Es wird geredet und geschwiegen
Barbara Dätwyler tritt als Vizegemeindepräsidentin von Bremgarten zurück. Der Grund: Differenzen um das Alters- und Pflegeheim. Worum genau es geht, verraten die Beteiligten aber nicht.
Auf den ersten Blick ist es ein ganz gewöhnlicher Rücktritt. Barbara Dätwyler (SP), seit neun Jahren Gemeinderätin und seit sechs Jahren Vizegemeindepräsidentin, trete per 31. Dezember zurück, hat der Gemeinderat von Bremgarten gestern mitgeteilt. Im Communiqué zählt der Rat verschiedene Bereiche auf, für die sich Dätwyler stark engagiert habe. Für den Ausbau der Kita Stärnschnuppe zum Beispiel, für die Regionalisierung der sozialen Dienste sowie für das Alters- und Pflegeheim Bremgarten.
Auf eine Frage gibt es in der Mitteilung jedoch keine Antwort. Warum tritt sie zurück?
Barbara Dätwyler überlegt einen Moment, als sie die Frage hört. Dann erklärt sie: «Es geht um das Alters- und Pflegeheim.» Der Verwaltungsrat des Heims habe seine Führungsverantwortung nicht wahrgenommen. Und der Gemeinderat, der die Oberaufsicht habe, habe ebenfalls nicht reagiert. «Die Mehrheit im Gemeinderat ist der Ansicht, die Oberaufsicht beschränke sich auf die Genehmigung der Jahresrechnung», sagt Dätwyler. Sie persönlich sieht das anders: «Der Gemeinderat muss intervenieren, wenn im Heim etwas nicht gut läuft.» Schliesslich sei das Heim zu 100 Prozent im Besitz der Gemeinde Bremgarten.
«Kaum Reklamationen»
Doch was ist ihrer Meinung nach falsch gelaufen im Alters- und Pflegeheim? Aus Vertraulichkeitsgründen nenne sie keine Details, sagt Barbara Dätwyler. «Ich will keine Schlammschlacht.» Klar ist nur, dass die Differenzen schon seit einiger Zeit bestehen. Bereits auf Ende 2016 trat Dätwyler nämlich aus dem Verwaltungsrat des Alters- und Pflegeheims zurück. Diesen Sitz hatte sie, die im Gemeinderat das Ressort Soziales betreut, quasi von Amtes wegen inne.
Auch Gemeindepräsident Andreas Kaufmann (GLP) äussert sich zurückhaltend. Reklamationen über das Alters- und Pflegeheim habe es kaum gegeben – und wenn, sei es um Probleme wie fehlende Salzstreuer auf dem Esstisch gegangen, sagt er. Dass der Gemeinderat die Aufsicht vernachlässigt habe, verneint Kaufmann. Er zitiert aus dem Reglement über das Alters- und Pflegeheim. Artikel 18, Absatz 3: «Der Gemeinderat genehmigt den Geschäftsbericht und die Jahresrechnung.» Diese seien stets in Ordnung gewesen. Und die Aufsicht im pflegerischen Bereich obliege dem Kanton.
Auffallend viele Wechsel
Fakt ist aber auch: Im Alters- und Pflegeheim gab es in letzter Zeit einige personelle Wechsel. Ja, der Verwaltungsrat werde Schritt für Schritt erneuert, bestätigt Gemeindepräsident Kaufmann. Erst vorgestern hat Werner Meile, ehemaliger SP-Gemeinderat von Bremgarten, seinen Posten als Verwaltungsratspräsident angetreten. «Natürlich gibt es Baustellen», sagt Meile. «Gravierende Probleme bestehen meiner Meinung nach aber nicht.» Alle Beteiligten würden am gleichen Strick ziehen.
Wechsel gab es auch auf Betriebsebene. Der langjährige Küchenchef Klaus Lehmann verliess den Betrieb diesen Frühling ebenso wie Administratorin Gisela Bühler. Besonders zu reden gab der Weggang des Heimleiterpaars Hansueli und Sabina Hebeisen. Dreissig Jahre haben die beiden die Geschicke des Heims geleitet, ehe sie im Frühling – wenige Jahre vor der Pensionierung – beschlossen, zu gehen. Über die Gründe mag sich Hansueli Hebeisen heute nicht näher äussern.
Dass das Ende aber nicht in vollständiger Harmonie verlief, lässt ein Interview im Gemeindeblatt «Dr Wecker» erahnen. Wie sie sich über all die Jahre motiviert hätten, wurden Hansueli und Sabina Hebeisen dort gefragt. Ihre Antwort: Sie hätten sich regelmässig gefragt, «ob es für uns noch stimmt». Stets habe die Antwort Ja gelautet. Ganz am Schluss nicht mehr.
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