Nach SVP-Knall: Präsident sieht sich als Bauernopfer
Christoph Blocher interveniert: Die gesamte Zürcher SVP-Führung tritt zurück. Der Präsident äussert sich kritisch.
Die Zürcher Kantonalsektion der SVP zieht die Konsequenzen aus der Wahlniederlage vom vergangenen Sonntag. Der Parteipräsident, die beiden Vizepräsidenten sowie die zwei Parteisekretäre treten von ihrem Ämtern zurück, teilte die SVP des Kantons Zürich am Freitag mit.
Dieser Schritt erfolge im Interesse der «alles entscheidenden nationalen Wahlen im Herbst» 2019, heisst es weiter. Am Montag, 1. April,beruft die Partei eine ausserordentliche Kantonalvorstandssitzung ein, welche die Reorganisation verabschiedet und der Delegiertenversammlung vom 2. April entsprechend Antrag stellt. Die DV wird abschliessend über die Reorganisation entscheiden.
Auch Gregor Rutz tritt zurück
Gemäss gut informierten Kreisen zog Christoph Blocher die Fäden. An der Parteivorstandssitzung vom Dienstag sprach zunächst Präsident Konrad Langhart. Und als danach Stille im Saal herrschte, ergriff SVP-Urvater Blocher das Wort und gab den Tarif durch. Blocher setzte sofort eine Arbeitsgruppe ein und liess durchblicken, dass er eine Lösung bis zur Delegiertenversammlung vom nächsten Dienstag will.
Neben Langhart treten namentlich auch Nationalrat Gregor Rutz, 1. Vizepräsident, und Kantonsrat Stefan Schmid, 2. Vizepräsident, von ihren Funktionen zurück. Ebenfalls zurücktreten wird der Parteisekretär, Kantonsrat Roland Scheck, sowie der stellvertretende Parteisekretär und Fraktionssekretär, Christoph Bähler.
Camille Lothe, Präsidentin der Jung-SVP, ist stolz:
Langhart: «Ich bin ein Bauernopfer»
«Ich bin ein Bauernopfer, trage aber ein Stück weit auch Verantwortung», sagte Konrad Langhart am Freitag zu seinem Rücktritt als Präsident der SVP Zürich. Der Wunsch nach frischen Köpfen in der Parteileitung sei diese Woche vom Parteivorstand geäussert worden.
Zur Frage, ob auch SVP-Übervater Christoph Blocher Druck gemacht habe, bestätigt Langhart die Recherchen des «Tages-Anzeigers»: «Herr Blocher hat sicher seinen Einfluss geltend gemacht.» Der Parteipräsident räumt mit Blick auf die Wahlschlappe vom letzten Sonntag durchaus Fehler ein. «Ich wollte die SVP wieder zurück zu den Wurzeln, zur Basis führen. Das ist mir zu wenig gelungen.»
«Will nicht die Verantwortung übernehmen»
Allerdings glaubt er nicht, dass der geschlossene Rücktritt der Parteileitung alle Probleme der SVP lösen werde. Das Image der Partei werde auf nationaler Ebene gemacht. Ein Stück weit trete er auch aus eigenen Stücken zurück. «Wenn es im Herbst bei den nationalen Wahlen wieder Verluste gibt, kann und will ich nicht die Verantwortung übernehmen.» Zudem sei er der falsche Mann, wenn intern ein härteres Auftreten der Partei gefordert werde.
Am kommenden Montag beruft die Partei eine ausserordentliche Kantonalvorstandssitzung ein, welche die Reorganisation verabschiedet und der Delegiertenversammlung vom Dienstag einen entsprechenden Antrag stellt. «Wir werden dann Namen potenzieller Nachfolger präsentieren», sagte Langhart. Die Delegiertenversammlung wird gemäss Statuten abschliessend über die Reorganisation entscheiden.
Wahlschlappe im Kanton Zürich
Die SVP hatte bei den Kantonsratswahlen vom Sonntag 5,6 Prozent Wähleranteile verloren. Das kostete die Partei neun Sitze, worauf die bürgerliche Mehrheit im Zürcher Kantonsrat verloren ging. Darauf hatte es in der Zürcher SVP angefangen, gewaltig zu rumoren.
Interview mit Konrad Langhart am 24. März 2019:
Christoph Blocher geniesst heute offenbar das Wetter im Thurgau:
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