Glosse über neue RollePlötzlich Tante
Die Autorin ist gern mit ihrem kleinen Neffen unterwegs. Gleichzeitig überfordert sie das regelmässig. Vor allem auf dem Spielplatz.

«Ensogäää» – das Kind hört einfach nicht auf, dieses «Wort» zu schreien. Es ist mein Neffe, bald zwei Jahre alt, den ich im Kinderwagen vor mir herschiebe. Langsam wird er wütend, weil ich ihn nicht verstehe. «Was meinst du?», frage ich und überlege: Saugen? Schoppä? Sorgen – kennt das Kind dieses Wort überhaupt? «Ensogäää!»
«Die dumme Mutter», denken die anderen sicher, wenn sie mich sehen, wie ich den Buben einfach nicht verstehe. Dabei bin ich doch gar nicht seine Mutter. Aber wenn ich das laut sage, dann, so fürchte ich, denkt das Kind, es werde nicht geliebt, oder merkt, dass die Mutter gerade nicht da ist. Und beginnt auch noch zu weinen. Und dann schauen alle noch böser.