Beim Porzi-Areal wollen alle mitreden
Das Porzi-Areal ist seit dem definitiven Verkauf an die Ducksch-Anliker-Gruppe in Bewegung. Noch ist unklar, was aus der Industriefläche wird, Vorstellungen und Wünsche sind aber bereits von verschiedenen Seiten da.

Still ist es an diesem lauen Nachmittag Anfang der Sommerferien. Das Porzi-Areal ruht, keine Menschenseele ist zu sehen. Drinnen in den Werkstätten aber arbeiten eifrige Handwerker, schaffen Künstler und Kreative neue Werke. Es sind einige, die hier ein und aus gehen.
Siebzig Mieter und Nutzer, die das grosse Industriegelände in irgendeiner Form beleben. Vielleicht auch mehr. So genau weiss das nämlich niemand, nicht einmal der Präsident des Porzi-Vereins.
Tinu Spotti ist ein umgänglicher Typ. Unaufgeregt, entspannt. Mit genauen Daten (etwa demjenigen des bevorstehenden Porzi-Fests) hat er es zwar nicht so, dafür aber umso mehr mit dem Porzi-Areal. «Solche Plätze wie diesen hier gibt es in der Schweiz selten», sagt er. Seit dem Verkauf der Industriefläche an die Ducksch-Anliker-Gruppe (wir berichteten) hat sich einiges getan. Was genau aus dem Porzi-Areal dereinst wird, ist aber weiterhin unklar.
«Möchten Raum, der lebt»
Vergangene Woche fand das erste Porzi-Kafi statt, ein Treffen zwischen Stephan Anliker, seiner Projektgruppe sowie Nutzern und Anstössern. Es ging um die Frage, was denn nun eigentlich gebaut werden solle. Wohn-, Gewerbe- und Verkaufsfläche in einem, das wäre ideal.
«Solche Plätze wie diesen hier gibt es in der Schweiz selten.»
Das Thema Gastronomie sei gefallen, sagt Spotti. Nichts Konkretes, aber Hauptsache, etwas Nachhaltiges. «Wir möchten einen Raum, der den ganzen Tag lebt.» Der Grafiker geht gar einen Schritt weiter: Das Porzi-Areal habe das Potenzial, den Innovationsstatus innerhalb der Designstadt zu fördern. Man stelle sich nur einmal die Werbung für Langenthal vor.
Nun wirkt der Porzi-Verein
In der Werkstatt im Parterre nebenan hat Marc Masson eben noch geschreinert, jetzt sitzen er und Vereinsvizepräsident Adrian Berchtold am Holztisch, trinken Espresso. Masson wirkt besonnen. Auch ihm ist die Frage um die Zukunft des Porzi-Areals keineswegs egal. Nicht zuletzt deshalb setzt er sich als Mitorganisator des Porzi-Fests ein.
Bereits vergangenen Herbst hat sich die Interessengemeinschaft Porzi in einen Verein umgewandelt. Dies vor allem, um während der damaligen Unsicherheit vor dem Verkauf eine rechtliche Form und mehr Ernsthaftigkeit zu finden, sagt Berchtold. «Wir wollen die Langenthaler dafür sensibilisieren, was mit dem Areal passiert und passieren könnte.» Zu viel über mögliche Pläne will oder kann er aber momentan nicht sagen, denn die internen Abklärungen mit dem neuen Besitzer laufen.
«Alles ist äusserst komplex»
Letzten Monat hat die Ducksch-Anliker-Gruppe den definitiven Kaufvertrag unterzeichnet. Mittlerweile laufen die Vorbereitungen zur Testplanung für das Areal. Diese wird bis zu anderthalb Jahre dauern. «Wir wollen damit herausfinden, wie wir das Gebiet optimal weiterentwickeln können», sagt der Unternehmer Stephan Anliker.
Zu berücksichtigen gibt es viele Faktoren und Parteien: Kanton, Denkmalpflege, die Stadt Langenthal, den Bahnhof Süd und natürlich auch die jetzigen Nutzer. «Alles ist äusserst komplex», sagt Anliker. «Wir gehen vorsichtig mit diesem Projekt um, denn unser Ziel ist es, hier möglichst im Gesamtkontext vieles richtig zu machen.» Schliesslich baue man für Langenthal, fügt Anliker an, der früher als Kindergärtler selbst oft bei der Porzi vorbeigelaufen ist.
«Wir wollen die Langenthaler dafür sensibilisieren, was mit dem Areal passiert und passieren könnte.»
Anliker und seine Projektpartner, die Zürcher Architekten Daniel Kündig sowie Manuel Alberati, sehen im Porzi-Areal in vielerlei Hinsicht grosses Potenzial: Das Gelände verfüge über schöne Bauten und eine reiche Geschichte. Nicht zuletzt soll sich das umliegende Gebiet ohnehin laut Stadt zum «Subzentrum Süd» weiterentwickeln.
Stadt zeigt klare Haltung
Das Porzi-Areal gilt heute als reine Arbeitszone, soll aber künftig gemäss Massnahmenkatalog des Siedlungsrichtplans zu einer gemischten Nutzung umfunktioniert werden. «Der Gemeinderat hat die klare Absicht, im Subzentrum Süd einen zusätzlichen Hotspot zu errichten», sagt Stadtbaumeister Enrico Slongo.
Dieser solle, ergänzend und nicht als Konkurrenz zur Kernstadt, eine Quartierzentrumsfunktion übernehmen. Ähnlich etwa wie es bereits im Bäregg-Gebiet Realität sei. Im Siedlungsrichtplan ist das Porzi-Areal denn auch als sogenanntes Umstrukturierungsgebiet vermerkt.
Ein Kommen und Gehen
Seit dem Porzi-Kafi von letzter Woche hätten sich einige Mitglieder innerhalb des Porzi-Vereins bereits wieder zurückgezogen, während neue Interessenten dazugestossen seien, sagt Vereinspräsident Tinu Spotti. Dass nicht jeder am selben Strick zieht, wenn es um die Zukunft des Porzi-Areals geht, das ist sowohl ihm als auch Berchtold und Masson bewusst. «Wir können schliesslich nicht für alle sprechen.»
Für sich selber aber schon. Denn für die drei ist die noch relativ stille Industriefläche etwas ganz Besonderes. Ein Standort mit Potenzial. Und eine einmalige Chance für Langenthal.
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