Papst und Grossimam unterzeichnen Erklärung
Papst Franziskus fordert von allen Religionen mehr Einsatz gegen Terror, Kriege und Ungleichheit.
Papst Franziskus hat bei seinem historischen Besuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten von allen Religionen mehr Einsatz gegen Terror, Kriege und Ungleichheit gefordert.
Er unterzeichnete mit dem Grossimam der islamischen Al-Azhar-Universität von Kairo eine Erklärung, die sich klar gegen Gewalt und Terrorismus wendet. Gott wolle nicht, dass sein Name benutzt werde, «Menschen zu terrorisieren», hiess es darin. Franziskus ist der erste Papst in der Geschichte, der die Arabische Halbinsel besucht.
Die Religionen hätten in «dieser heiklen geschichtlichen Situation eine Aufgabe, die nicht mehr aufgeschoben werden kann: einen aktiven Beitrag zur Entmilitarisierung des menschlichen Herzens zu leisten», sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche bei der interreligiösen Konferenz in Abu Dhabi am Montag. «Krieg schafft nichts als Elend, Waffen nichts als Tod.»
Die Zeit sei gekommen, «dass die Religionen sich aktiver, mutig, kühn und aufrichtig dafür einsetzen, der Menschheitsfamilie zu helfen, ihre Fähigkeit zur Versöhnung, ihre Vision der Hoffnung und konkrete Wege zum Frieden weiterzuentwickeln», so Franziskus.
Verbundenheit der Religionen
Vor Papst Franziskus betonte auch der Grossimam der Al-Azhar-Universität, Scheich Ahmed al-Tajib, die Brüderlichkeit von Muslimen und Christen. «Umarmt weiterhin überall eure christlichen Brüder, als seien sie eure Partner», sagte der Grossimam, einer der wichtigsten religiösen Autoritäten des sunnitischen Islams. Er rief auch Muslime im Westen dazu auf, sich positiv in die Gesellschaften zu integrieren.
Das gemeinsam unterzeichnete Dokument betont die Verbundenheit der Religionen. «Alle, die in ihrem Herzen an Gott und Menschlichkeit glauben», sagte Grossimam Ahmed al-Tajib, sollten sich gemeinsam gegen Extremismus und für Toleranz und Brüderlichkeit einsetzen. Das Dokument sei auch ein Aufruf an die politischen Führer der Welt, Blutvergiessen und Konflikte zu beenden.
Jemen-Krieg angesprochen
Auch der Papst kritisierte «das Wettrüsten, die Ausweitung der eigenen Einflussbereiche und eine aggressive Politik zum Nachteil anderer». Er sprach auch direkt den Krieg im Jemen an. «Die Brüderlichkeit aller Menschen verlangt von uns als Vertreter der Religionen die Verpflichtung, jegliche Form der Billigung des Wortes Krieg zurückzuweisen. Überlassen wir es seiner erbärmlichen Grobheit. Wir haben seine katastrophalen Folgen vor Augen. Ich denke dabei insbesondere an Jemen, Syrien, Irak und Libyen.»
Die Emirate sind mit Saudiarabien Teil einer Militärkoalition, die dort gegen die schiitischen Huthi-Rebellen kämpft. Dabei wurden bereits tausende Zivilisten getötet.
Vor seiner Abreise hatten internationale Menschenrechtsorganisationen gehofft, dass sich der Papst in Abu Dhabi auch mit heiklen Themen befasst: Nach Amnesty International hatte Human Rights Watch am Sonntagmorgen den 82-jährigen Pontifex Maximus aufgefordert, die Menschenrechtsverletzungen im Jemen-Krieg anzusprechen.
Die Vereinten Nationen stufen den Krieg als schwerste humanitäre Krise der Welt ein. Dem Kronprinz der Emirate, Mohammed bin Said Al Nahjan, wird grosser Einfluss in der Region zugeschrieben. Der Krieg im Jemen war auch Thema bei einem Treffen zwischen dem Papst und dem Kronprinzen.
130'000 Gläubige zur Messe erwartet
Der Papst ist noch bis Dienstag in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Den Besuch beendet er mit einer grossen Messe, zu der 130'000 Gläubige aus der ganzen Region erwartet werden.
Die Emirate gelten als vergleichsweise liberal. Im Gegensatz zu anderen arabischen Staaten wie Saudiarabien werden christliche Kirchen toleriert, öffentliche Messen allerdings sind verpönt. Dass der Papst den Gottesdienst im Sportstadion zelebrieren darf, gilt als Ausnahme.
In Abu Dhabi leben rund eine Million Katholiken, das sind rund zehn Prozent der Bevölkerung. Bei den meisten handelt es sich um Gastarbeiter aus Asien.
afp/sda/nag
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