Nach heftiger Kritik: Bundesanwalt macht Gedächtnislücke geltend
Wird sein Geheimtreffen mit dem Fifa-Boss Michael Lauber zum Verhängnis? Der unter Druck stehende Bundesanwalt hat sich erstmals verteidigt.

Michael Lauber nahm in der «Samstagsrundschau» erstmals Stellung zur jüngsten heftigen Kritik an seinen informellen Treffen mit Fifa-Präsident Gianni Infantino. Der Bundesanwalt war wegen eines nicht kommunizierten dritten Treffens mit dem Fussballboss sogar zum Rücktritt aufgefordert worden. Nun wehrte sich Lauber im Liveinterview gegen die Vorwürfe.
Zum Auftakt der Radiosendung sagte er, auch er müsse davon ausgehen, dass es die ominöse dritte Zusammenkunft von ihm mit Infantino im Sommer 2017 gegeben habe. Das habe die Bundesanwaltschaft auch ihren Aufsehern so kommuniziert. Er erinnere sich aber nicht mehr an dieses dritte Treffen. An die früheren Zusammenkünfte habe er Erinnerungen – an die erste Zusammenkunft, weil es die erste war, und an die zweite, weil der Zugverkehr davor gestört gewesen war und er sich massiv verspätet hatte.
An das dritte Treffen habe er keine Erinnerung mehr. Auch Infantino hatte in einer Strafuntersuchung gesagt, er könne sich nicht an eine dritte Zusammenkunft erinnern. Ebenfalls eine Erinnerungslücke geltend gemacht hatte der Walliser Oberstaatsanwalt Rinaldo Arnold, der die Treffen eingefädelt hatte.
Lauber stellte die Zusammenkünfte, die nicht in Büros der Bundesanwaltschaft, sondern in einem Zürcher Restaurant und in einem Berner Hotel stattgefunden hatten, als unspektakulär dar. Es sei bei allen Treffen mit Infantino immer um Datenaufbereitung und Einordnung gegangen, sagte der Bundesanwalt – alles sei «courant normal» gewesen. Solche Zusammenkünfte dienen gemäss Lauber unter anderem dazu, unnötige Verfahrensverzögerungen zu verhindern.
Bundesanwalt: «Ich lüge nicht»
«Herr Infantino war nie Beschuldigter, weder im Fifa- noch im Uefa-Verfahren», betonte der Bundesanwalt weiter. In einer Strafuntersuchung wegen sonderbarer TV-Verträge des Europäischen Fussballverbands spielte aber eine Unterschrift des früheren Uefa-Rechtschefs Infantino ein zentrale Rolle. Die Bundesanwaltschaft stellte ihr Uefa-Verfahren wenige Monate nach dem ominösen dritten Treffen Lauber - Infantino ein.
Lauber sagte nun im Interview, dass der Einstellungsentscheid im Uefa-Fall schon rund einen Monat vor der dritten Zusammenkunft gefallen sei und auch intern festgehalten wurde. Er fügte noch an: «Ich lüge nicht.» Solche Vorwürfe weise er zurück. Er habe auch nichts bewusst verschwiegen. Er habe keinen Grund gehabt, zwei Zusammenkünfte mit Infantino zu kommunizieren und eine dritte zu verheimlichen. Die Bundesanwaltschaft hatte die beiden ersten Treffen auf Anfrage publik gemacht, nachdem das Tamedia-Recherchedesk in Football-Leaks-Unterlagen auf Hinweise darauf gestossen war. Als internen Fehler stellte es Lauber dar, dass man nicht früher beim manuellen Durchforsten der Agenden der Mitarbeiter der Bundesanwaltschaft auf die dort vorhandenen Informationen zum dritten Treffen mit dem Fifa-Chef gestossen sei. Auf das dritte Treffen war erst kürzlich ein Sonderstaatsanwalt des Kantons Wallis gestossen, der wegen der Kontakte ermittelte.
Auf die Frage des «Samstagsrundschau»-Interviewers, was ein Strafverfolger sagen würde, wenn Verdächtige sagten, dass sie sich nicht an eines ihrer Treffen erinnern könnten, entgegnete Lauber, man dürfe als Strafverfolger nicht an Verschwörungstheorien glauben.
Lauber will kandidieren
Lauber will an seiner Kandidatur für eine dritte Amtszeit festhalten, selbst wenn gegen ihn eine Disziplinaruntersuchung eingeleitet werde, sagte er. Die Aufsichtsbehörde der Bundesanwaltschaft klärt derzeit ab, ob dieser Schritt nötig ist. Das Parlament wählt den Bundesanwalt voraussichtlich in der Sommersession.
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