Abschied von einem Grenzgänger
Norbert KlassenEr zählte zu den Grossen der Performancekunst und prägte die Kulturstadt Bern als Schauspieler, Dozent und Theaterregisseur. Am Donnerstag ist Norbert Klassen 70-jährig gestorben.
Donnerstag, 20 Uhr, Performancefestival Bone im Schlachthaus-Theater Bern: Die beiden Festivalorganisatoren treten auf die Bühne. Ernst blicken sie eine Weile ins Publikum, schliesslich sagt Peter Zumstein: «Wir haben die traurige Mitteilung zu machen, dass Norbert Klassen heute gestorben ist.» Dann bricht er in Tränen aus. Auch Co-Leiter Valerian Maly ist erschüttert. Noch am Dienstag hatten Zumstein und Maly feierlich die 14.Bone-Ausgabe eröffnet – die erste unter ihrer Verantwortung. Nun sind die Gedanken beim verstorbenen Gründer und langjährigen Kurator des Festivals. Altmeister der Performance Norbert Klassen, geboren 1941 in Duisburg, war so etwas wie der Grandseigneur der Performance-Art, mit Ausstrahlung über die Landesgrenzen hinaus. Als Bern in den Achtzigerjahren zu einer Hochburg der Performanceszene avancierte, gehörte Klassen, der begnadete Schauspieler und Netzwerker, zu den prägenden Figuren. Und das ist er bis zuletzt geblieben – obwohl er wegen seiner schweren Erkrankung zunehmend kürzertreten musste. Bereits als junger Schauspielschüler in Deutschland kam Klassen mit der Kunst der Performance in Kontakt. In den frühen Sechzigerjahren – kurz vor seiner Übersiedlung nach Bern – entdeckte er die Gruppe Fluxus, der unter anderem Joseph Beuys angehörte. In der Bundesstadt machte er sich als Schauspieler und Regisseur einen Namen in der (Klein-)Theaterszene. 1970 gründete er die experimentelle Theatergruppe STOP.P.T. (Studio am Montag), 15 Jahre später wurde er Teil der legendären Performancegruppe Black Market International. Bereits damals engagierte sich Klassen auch als Theater- und Performancepädagoge, unter anderem an der Berner Hochschule für Theater (heute: Hochschule der Künste Bern, HKB). «Er ermahnte uns Studierende, über den stets sich ändernden Kunstbegriff nachzudenken, er ermutigte uns, ins Museum zu gehen, zeitgenössische Musik zu hören, und vor allem: Er bestärkte uns darin, unsere eigene künstlerische Ästhetik zu entwickeln», sagt seine ehemalige Studentin Manuela Trapp, heute Professorin an der HKB. Klassen sei eine «Künstlerpersönlichkeit» gewesen, so Trapp. Der Publikumserfolg habe ihn dabei weniger interessiert als «das Forschen an den Rändern der Kunst. Seine Arbeiten waren oft kompromisslos, haben sich den Konventionen verweigert.» Regisseur im Effingertheater Klassen ist präsent geblieben – nicht nur als Pädagoge, auch als Festivalleiter, als Darsteller und Regisseur. Allein am Theater an der Effingerstrasse hat er unzählige Stücke inszeniert. Für die 14.Ausgabe «seines» Festivals für Aktionskunst Bone erhielt der Altmeister von den neuen Kuratoren Peter Zumstein und Valerian Maly eine Carte blanche, um einen Künstler seiner Wahl einzuladen. Klassen entschied sich für den griechischen Künstler Filippos Tsitsopoulos. Dessen Auftritt heute Abend im Schlachthaus-Theater kann er nun nicht mehr erleben. Oliver Meier/stc>
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