Nicht alle leiden unter dem Bahnhof-Chaos
Der Umbau am Solothurner Hauptbahnhof strapaziert die Nerven aller Betroffenen, doch die Geschäfte gehen unterschiedlich damit um. Das Solothurner Tagblatt hat bei betroffenen Läden nachgefragt.

Solothurn hat seit ein paar Wochen einen eigenen «Ground Zero» am Bahnhof und die Zeit bis Ende November scheint unüberbrückbar lang. Als Privatperson muss man sich zuerst mal orientieren, wo man genau noch durchgehen kann und sich damit abfinden, dass die Busse in der Regel ein paar Minuten zu spät kommen.
Labyrinth am Bahnhof
Das Ganze hat die Ausmasse eines Labyrinths angenommen, besonders wenn man mal ein paar Tage weg vom Fenster war. Die Situation verändert sich ständig. Doch wie wirkt sich der Umbau auf das umliegende Gewerbe aus? Die Reaktionen sind unterschiedlich.
Die Bäckerei Trüssel ist zurzeit sowieso am Umbauen und hat deshalb den Sprung auf die Gasse gewagt, sprich ein Wagen steht auf dem Gehweg und ein Plakat mit Aufschrift «Baustellenverkaufswagenumbauchaos» ist über das Trottoir gespannt. Die Verkäuferinnen Wally Stampfli und Gabriele Eyer nehmen es mit Humor: Zwar sei es etwas anstrengend, da die Arbeitsfläche unpraktisch sei und die Wespensaison beginnt, doch man sehe die temporäre Situation als willkommene Abwechslung an. Zudem sei das Ganze absehbar, die Neueröffnung im vergrösserten Geschäftsraum ist auf Ende September zu erwarten. Auch die Kundenfrequenz sei nicht beeinträchtigt, offenbar locke der Wagen noch mehr Kunden an als vorhin, da man präsenter sei: «Die Leute bleiben spontaner stehen, vorher gingen sie oft einfach weiter», lautet die Bilanz der Beiden. Einzig die Lärmbelastung sei am Anfang eine Zumutung gewesen.
Velochaos vor Geschäft
Wenig Freude hat Rolf Billeter von Musik Billeter: «Wir haben Probleme mit den Lieferanten, die Spediteure finden uns oft nicht». Zudem würde sein Laden mit einem «Velosalat» zu parkiert, man sei froh, wenn es endlich vorbei ist. Dummerweise fiel der Umbau exakt in die Hochsaison, August ist Schulanfang und die Musikschüler brauchten neue Instrumente: «Ohne meine Stammkundschaft wäre ich momentan verloren» meint der sichtlich frustrierte Instrumentenverkäufer. Positiv ist aber für Billeter das kulante Verhalten der Stadtpolizei, wenn sein Wagen mal länger auf dem Gehweg steht. Andererseits «‹bekomme ich Vögel›, wenn ich sehe, wie man zerschnittene Blachen über die parkierten Velos spannt», so was hätte man in früheren Jahren beim Hauptbahnhof auch nie gemacht. Gelassener sieht man es im Optikgeschäft Stocker. Inhaber Remo Sandi: «Für mich ist keine Auswirkung auf den Umsatz spürbar, der Umbau ist für uns nicht relevant» lautet seine Bilanz.
«Jammern bringt nichts»
er sieht sogar positive Effekte:Da nun alle Autos durch die Schänzlistrasse fahren, scheine es sogar so, dass das Geschäft besser wahrgenommen werde. «Jammern bringt nichts, man kann die Situation ja sowieso nicht ändern», meint Sandi, der zudem im Zusammenhang mit dem Umbau die Ansprechperson «Gewerbe Vorstadt» ist. Weniger erfreut ist man in der Bahnhofs-Apotheke. Für Geschäftsführerin Cristina Giuliani ist die Parkplatzsituation ein gravierendes Problem: «Viele unserer Kunden können kaum oder gar nicht gehen und sind auf nahe Parkmöglichkeiten angewiesen.» Dennoch sei ohne eine Ankündigung der Randstein vor dem Laden entfernt worden, damit sich die Busse auf einer Rampe kreuzen können, klagt Guiliani. Das rausgerissene Pflaster sei einfach liegen gelassen worden, der Weg sei wochenlang verbarrikadiert gewesen. Zudem stünden nun eine Menge Fahrräder auf dem Behindertenparkplatz.
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