Nicht ganz auf der Höhe
A point régional?Wirtschaft zur Höhe in Zollikon. Von Marcus May Dass dem 1988 verstorbenen Winterthurer Nachimpressionisten Rudolf Zender in der Zolliker Wirtschaft zur Höhe eine Ausstellung gewidmet ist, kommt nicht von ungefähr: Beide – Rudolf Zender und die Höhe – sind typische Vertreter des vergangenen Jahrhunderts. Stilvoll und geschmacksicher, jedoch leicht angestaubt und in die Jahre gekommen. Während man Zender ohne weiteres im gleichen Atemzug wie seine Zeitgenossen Varlin oder Max Gubler nennen darf, fällt es dem Schreibenden schwer, die Höhe mit ähnlich hochkarätigen Gaststätten an der Goldküste zu vergleichen. Die Kunststuben Küsnacht oder der Uetiker Wiesengrund schlagen die Zolliker Höhe um Längen. Beide sind auch um einiges teurer, muss hier fairerweise beigefügt werden. Fehlender Gaumenfrieden Und während Maler Rudolf Zender als Meister des «valeurs» angesehen wird – er besass die Fähigkeit, die Helligkeitswerte, das Licht und die Intensität des selbigen alleine durch Farbe und die spezielle Technik des Farbauftrags zu bewerkstelligen –, gelingt Ähnliches dem Küchenchef der Höhe an diesem Samstagabend nicht: Pascal Kleber verpasst diese Gelegenheit bereits beim optisch ansprechend daherkommenden Amuse-Bouche. Die Kombination aus Rauchlachsfond und Randenschaum findet im Gaumen einfach keinen Frieden – zu süss ist der Schaum, zu salzig der Fond. Herzlich ist der Empfang durch das ungleiche Wirtepaar. Tony Scherrer, Weinkenner erster Güte, wäre auch als etwas angegrauter Oberkellner durchgegangen. Ehefrau Esther hingegen zeigt mit ihrer Präsenz, wer die Herrin im Hause ist. Kompetent und freundlich steht sie dem unter einer leichten Magenverstimmung leidenden Autor beratend bei. Vom ratatouille-ähnlichen Mischgemüse und allzu deftigen, schweren Saucen rät die gross gewachsene Wirtin deshalb ab. Stattdessen empfiehlt sie das Fenchelgemüse zum Rindsfilet. Und einen Fenchelsamentee zum Auftakt, der mit viel professionellem Charme vom leicht affektiert wirkenden Kellner serviert wird, als ob es sich um einen Jahrhundertwein handle. Übrigens: Das Rindsfilet mit Trüffelpolenta (65 Franken), zwischen bleu und saignant zart gegart, ist eine Offenbarung. Und apropos Wein: Der Stäfner Räuschling 2008 vom Rütihof im Offenausschank erfüllt alle Erwartungen (Fr. 8.50/dl). Wunderschön das Ambiente im Garten der Wirtschaft: Die feuchte Luft des warmen Spätsommerabends staut sich unter dem riesigen Storen. Weiss getüncht spannt er sich wie ein Zelt aus der Kolonialzeit über die ausladende Terrasse. Das Silberbesteck und der Serviettenring funkeln im Kerzenlicht, das in antiken Rauchglasbehältnissen zur einbrechenden Dämmerung tanzt. Eine Geschmacksbombe Rudolf Zenders Bilder sind atmosphärisch, die Helligkeitsnuancen farblich fein abgestuft. Die Begleitung hätte sich Ähnliches von Klebers Erbsenpüree erhofft. Leider entpuppt sich das giftgrüne Mus als eine alles andere dominierende Geschmacksbombe. Dass das Steinbuttfilet (62 Fr.) etwas trocken und – im Gegensatz zu den dazu servierten Riesencrevetten – nicht als Wildfang deklariert ist, vertieft die Enttäuschung ob der getroffenen Menüwahl. Ähnliches ist dem Verfasser bei der Vorspeise widerfahren: Die Kartoffelsuppe – als «leichte Kartoffelsamtsuppe mit schwarzen Umbriatrüffeln» deklariert – erweist sich schliesslich als ein von Knoblauch dominiertes Mahl (Fr. 18.50). Weder die Kartoffeln noch der feine Trüffelgeschmack hatten hier auch nur den Hauch einer Chance, wahrgenommen zu werden. Wunderbar dagegen der Nachtisch: Der Goût des Waldbeerengratins mit Bourbonvanille-Eis, als Klassiker des Hauses angepriesen (Fr. 17.50), kitzelte noch Stunden nach dem Verzehr die Geschmacksknospen. Auch das Zartbitter-Schokoladen-Mousse hinterliess bei der Begleitung einen bleibend guten Eindruck. Die maximale Punktzahl Fazit des Abends: Ein etwas feinerer Pinselstrich und weniger grelle Farben wären dem Preis-Leistungs-Verhältnis zuträglich gewesen und dem kulinarischen Anspruch der Wirtschaft zur Höhe gerechter geworden. Beruhigend: Wenigstens bei den Klassikern der Schweizer Küche, gedacht für ein betuchtes, eher konservatives Publikum, waren die Köche auf der Höhe ihres Handwerks. Für die Ambiance im Garten und die schön gemachte Rudolf-Zender-Ausstellung vergibt der Kritiker die maximale Punktzahl. Wirtschaft zur HöheHöhestrasse 73, 8702 Zollikon044 391 5959, www.wirtschaftzurhoehe.chGeöffnet Di bis So, 11 bis 24 Uhr.
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