OECD: Starke Eurostaaten rutschen in Rezession
Die Schuldenkrise wird nach einer OECD-Prognose auch die grossen Industrienationen der Eurozone stärker belasten. Chefvolkswirt Pier Carlo Padoan warnt: Auch die Arbeitslosigkeit werde noch weiter steigen.

Trotz des robusten Wachstums ihrer grössten Volkswirtschaft Deutschland ist das Bruttoinlandsprodukt der Euro-Zone im zweiten Quartal geschrumpft. Es fiel um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, bestätigte Eurostat eine frühere Schätzung.
Während die Konsumausgaben um 0,2 Prozent sanken, gingen die Investitionen um 0,8 Prozent zurück. Das konnte durch das Exportplus von 1,3 Prozent nicht wettgemacht werden. Zu Jahresbeginn hatte die Wirtschaftsleistung noch stagniert. Zum Vergleich: In den USA gab es zwischen April und Juni ein Plus von 0,4 Prozent, in Japan von 0,3 Prozent.
Die Kluft zwischen den einzelnen Euro-Ländern ist gross. Deutschland konnte sich dem Abwärtstrend entziehen: Gut laufende Exporte und kauffreudige Konsumenten liessen die Wirtschaft um 0,3 Prozent wachsen.
In Frankreich stagnierte das Bruttoinlandsprodukt. In den südeuropäischen Ländern verschärfte sich die Rezession: In Portugal brach die Wirtschaftsleistung um 1,2 Prozent ein, in Italien um 0,7 Prozent und in Spanien um 0,4 Prozent.
OECD rechnet mit Rezession in Deutschland
Für das zweite Halbjahr sagt die OECD aber selbst Deutschland eine Rezession voraus. Die Wirtschaft dürfte im dritten Quartal – auf das Jahr hochgerechnet – um 0,5 Prozent schrumpfen und im vierten Quartal um 0,8 Prozent, wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrem Zwischenbericht zum Wirtschaftsausblick der G7-Länder mitteilte.
Nach üblicher Rechnung entspricht dies einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes im Sommer von mehr als 0,1 Prozent zum Vorquartal und zum Jahresende von etwa 0,2 Prozent. Zum Vergleich: Die Wirtschaft war Anfang 2012 noch um 0,5 Prozent gewachsen und im Frühjahr um 0,3 Prozent.
«Die globale Wirtschaft verliert an Fahrt, da wichtige Länder in Europa in eine Rezession rutschen, die jetzt weltweite Auswirkungen hat», erklärte die OECD.
«Dies wird so weiter gehen, wenn die Entscheider es versäumen, die Hauptursache für die Verschlechterung anzugehen: die anhaltende Krise in der Euro-Zone», warnte OECD-Chefvolkswirt Pier Carlo Padoan.
Wachstum in den USA
Die Arbeitslosigkeit werde noch weiter steigen. Eine Erholung könne es nur geben, wenn der Währungsraum seine Probleme mit dem Bankensektor, der Fiskalpolitik und der Wettbewerbsfähigkeit löse.
Für Italien rechnet die OECD mit einer beschleunigten Talfahrt bis Ende 2012. Für Frankreich seien die Aussichten etwas besser. Die nach Deutschland zweitgrösste Volkswirtschaft der Euro-Zone werde im laufenden Quartal leicht schrumpfen, aber im Herbst wieder minimal zulegen.
Für die USA sagt die OECD trotz spürbarer Folgen durch die Euro Krise Wachstum voraus. Die US-Wirtschaft dürfte im Sommer annualisiert um zwei Prozent wachsen und im vierten Quartal um 2,4 Prozent.
OECD ruft EZB zum Handeln auf
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat die Europäische Zentralbank (EZB) aufgerufen, im Kampf gegen die Eurokrise erneut Staatsanleihen aufzukaufen. Es gelte der Sorge vor einem Auseinanderbrechen der Eurozone entgegenzutreten, erklärte die OECD in Paris vor einer mit Spannung erwarteten Entscheidung der EZB über weitere Schritte in der Schuldenkrise.
Zur Beruhigung der Finanzmärkte könne die EZB auf den Märkten für Schuldtitel «intervenieren» und so die Differenz zwischen den Zinssätzen, die Staaten für ihre Bonds zahlen müssen, auf ein «gerechtfertigtes Niveau» drücken, hob die OECD hervor. Länder wie Italien und Spanien zahlen trotz ihrer Reformanstrengungen sehr hohe Zinsen für ihre Staatsanleihen.
sda/AFP/bru
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