Die Kinder der Mönche
Welche Geschichte steckt hinter dem Kindlifresser? Wo sind die magischen Kraftorte? Ein neues Buch beantwortet diese Fragen.
Aus dem Boden des Kornhausplatzes stieg weisser Nebel auf und zerfloss zu einem dünnen Schleier. Und dann traten aus diesem Dunst die Körper kleiner Kinder, die tanzten und sich drehten. Es waren die Kinder sündhafter Mönche und Nonnen, die in unterirdische Gänge gelegt wurden. An der Stelle aber, wo sich die Mönche und Nonnen in Gewölben unter Tag trafen, steht heute der Kindlifresserbrunnen. Über das ursprüngliche Motiv dieses berühmtesten Brunnens in der Innenstadt existieren allerdings zahlreiche andere Meinungen, etwa, dass es sich bei der Figur mit dem Spitzhut um einen Juden handelt. Der Brunnen spiele auf einen Ritualmord zweier Juden an, die einen Knaben getötet haben sollen. Untersuchungen im 19.Jahrhundert zeigten aber, dass ein solcher Mord kaum stattgefunden hat. War es also bloss eine originelle Idee des Erbauers, ohne jeden geschichtlichen Hintergrund? Sicher ist immerhin, dass im 15.Jahrhundert am heutigen Standort des Kindlifresserbrunnens ein hölzerner Brunnen stand, der 1545 durch den heutigen ersetzt wurde. Der Erbauer hiess Hans Gieng. Der heutige Name – Kindlifresser – tauchte allerdings erst 1666 auf. Magische Kraftorte Den Kindlifresser-Mythos und andere Geschichten erzählt Kurt Derungs in seinem neuen Buch «Geheimnisvolles Bern». Der Kulturanthropologe und Dozent an der Hochschule für Künste lässt die uralten, sagenhaften Geschichten Berns wieder auferstehen. Er stellt magische Kraftorte vor, heilige Hügel, Heil bringende Brunnen, legendäre Götter und Gestalten. Ferner zieht der Autor Rückschlüsse auf vorgeschichtliches Wissen und stellt die astronomischen Bezüge der verschiedenen Kultstätten vor. Siedlungen an Seen Die spannenden Geschichten in «Geheimnisvolles Bern» beschränken sich nicht nur auf die Stadt. Die zum Teil über 6000-jährigen Seeufersiedlungen rund um den Bielersee werden ebenso thematisiert wie etwa die Urzeit in Moosseedorf, der Belpberg oder die mythische Verena von Guggisberg. Urs Wüthrich«Geheimnisvolles Bern», K. Derungs, 260 S., zahlreiche Bilder, Edition Amalie, Fr.39.90. >
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