuständige Fachstelle des Langenthaler Stadtbauamts: Auf einer Hinweistafel am Absperrgitter des Kugelfangs wird festgehalten: «Es besteht absolut keine Gefährdung für Menschen, auch nicht im Kontakt mit dem Boden oder dem Erdreich.» Kinder könnten sich im nicht eingezäunten Bereich ohne Einschränkungen aufhalten und «bedenkenlos spielen».
Vonseiten des Gemeinderats will man sich zur eingereichten Motion von Daniel Steiner-Brütsch noch nicht äussern. Der Gemeinderat habe dem zuständigen städtischen Amt den Auftrag erteilt, zu den vorgebrachten Anliegen eine Stellungnahme zu erarbeiten. Auf dieser Basis werde sich der Gemeinderat alsdann mit der Motion befassen und dem Stadtrat Bericht und Antrag unterbreiten.
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