Kiloweise Stoff fürs «Pöstli»
Während fast anderthalb Jahren verkaufte er Kiffern im Burgdorfer «Pöstli»
Er sei «der grösste Drogenhändler im Raum Burgdorf»: Das gab ein Zeuge bei der Polizei über den Angeklagten zu Protokoll, der sich gestern vor dem Kreisgericht Burgdorf-Fraubrunnen verantworten musste. Der Beschuldigte wies diese Aussage als «lächerlich» zurück. Knapp anderthalb Jahre lang habe er in der Emmestadt «hochgerechnet» zwar 13 bis 16 Kilogramm Marihuana und Haschisch unter die Leute gebracht. Als grossen Drogenhändler sehe er sich aber nicht. Schliesslich seien die Geschäfte, die er vorwiegend im «Pöstli» am Kronenplatz abwickelte, nach seiner Verhaftung mit gleichwertiger Ware weitergelaufen, als ob nichts gewesen wäre, sagte der stämmige Kurzhaarige, der dem Gericht in Fussfesseln vorgeführt wurde. Deals im Hinterzimmer Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 29-Jährige bei jedem «Pöstli»-Besuch «mindestens 50 Gramm» Haschisch oder Marihuana verkaufte. Den Stoff pflanzte er einerseits selber im Freien und indoor an; andererseits bezog er ihn von einem Händler aus Lyss, an dessen Namen er sich allerdings nicht mehr erinnern kann oder will. «Meine Freundin hatte sich von mir getrennt. Ich hatte keine Arbeit und kein Geld mehr. Da musste ich einfach etwas machen.» Mit diesen Worten versuchte der Mann den Richterinnen und Richtern seinen Einstieg in das Business mit Gras und Harz zu begründen. Ohne «Billett» kein Job Wenn er Auto fahren könnte, hätte er in der Nähe von Burgdorf einer geregelten Arbeit nachgehen können, versicherte der Angeklagte. Doch nachdem er, zugedröhnt von einem Mix aus Betäubungsmitteln, von der Polizei aus dem Verkehr gezogen worden sei, habe er kein «Billett» mehr gehabt. Also sei er auf die Idee gekommen, seinen Lebensunterhalt mit weichen Drogen zu verdienen. Rauch und Rausch Als lukratives Betätigungsfeld und endlos sprudelnde Einnahmequelle habe sich das «Pöstli» angeboten: Von früheren Visiten her sei ihm klar gewesen, dass in dieser Beiz eine grosse Nachfrage nach illegalen Rauch- und Rauschprodukten bestehe. «Ich wurde schon als Gast ab und zu gefragt, ob ich etwas verkaufe.» Darüber hinaus habe er im «Pöstli» das Risiko, über den Tisch gezogen zu werden, fast auf null minimieren können: «Ich kannte die Kundschaft und das Personal ja bestens.» Im Mai 2007 begann er, die Leute im «Pöstli» zu beliefern. Ende September 2008 setzte die Polizei dem Treiben ein Ende: In Burgdorf wurde der Emmentaler mit 282 Gramm Haschisch und 2 Gramm Marihuana in den Taschen verhaftet. Schnell zurück im Geschäft Die Zeit hinter Gittern erlebte der süchtige Untersuchungshäftling «wie einen Entzug». Doch eine abschreckende Wirkung hatte der Zellenaufenthalt nur bedingt. Mitinsassen bot er laut der Anklageschrift an, für sie Drogen zu liefern, sobald er draussen sei. Kaum aus dem Gefängnis entlassen und im Wissen darum, dass gegen ihn ein Strafverfahren läuft, fädelte er im «Pöstli» einen neuen Deal ein. Zum Abschluss kam es nicht: Als er am 18.August mit 3250 Franken zum Kiffer-Eldorado unterwegs war, um ein halbes Kilo Gras zu erstehen, klickten die Handschellen. Der Mann wurde erneut in U-Haft gesteckt. Von der Gerichtspräsidentin nach seinen Zukunftsplänen befragt, antwortete der vorbestrafte Wiederholungstäter, er werde wohl «noch genügend Zeit haben, um darüber nachzudenken». Annemarie Hubschmid bestätigte seine Vermutung: Sie verurteilte den Angeklagten zu einer unbedingten Freiheitsstrafe von 26 Monaten und einer Busse von 1000 Franken. Johannes Hofstetter >
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