Nach zwei Crashs: Schützen die Amerikaner ihre Boeing?
Die US-Luftfahrtbehörde zögert, die Boeing 737 Max zu grounden. Doch der Druck steigt.

Die Boeing 737 Max 8 bleibt vielerorts am Boden. Dies, nachdem innert fünf Monaten zwei Flugzeuge des Typs abgestürzt sind und insgesamt 346 Menschen ums Leben kamen. Was zu den Crashs führte, ist noch unklar.
Doch der Hersteller Boeing gerät immer stärker unter Druck, Antworten auf die drängendsten Fragen zu liefern. Ob etwa eine fehlerhafte Software Schuld an den Crashs ist. Egal, was am Ende die Ursache war: Die beiden tragischen Unfälle entwickeln sich für Boeing zum Fiasko.
Die amerikanische Flugbehörde (FAA) zögert beim Entscheid, die 737 Max zu grounden. Nachdem nun auch die europäische Flugbehörde Easa ein Flugverbot für die 737 Max verhängte, steht die FAA fast alleine da mit ihrem Entscheid. Hinzu kommen die Forderungen von US-Politikern, das Flugzeug aus dem Verkehr zu ziehen.
Nur: Die FAA selber hat das Flugzeug als sicher eingestuft und zugelassen. Jetzt zuzugeben, dass man falsch lag, wäre ein herber Schlag für die Behörde.
Gegen Boeing entschieden
Ein industriepolitischer Schachzug zum Schutz von Boeing ist derweil unrealistisch. Das zwischenzeitliche Grounding der 787 durch die FAA vor rund sechs Jahren zeigt, dass die US-Behörde nicht zimperlich mit dem heimischen Flugzeughersteller umgeht. Zudem gilt die FAA als streng, was Zulassungen anbelangt.
Erst spät hat Donald Trump auf den jüngsten Absturz des Flugzeugs reagiert. Er zeigte sich auf Twitter zurückhaltend. Trump schrieb bisher einzig, dass Flugzeuge komplexer würden und die Piloten die Möglichkeit haben müssten, einzugreifen.
Den Hersteller Boeing nannte der Präsident nicht explizit. Nach seinen Tweets habe laut US-Medien ein Telefonat zwischen Trump und Boeing-Chef Dennis Muilenburg stattgefunden. Wie die «New York Times» berichtete, hat Muilenburg bei Trump darum geworben, die Zulassung für die Flugzeuge nicht aufzuheben.
Noch kein klares Signal von Trump
Ob der Präsident allerdings einen grossen Einfluss hat auf die FAA, ist fraglich. Falls sich aber Trump dazu entschliesst, Boeing öffentlich den Rücken zu stärken, wäre das zumindest ein Zeichen an die Behörde.
Fest steht, dass Boeing als grösstes Exportunternehmen sehr wichtig ist für die amerikanische Wirtschaft. Entsprechend grosse Auswirkungen hätte ein Entscheid gegen das Flugzeug.
Die Boeing 737 Max sollte Boeing die Vormachtstellung in der Luftfahrt für die nächsten Jahre sichern. Das Geschäft mit Zivilflugzeugen teilen vor allem Boeing und der europäische Konkurrent Airbus unter sich auf. Dahinter kämpfen Hersteller wie die brasilianische Embraer um Kunden.
Die Konkurrenz aus China
Noch weit abgeschlagen ist die chinesische Comac. Doch deren Voraussetzungen sind erfolgversprechend: Hinter der Firma stehen der Staat und mit ihm entsprechende finanzielle Mittel, um dereinst zu den grossen Herstellern aufzuschliessen.
China war auch das Land, das die Boeing 737 Max sehr rasch aus dem Verkehr gezogen hat. War dies auch ein industriepolitischer Entscheid? «Das glaube ich nicht», sagt Thomas Jaeger vom Daten- und Nachrichtenportal CH-Aviation. «Die Flugzeuge von Comac sind noch weit entfernt von westlichen Fliegern, was die Qualität anbelangt.» Ein solcher Entscheid käme demnach viel zu früh, um Comac zu helfen. «Der Entscheid der Behörde hat chinesische Airlines in Staatsbesitz getroffen», sagt Jaeger.
Der Comac C919 steht in direkter Konkurrenz zur Airbus-320neo-Familie und zur Boeing 737 Max. Bisher haben die Chinesen über 800 Bestellungen für den Jet erhalten, die meisten davon aus dem heimischen Markt. Die C919 wird auf Kurz- und Mittelstrecken eingesetzt und soll ab 2021 auf Linienflügen eingesetzt werden.
Müssen Airbus und Boeing die Konkurrenz aus China fürchten? «Erst wenn die grossen chinesischen Airlines die C919 über längere Zeit zuverlässig einsetzen können, ist das möglich», sagt Thomas Jaeger. Bis dahin werden sich internationale Airlines hüten, auf das chinesische Flugzeug zu setzen.
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