Der Reichtum als Herr der Erde
SteffisburgDie KGT lud zur Aufführung von Ben Jonsons Theaterstück «Volpone» in
«Wer aufs Erben hofft, ist ein Narr», sagt ein altes Sprichwort. So verwundert es wenig, dass es im Theaterstück «Volpone», welches am Donnerstag in der Aula Schönau in Steffisburg aufgeführt wurde, zuging wie in einem Narrenkäfig. Die Kunstgesellschaft Thun (KGT) hatte zur Aufführung der Komödie von Ben Jonson geladen, die vom Theater a.gon München in einer von Stefan Zweig bearbeiteten Version aufgeführt wurde und das Treiben des Geizhalses Volpone und dessen Erbschleicher erzählt. Fuchs, Geier, Krähe Zu Recht trägt Volpone seinen Namen, der Fuchs bedeutet, denn er ist nicht nur sehr reich, sondern auch äusserst durchtrieben und zeitweilig beeindruckend schlau in seinem Handeln. «Reichtum, du grosser Gott, Herr dieser Erde», mit diesen Worten betet Volpone seine grosse Liebe, nämlich sein Vermögen an. Um dieses noch zu mehren und zu seiner Belustigung gibt er sich als sterbenskranker Mann aus und betont, dass er keine Familie habe, der er sein Geld vererben könne. So kommt es, dass immer mehr Erbschleicher um das vermeintliche Sterbebett des putzmunteren Volpone schwirren. Alle tragen sie Tiernamen, die ihre Absichten noch verdeutlichen. Voltore (Geier), der Notar Volpones, Corbaccio (Rabe), ein alter Wucherer, die Kurtisane Canina (Hündin) und der Kaufmann Corvino (Krähe). Sie alle hoffen, von Volpone als Erben eingesetzt zu werden. Einzig Leone (Löwe), der Sohn von Corbaccio, setzt sich gegen Volpone zur Wehr, nachdem er von Mosca (Schmeissfliege), dem Diener und Schmarotzer Volpones, über dessen Treiben informiert worden ist. Mosca ist es, der die Fäden des Spiels in der Hand hält und am Schluss des Stückes, nachdem sogar das Gericht von Volpone getäuscht worden ist, auf eine etwas verdrehte Art für Recht und Ordnung sorgt. Mit viel Spielfreude und einer grossen schauspielerischen Leistung begeisterte das hervorragend besetzte Ensemble in der tempostarken Inszenierung von Stefan Zimmermann. Besonders Frank-Thomas Mende in der Rolle des Volpone verkörperte dessen Bösartigkeit und Geldgier auf unnachahmliche Weise und regte damit zum Denken an. Denn obwohl Jonson sein Stück zu Beginn des 17. Jahrhunderts schrieb, haben sein Inhalt und die darin beschriebene Geldgier in Zeiten der Finanzkrise einen grossen Aktualitätsbezug. Therese Krähenbühl>
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